Vorbild: Schwedens Verteidigungskonzept sieht die Nutzung von Hochleistungskampfflugzeugen auf Start- und Landebahnen jeder Länge vor, was STOL-Eigenschaften verlangt. Der als Nachfolger für die Saab 35 Draken für diese schwierigen Anforderungen entwickelte Vielzwecktyp war die Saab Viggen (Donnerschlag).
Erste Studien für das System 37 der schwedischen Luftwaffe (Flygvapnet), aus dem die Saab 37 hervorging, begannen bereits 1952. Gefragt war ein vielseitiges Kampfflugzeug, das sowohl als Jäger als auch für Angriffe auf Bodenziele und für die Aufklärung adaptiert werden konnte. Insgesamt war ein vollkommen integriertes Luftverteidigungs-Waffensystem in Anlehnung an amerikanische Vorbilder gefordert, für die das neue Flugzeug die fliegende Komponente sein sollte.
Die eigentlichen Entwicklungsarbeiten für die Viggen begannen dann 1962. Saab wählte eine sehr fortschrittliche Auslegung mit großen Canards, die erheblichen Auftrieb liefern. Diese aerodynamische Auslegung in Verbindung mit dem leistungsstarken Triebwerk, einem ursprünglich zivilen Pratt & Whitney JT8D, das von Volvo Flygmotor mit einem Nachbrenner versehen wurde, erbrachte im Wesentlichen die gewünschten Kurzstarteigenschaften. Das Fahrwerk wurde für harte Landungen mit großen Sinkgeschwindigkeiten bis 5 m/s ausgelegt, die nach dem Aufsetzen automatisch aktivierte Schubumkehr half die Landestrecke deutlich zu verkürzen. Das Flugzeug war im Gegensatz zu heutigen Jagdflugzeugen aerodynamisch stabil. Die Planungen in der Mitte der 1960er-Jahre sahen eine Beschaffung von 832 Flugzeugen vor.
Die erste von sieben Prototypmaschinen Viggen (37-1) hob am 8. Februar 1967 mit Erik Dahlström in Linköping zum Jungfernflug ab. Einen Monat später ging der erste Serienauftrag für 100 Maschinen, darunter 17 Trainer, ein. Das erste Serienflugzeug flog am 23. Februar 1971. Es ging an das Geschwader F 7 in Såtenäs, das ab Juni auf das neue Muster AJ 37 umrüstete und 1972 eine erste Staffel einsatzbereit hatte.
Die Lieferung der von den Systemen her wesentlich geänderten Jagdversion JA 37 folgten ab 1978. Der Abfangjäger JA 37 hatte den Rumpf der AJ 37 mit dem Heck des Trainers Sk 37, stärkere Triebwerke und Elektronik sowie Bewaffnung, die auf die Abfangaufgabe zugeschnitten war. Insgesamt fünf Prototypen entstanden, von denen der erste 1974 flog. Die ersten der 149 JA 37 traten 1979 ihren Dienst an. Sie wurden dann im Laufe der Jahre verbessert, zum Beispiel durch die Möglichkeit, AMRAAM einzusetzen. Das elektronische Herz dieser Variante ist das Radar Ericsson UAP-1023 (PS-46/A), das als erstes Puls-Doppler-Radar der Welt in Produktion ging. Obwohl beachtliche Bewaffnung unter den Tragflächen transportiert werden kann, ist sie generell auf Lenkwaffen des Typs RB 71 Sky Flash und IR-Lenkraketen RB 24/74 Sidewinder beschränkt.
Bei der Auslieferung der letzten Maschinen im Juni 1990 rüstete die Viggen acht Jagdstaffeln, drei Aufklärungsstaffeln und fünf Angriffsstaffeln der Flygvapnet aus. Durch massive Sparmaßnahmen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sowie die Einführung der Nachfolgerin JAS 39 Gripen wurde bereits in den 1990er-Jahren mit der Reduzierung der Viggen-Bestände begonnen. 2005 wurde die letzte Viggenstaffel aufgelöst, wobei die endgültige Ausmusterung 2007 stattfand.
Insgesamt endete die Produktion der Viggen nach 329 Maschinen, angestrebte Exporte konnten nicht realisiert werden. Das Flugzeug wurde mehreren Verbesserungen und Umbauten unterzogen. Die letzte im Einsatz befindliche Version war das „D“-Modell mit den gleichen Waffen- und Kommunikationssystemen wie die heutige Gripen.
(Text: Steffen Arndt, 2015; nach Wikipedia)
Das Modell: In einem relativ stabilen Stülpkarton befinden sich ein super eng gepackter Beutel mit den Plastikteilen, die Klarsichtspritzlinge für die Kanzelteile sind darin gesondert verpackt, sowie die Bauanleitung und eine farbige Ätzplatine zusammen mit dem Decalbogen.
