Vorbild: REVELL hat sich einer (weiteren) britischen Legende angenommen, der Hawker Hurricane Mk IIb im Maßstab 1/32. Der Prototyp des historischen Vorbilds hatte seinen Erstflug im Jahr 1935 und basierte auf dem Doppeldecker Hawker Fury. Dabei mussten auf dem Weg zur Hurricane etliche Widerstände überwunden werden, da zu Beginn der 30er Jahre noch etliche Bedenken bestanden, ob denn das Konzept des Eindeckers als Kampfflugzeug taugte. Aber ab Ende 1937 begann die Royal Air Force (R.A.F.) mit der Einführung des Typs; gegen Ende der Luftschlacht um England 1940 hatten die im Einsatz befindlichen Hurricanes mehr feindliche Flugzeuge abgeschossen als alle anderen im Einsatz befindlichen britischen Flugzeugtypen und die britische Luftabwehr gemeinsam.

Die Mk II wurde durch die R.A.F jedoch erst im Oktober 1940 nach der gewonnenen Luftschlacht um England eingeführt. Wesentliche Verbesserung zur Mk I war die Verwendung des stärkeren Motors Rolls-Royce Merlin XX mit verbesserter Kühlung, wodurch sich auch das Rumpfvorderteil etwas verlängerte. Zudem wurde ein veränderter Propeller mit einer stromlinienförmigeren Haube verbaut. Im Laufe der Karriere der Mk II kamen weitere Optimierungen dazu, beispielsweise ein geändertes Spornrad, verstärkte Flügel zur Mitnahme von Bomben oder Zusatztanks sowie stärkere Bewaffnung. Die Mk IIb im Speziellen war eine mit 12 Browning-Maschinengewehren im Kaliber .303 bewaffnete Jägervariante, die die Briten selbst an allen Kriegsschauplätzen einsetzten und die auch an die Sowjetunion geliefert und durch sie eingesetzt wurde. Auch wurde die Mk IIb – laut Literatur hier mit wenig Erfolg und vor allem zwecks Beruhigung der britischen Bevölkerung – als Nachtjäger eingesetzt.

Bausatz: Bei dem mit einem gelungenen Deckelbild versehenen Bausatz handelt es sich tatsächlich um eine nagelneue Eigenentwicklung von REVELL! Im Karton befinden sich insgesamt neun Spritzlinge; für die Erstellung des Modells müssen davon 118 Teile abgetrennt und verarbeitet werden.

Deren Qualität – auch diejenige der Klarsichtteile – ist einwandfrei, alle Gravuren sind schön ausgeprägt und entsprechen zudem den Risszeichnungen in dem neuen Buch von Richard A. Franks über die Hurricane (s.u.), nichts ist verzogen oder mit Grat versehen. Mich persönlich hat das sehr gefreut, denn bei einigen meiner letzten Anschaffungen von REVELL war das nicht immer der Fall, insbesondere die Klarsichteile konnten mich weder bei Spitfire Mk II noch bei der Me 262 A-1/A-2 vollends überzeugen.

Dieses Modell des frühen britischen Jägers ist jedoch rundum gut gelungen. Das einzige wirklich notwendige Zurüstteil bzw. selbst zu ergänzende Detail stellen meiner Meinung nach Gurte für den Pilotensitz dar, da selbst keine Decals für ihre Darstellung enthalten sind. Die Abziehbilder sind allesamt – auch das typisch für den Marktführer aus Bünde – sauber gedruckt und bieten neben zwei Markierungsvarianten auch eine Fülle von Wartungshinweisen an.

Folgende Versionen sind mit den Decals darstellbar:

  • Hurricane Mk IIb mit der Kennung NV ⃝ B und typischem Sichtschutzanstrich in Dark Earth und Dark Green auf der Ober- sowie Sky auf der Unterseite, No. 79 Squadron, Wales, Juli 1941
  • Hurricane Mk IIb-Nachtjäger mit der Kennung SW ⃝ S und schwarzem Sichtschutzanstrich, No. 253 Squadron, England, Ende 1941

Zusammenfassend möchte ich positiv hervorheben:

  • Die stimmige Darstellung des Rumpfes mit dem im Vergleich zur Mk I anders ausgeführten Ölkühler, der längeren Nase und der bei dieser Version verwendeten metallbeplankten Flügel, die mit den mir vorliegenden Risszeichnungen von Richard A. Franks übereinstimmt,
  • das sehr detaillierte Cockpit mit dem für die Mk II korrekten Instrumentenbrett und mit der wunderschön dargestellten, für Hawker-Flugzeuge typischen Stahlrohrkonstruktion,
  • den schon out-of-the-box überzeugenden Fahrwerkschacht,
  • sowie das REVELL-typische gute Preis-Leistungs-Verhältnis.

Kleinere Kritikpunkte hingegen sind:

  • für die Nachtjägerversion fehlen die typischen Bleche an den Seiten der hinteren Motorabdeckung, die verhindern sollten, dass der Pilot durch die Abgasflammen geblendet wird. Da wird der Zuberhörhandel aber bestimmt bald tätig werden oder der geneigte Modellbauer schafft selbst Abhilfe und scracht diese beiden Leisten.
  • Beim Betrachten von Fotos des Vorbilds wird zudem klar, dass REVELL die kleineren Nietreihen auf den Metallflügeln nicht dargestellt hat. Hier wird der Hurricane-Enthusiast daher kaum am Einsatz eines Nietrades oder an anderen Produkten für deren Darstellung vorbeikommen.

Fazit: Ein großartiges Modell mit wenigen Schwächen, welches wirklich Lust auf weitere Versionen des britischen Mehrzweckkampfflugzeuges macht. Da die Hurricane von sehr vielen Kriegsparteien geflogen wurde – sogar auf Seiten der Achse – und dabei viele interessante Tarnkleider getragen hat, werden wir uns in den nächsten Jahren sicherlich häufiger im Netz und auf Ausstellungen an dieser gelungenen Miniatur im Maßstab 1/32 erfreuen können! Danke an REVELL für das Besprechungsmuster und für das schöne neue Modell.

Literatur:

Richard A. Franks: The Hawker Hurricane – A Complete Guide to the Famous Fighter, Airframe & Miniature No. 16 (kompakte Gesamtdarstellung in englischer Sprache aus dem Jahr 2020 zu allen Varianten des Typs mit Entwicklungs- und Einsatzgeschichte, Farbprofilen, Risszeichnungen, Bilder von Originalen sowie Ausführungen zur Darstellung der Hurricane im Modell)

Matthias Böcking, März 2023

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