Vorbild: Die Arado Ar 234 war als erster Strahlenbomber in die Luftfahrtgeschichte eingegangen. Jedoch gelang es gegen Kriegsende nicht mehr, diesen fortschrittlichen Typ in bedeutenden Stückzahlen herzustellen. Das Flugzeug war prinzipiell recht gelungen und es hätte der Luftwaffe sicherlich sehr gute Dienste leisten können, wäre es schon etwas früher verfügbar gewesen. Eine Herausforderung im Rahmen der Entwicklung stellte ein optimales Konzept für das Fahrwerk dar, denn die ersten Maschinen starteten nur mithilfe eines Startwagens, der auf der Erde verblieb.

Später wurde der Rumpfquerschnitt etwas vergrößert, um Platz für die zwei Räder zu schaffen, während das Bugrad hinter dem Cockpit einen Platz zum Einfahren fand. Im Einsatz bewährte sich das neue Flugzeug ausgezeichnet, besonders in der Rolle des Aufklärers. Die mitgeführten Bomben ließen aber die überragenden Flugleistungen absinken, so dass feindliche Jäger nunmehr eher eine Chance zum Abfangen erhaschen konnten. Es waren auch noch einige weitere Varianten, wie die als Nachtjäger, geplant.

Bausatz: Als eine der letzten Neuerscheinungen vor dem Bankrott der Firma Frog erschien 1976 noch ein Kit der Arado Ar 234 im Maßstab 1/72. Dessen Gussform gelangte jedoch (zusammen mit allen anderen Luftwaffe-Baumustern) danach zu Revell nach Bünde. Somit ging dieser interessante Bausatz glücklicherweise nicht verloren und konnte damit weiterhin angeboten werden. Zuletzt wurde er 1992 in einer Matchboxschachtel verpackt ausgeliefert, dann wendeten sich die Ostwestfalen dem Dragon-Kit zu.

Tatsächlich haben wir es hier mit einem typischen Frog Baukasten aus der späteren Phase zu tun. Alle Teile wären nämlich bereits gut geschützt an Gussrahmen befestigt. Die Außenseiten weisen lediglich feine „Linien“ auf, um Oberflächendetails darzustellen. Bewegliche Ruderflächen oder Ähnliches sucht man hier vergeblich. Die Klarsichtteile haben, wie auch bei Italeri, an den Verstrebungen nur wenig hervortretende Außenkanten. Gläser für Landescheinwerfer werden nicht mitgeliefert. Die früher verwendeten universellen Jet-Piloten mit dem amputierten Spann an den Füßen sind weit besseren Nachbildungen aus der WK-II Ära gewichen.

Die Außenhaut des Kits stellt einen interessanten Kontrast zu den seinerzeit noch häufig von symmetrischen Nieten-Rastern überzogenen Oberflächen anderer Anbieter da. Ob sie dadurch nun aber tatsächlich authentischer als jene des Lindberg-Modells wirkt, bleibt Geschmackssache. Zumal es ja zu versenkt gravierten Objekten an Rumpf und Tragflächen eigentlich keine echte Alternativen gibt. Dazu käme, dass auch hier nicht alles so umgesetzt wurde, wie es auf den Dreiseiten-Skizzen abgebildet ist. Aber egal, das große Plus dieses Baukasten liegt ja auch mehr in seinem Variantenreichtum! Der ist tatsächlich einmalig. Es liegen nämlich nicht nur zusätzlich vier BMW-Triebwerke bei, sondern auch noch eine Fieseler „V-1“, die Huckepack am Oberrumpf angebracht werden kann. Verschiedene Bomben, Zusatztanks, und zwei „Rauchgeräte“ runden die Ausstattung ab. Hinzu kommen noch zwei unterschiedliche Bugsektionen, nämlich die B-2 und die C-2 Kanzel. Dadurch bekommt man hier etwas ganz Besonderes, auch wenn das meiste davon sicher aber schon dem „Luftwaffe 1946“-Sektor zufällt!

Die Streben des Hauptfahrwerks wären genauso wie schon bei Lindberg eher detailarm, da unter anderem die Spurgabeln fehlen. Die „V-1“ ist leider ebenfalls recht simpel nachgebildet, da man diese aber quasi umsonst bekommt, darf man wohl nicht meckern. Die Zwischenräume innerhalb der Verstrebungen der „Rauchgeräte“ sind leider nicht durchbrochen abgegossen. Hier sollte man dann selber tätig werden, um einen authentischeren Eindruck zu erreichen. Zudem findet man innen an den Klarsichtteilen noch störende „Nasen“ um die Lage des Armaturenbrett zu markieren. Immerhin besitzt dieses aber schon erhabene Konturen für die Zeigerinstrumente! Ansonsten existiert abgesehen vom Piloten nebst seinem Sitz keine Cockpitausstattung. Am Rumpf ist in den Vertiefungen der Radschächte eine schraffierte Fläche abgegossen worden, um den Eindruck von „Innendetails“ zu suggerieren. Es liegen diesbezüglich bereits auch noch geöffnete Fahrwerksklappen bei, die eine Ausrichtung bei ausgefahren Rädern unnötig machen!

Die Vergratung ist wie bei Frog üblich nicht besonders stark ausgeprägt. Unten am Seitenruder findet man allerdings Sinkstellen. Vor dem Zusammenbau sollte man, wie auch bei der Lindberg-Arado, sicherheitshalber versuchen, etwas Metallschrott oder kleine Steinchen als Buggewicht in den Vorderrumpf oder in den vorderen Teil der Düsentriebwerke packen. Damit sollte der Schwerpunkt weit genug nach vorne rücken, um ein Absinken des Rumpfes nach hinten zu verhindern!

Der Decalsheet enthält neben der schon von Lindberg bekannten F1 + MT auch noch Hoheitszeichen für die vierstrahlige Version, die bekanntlich jedoch nicht mehr zum Einsatz kam.

Fazit: Abschließend betrachtet liegt hier also bestimmt etwas mehr als nur ein „Easykit“ vor. Ich würde ihn daher eher als einen soliden Basis-Bausatz einstufen, den es individuell zu verbessern gilt. Jedoch ist er freilich schon recht in die Jahre gekommen, wegen seiner reichhaltigen Ausstattung aber evtl. immer noch interessant. Gebraucht tauchen immer noch einige Exemplare (auch in Revell- und Matchbox-Schachteln) im Internet auf. Damit sollten sich dann wohl auch Nostalgiker und Sammler angesprochen fühlen. Ansonsten kann hier ohne allzu viel Bauaufwand theoretisch eine recht authentische Nachbildung der seltenen Ar 234 möglich sein, was auch einem Einsteiger gelingen sollte. Daher kann man diesen Bausatz meines Erachtens also durchaus empfehlen.

N. (Mai 2023)

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