Die grauen Bauteile weisen eine leicht raue Oberfläche auf, vor der Lackierung ist eine Grundierung und/oder eine leichte Politur mit Micromesh oder einem ähnlichen Medium empfohlen. Die Finesse der gravierten Oberflächen ist akzeptabel. Die Passgenauigkeit der Einzelteile und Baugruppen ist gut. Die zerklüftete Auslegung des Rumpfes hat ihre Ursache im Bestreben des Herstellers, möglichst viele Varianten mit einem Minimum von Formenbauaufwand anbieten zu können, aber auch im Rumpfaufbau des Originals.
Der Rumpfausatz für den Doppelsitzer (auch für die Eloka-Variante SK-37e) hat bereits die richtige Länge, muss also nicht mehr wie bei den Einsitzern hinten verkürzt werden.
Die Klarsichtteile sind zwar nicht absolute Weltklasse, aber ebenfalls akzeptabel. Die unkomplizierte Verstrebung bzw. Kanzelrahmen machen die allseits beliebten Abklebemasken für diesen Bereich überflüssig.
Die 20seitige farbig gedruckte und geheftete Bauanleitung liegt A4 Format vor und führt in 41 übersichtlichen Schritten zur Fertigstellung des Modells.
Den Abschluss bilden drei Bemalungsvorschäge, einmal eine Maschine im klassischen Natur-Metall-Finish, einmal in der legendären Splintertarnung und schließlich die zum Abschluss der Viggen-Karriere eingeführte Zwei-Ton-Grau Bemalung.
Hinweise: Dringend empfohlen ist der Erwerb eines gedrehten Pitot-Rohres. Das zu klobige Plastikteil kann den Gesamteindruck auch eins hervorragend gebauten Modells verderben. Die im Erscheinungsbild schon ungewöhnliche Viggen, dazu noch als Zweisitzer, wird durch die klassische Splintertarnung nochmals in ihrer Besonderheit betont. Die Erstellung ist allerdings sehr aufwändig. Auch wenn sie nicht gerade billig sind, bieten die Maskensätze der Firmen Maestro und DN eine gute Hilfe. In Sachen Literatur bzw. Referenzmaterial greife ich immer wieder gerne auf Publikation World Airpower Journal, hier Vol. 13, zurück.
Bemalung: Die in der Bauanleitung vorgeschlagenen Farbtöne für die Splintertarnung basieren auf dem Farbsystem von Gunze. Die Anleitung der Klebemasken von Maestro schlägt jeweils zwei Farbtöne nach dem Federal Standard System vor. Dies soll an dieser Stelle kommentiert werden und zur Inspiration sind einige dieser Vorschläge hier aufgeführt:
Das Schwarz sollte niemals als Vollton auf einem Modell Verwendung finden, eine leichte Abtönung mit etwa 5% (Minimum) Weiß ist sinnvoll, oder es finden Töne wie Anthrazit oder das Bundeswehr Teerschwarz Verwendung. Bei den Grün- und Braun-Tönen wird die Sache unangenehmer. Für das dunklere Grün neige ich zu einem Ton ähnlich RLM 71 Dunkelgrün, vielleicht mit einer Tendenz ins Graue. Der hellere Grünton erinnert bei frischem Farbauftrag stark an das deutsche RLM 82 Hellgrün wie es an den restaurierten Museumsmaschinen Ar 234 und Do 335 zu finden ist, vielleicht etwas weniger Blauanteil. Bei stärkerer Verwitterung wird dieser genannte Ton heller mit etwas mehr Graunanteil und etwas gelber. Für das Braun würde ich neben den gezeigten Vorschlägen noch eine helle Variante des RAF Dark Earth in die Runde schmeißen.
Als Leitlinie sollte gelten: Die Farben sollten zueinander stimmig sein. Das betrifft: Grauanteil und Helligkeit, Leuchtkraft der Farben und Tonigkeit im Regenbogenspektrum. Damit ist der unterschiedliche Farbeindruck je nach Reflektion des eingefallenen Sonnenlichts gemeint, also „warme“ Abendtönung durch hohen Rot-Orange-Anteil, „hartes“ Mittagslicht mit intensiven Blautönen usw.
Fazit: Die in Kooperation von Special Hobby und Tarangus (Schweden) entstandenen Bausätze sind Hingucker und interessant beim Bau und der Präsentation, aber kein billiges Vergnügen. Der Verkaufspreis liegt in etwa bei € 60.-
Andreas Beck, Berlin (Februar 2023)