Vorbild: Im Zuge von Neptune, einer Teiloperation der Operation Overlord, sollten die alliierten Truppen von Groß Britannien aus übersetzend den Strand in der Normandie angreifen und dort Brückenköpfe bilden. Der vorgesehene Küstenabschnitt wurde in die Strandabschnitte Utah, Omaha (beide den US-Amerikanern zugewiesen), Gold (Briten), Juno (Kanadier) und Sword (Briten und Franzosen) unterteilt. Der ca. 10 km lange Omaha Beach wurde zudem in acht Zonen gegliedert: Charlie, Dog Green, Dog White, Dog Red, Easy Green, Easy Red, Fox Green und Fox Red. Im Westen kam noch der Pointe du Hoc dazu, einem befestigten Kliff, von wo aus die Deutschen auf den Utah- und Omaha-Abschnitt schießen konnten.
Die Alliierten planten zunächst den Angriff am 05. Juni, mussten diesen aber wegen schlechten Wetters um einen Tag verschieben. Das Wetter, und somit auch der Seegang, wurde jedoch kaum besser. Da die Landung sonst aber um mehrere Tage hätte verschoben werden müssen, was mit weiteren Problemen behaftet gewesen wäre, entschied man sich final für eine Landung am 06. Juni. Am Omaha Beach begann der Angriff nach vorherigem schweren Luftbombardement und Seebeschuss der deutschen Stellungen. Die US-Amerikaner versuchten ihre Infanterie und schwereres Gerät mit Landungsbooten an den Strand zu bringen. Zudem sollten Sherman DD (M4 Sherman-Panzer mit Schwimmhüllen) den Angriff unterstützen. Der schwere Seegang sorgte jedoch dafür, dass viele Landungsboote nicht ihr vorgesehenes Ziel erreichten und dass mehrere Boote kenterten. 27 Sherman DD gingen noch im Wasser unter. Die Truppen an den Omaha Stränden mussten nicht nur feststellen, dass sie teilweise falsch angelandet waren und somit das Gelände nicht kannten, sondern dass viele deutsche Stellungen trotz des vorherigen Beschusses intakt waren. Somit entbrannten an diesem Strandabschnitt sehr intensive, blutige Kämpfe, die teilweise bis zum späten Nachmittag anhielten. Die Verluste allein an diesem Abschnitt betrugen mehrere tausend Mann. Somit hat sich der D-Day und insbesondere der Omaha Beach bis heute tief in das US-amerikanischen Gedenken an den Zweiten Weltkrieg verankert.
Quelle:
Wikipedia, Artikel Omaha Beach und Operation Neptune
Verpackung: Heller bringt alle Jahre wieder größere Sets mit hauseigenen Bausätzen zum Thema D-Day heraus. Dieses Mal sind unter dem Namen „Omaha Beach“ ein Set mit einem Landing Craft Vehicle & Personal (LCVP), einem M4 Sherman und einem Gussrahmen US Infanterie erschienen. Diese Bausätze sind altbekannt. Heller gibt an, dass die Formen 2020/2021 jedoch generalüberholt wurden. in dem unstabilen Klappkarton sind in schwarzes Papier (statt in Plastiktüten) gewickelt die einzelnen Spritzgussrahmen gelegt worden. Die Verpackung mag nun umweltfreundlicher sein, die Teile sind so aber definitiv nicht mehr ausreichend vor stärkeren Bewegungen geschützt.
M4 Sherman: Der Bausatz ist eine Wiederauflage von 2013. Dieser besteht aus 151 Teilen an vier braunen Spritzgussrahmen, nebst schwarzen Gummiketten, der Anleitung sowie den Decals und wurde an dieser Stelle schon einmal vorgestellt. Gussrahmen, Materialfarbe, Bauanleitung und Decals sind unverändert. Die Gussqualität ist weiterhin gut, nur leider sind auch die Ketten unverändert. Aus meiner Sicht sind diese die größten Schwachstellen des Bausatzes, bei denen es sich lohnt, neue zu beschaffen, anstelle die sichtbaren Auswerfermarkierungen auf dem beweglichen Material zu verspachteln. Ansonsten handelt es sich laut Aussage vieler 1/72er-Modellbauer um den besten Sherman-Bausatz in diesem Maßstab (mit dem Dragon-Bausatz zusammen). Er ist für Einsteiger mit ein wenig Erfahrung geeignet, befriedigt aber auch die Ansprüche fortgeschrittener Modellbauer, insbesondere wegen seiner verschiedenen Bauoptionen. Wer möchte, kann natürlich auch Ätz-, Resinguss- oder 3D-Druck-Teile sowie ein gedrehtes Rohr zur weiteren Detaillierung verwenden – der Zubehörmarkt bietet für diesen Bausatz reichlich an.
Die Bau- und Bemalungsanleitung besteht aus einem unpraktisch großen, farbig bedruckten Blatt Papier. Die einzelnen Schritte sind etwas unübersichtlich gestaltet, gehen aber immerhin auf die einzelnen Bemalungsoptionen ein. Als Farbsystem wird Humbrol angegeben. Zur Bemalung werden folgende Optionen aufgeführt:
- “Hurricane”, 66th Armored Regiment, 2nd Armored Division, Normandie, vermutlich 9. Juni 1944, olivgrün mit Tiefwaatschacht
- “Intruder II”, 67th Armored Regiment, 2nd Armored Division, Normandie, 18. Juli 1944, olivgrün
- 8th Tank Battalion, 4th Armored Division, Normandie, Sommer 1944, olivgrün mit braunen Tarnflecken
Die oben aufgeführten Panzer sind nicht am D-Day eingesetzt worden. Zudem bedarf es für den Seetransport mindestens eines Landing Craft Tank (LCT). Somit ist ein Sherman nicht auf dem LCVP darstellbar.
Landing Craft Vehicle & Personal (LCVP): Dieser Bausatz wird seit 2004 von Heller und, bis zur Einführung eines eigenen LCVP, von Airfix vertrieben. Insgesamt gehören hierzu 88 Teile an vier grauen Spritzgussrahmen, etwas Garn, die Anleitung und die Decals. Der Bausatz wurde unter dem Label Airfix, aber mit dem gleichen Inhalt, an dieser Stelle bereits vorgestellt. Den Abspritzungen ist das Alter der Formen, trotz Restaurierung, deutlich anzusehen. Es ist viel Flash zu entfernen und die Auswerfermarkierungen drücken sogar an den gegenüberliegenden, sichtbaren Seiten durch! Positiv zu erwähnen ist, dass neben dem LCVP auch drei Soldaten als Bootsbesatzung sowie Strandhindernisse beiliegen. Die Detaillierung aller Teile, inkl. Figuren und Hindernissen, ist einfach gehalten und leidet zusätzlich unter den schwachen Gussformen. Dafür ist der Bausatz für Einsteiger mit ein wenig Erfahrung geeignet. Wer den Bausatz aufbessern möchte, findet mit etwas Suche auf dem Zubehörmarkt auch passende Teile, etwa Besatzungsmitglieder, Dioramenuntergründe und natürlich Strandhindernisse.
Die Bau- und Bemalungsanleitung besteht aus einem großen, farbig bedruckten Blatt Papier. Die einzelnen Schritte sind etwas unübersichtlich gestaltet. Als Farbsystem wird Humbrol angegeben. Zur Bemalung werden folgende Option aufgeführt:
- PA33-4, Uncle Red, Utah Beach, Normandie, 06. Juni 1944, US-Schattengrau mit schwarzgrünem Rumpf
- PA26-19, Easy Red, Omaha Beach, Normandie, 06. Juni 1944, US-Schattengrau mit schwarzgrünem Rumpf
PA33-4 passt thematisch natürlich nicht zum Omaha Beach Set. Zudem ist darauf zu achten, dass LCVP keine Panzer, sondern nur Fahrzeuge bis zu 2,7 Tonnen oder einen Infanteriezug transportieren konnten. Somit ist dieses Boot mit dem beiliegenden Sherman nicht beladbar.
Die enthaltene US-Infanterie wird an einem braunen Spitzgussrahmen geliefert und steht bei Heller seit 2013 im Produktkatalog. Die Figuren sind für diese Art der einteiligen Ausführung relativ hart und somit gut bearbeitbar. Nichtsdestotrotz haben die Figuren die üblichen Schwachstellen: keine Hinterschneidungen, schwache Details besonders bei Handwaffen, Falten und Gesichtern, dicke Bodenplatten sowie eine geringe Anzahl an meist unnatürlichen Posen (hier 15 unterschiedliche Posen auf 28 Figuren verteilt). Die Abspritzung ist zudem unsauber und von den Figuren muss einiges an Flash entfernt werden. Man wird doch sehr an ein 80er-Jahre-Figurenset erinnert, anstelle an moderne Formen. Dieser Figurensatz ist somit eher für Anfänger und Dioramenbauer, die Masse statt Klasse darstellen wollen, geeignet. Wer es besser detailliert haben möchte, für den gibt es als Alternative genügend Hersteller mit gut gemachten Figuren zum Thema D-Day – aus Spritzguss, Zinn oder auch Resin(-Druck).
Fazit:
Heller bringt mit diesem Set eine Kombination von drei hauseigenen Bausätzen heraus. Wer einfach eine Szene am Omaha Beach ohne große Ansprüche darstellen möchte, kann hier gerne zugreifen. Wer es detaillierter möchte, dem sei eher zum Einzelbausatz des Heller Shermans, dem neueren Airfix LCVP und anderen Figuren geraten. Die Bausätze von Heller sind für Einsteiger mit ersten Erfahrungen im Hobby geeignet.
Erhältlich ist der Bausatz für ca. 20 € beim Modellbaufachhändler.
Philip Koch, Godern (Dezember 2023)