Das Vorbild: Mit 2970 gebauten Exemplaren übertraf die P-38J die kombinierten Produktionszahlen aller vorherigen Varianten. Mit der Einführung der P-38J konnten die Probleme mangelhafter Cockpit-Beheizung bzw. Entfrostung sowie die Leistungsbeschränkung bis 1240 PS, obwohl die Triebwerke 1425 PS abgeben konnten, gelöst werden. Die Lösung bestand in der Verlegung der Zwischenkühler für die Laderluft von den Flügelnasen (interne Kühlschlangen) in den TW-Frontbereich (klassische offene Bauweise) zwischen die beiden Ölkühler. Die beiden großen Kühler jeweils beidseitig an den beiden Leitwerksträgern, die ebenfalls aerodynamisch überarbeitet wurden,  dienten der Triebwerkskühlung (Glykol), die jeweils außen liegenden Hutzen versorgten die Lader mit Luft. Nicht gelöst wurde das Problem des Leistungsabfalls über 20.000 Fuß. Die Ursache stellte sich erst heraus, als die P-38 aus ihrer Aufgabe als Langstreckenbegleitjäger herausgelöst und durch P-51 ersetzt wurde. Es war der britische Flugkraftstoff. Vergleichbare Probleme gab es nämlich auf dem fernöstlichen Kriegsschauplatz nicht. Dort blieb die P-38 das bevorzugte und sehr erfolgreiche Langstreckenjagdflugzeug.  

Das Modell: Nach den beiden vorangegangenen Versionen P-38 F/G und P-38 H (als „White Box“)  erschien in diesem Jahr als logisch folgendes Modell die Version P-38J. Neben der Vielzahl von Gießrahmen enthält der Stülpkarton in standardisierter Tamiya-Aufmachung eine Reihe von Features, die man sich bei anderen Herstellern wenigstens ansatzweise sehnlichst wünschte:

  • eine geheftete Bauanleitung in Graustufen-Druck, die mit sehr übersichtlichen und genauen Montageinformationen in 55 Schritten zum fertigen Modell führt,
  • ein mehrsprachiges und illustriertes mehrsprachiges Informationsblatt mit Hintergrundinformation zur P-38,
  • zwei Hochglanz-Farbanleitungen (eine doppelseitig gedruckt) im Format DIN A2 (!),
  • zwei Decal-Bögen und eine Abklebemaske,
  • drei Metallkugeln als Nasengewichte, am Box-Boden verankert.

Die Klarsichtteile sind wie von diesem Hersteller gewohnt dünnwandig, klar und schlierenfrei. Nett ist der Schutzkäfig um das geschlossene Haubenmittelteil. In den beiden vorherigen Bausatzvarianten fand sich diese Lösung noch nicht.

Anleitung/Bemalung: Bauen ohne Bauanleitung? Ja, das würde auch hier funktionieren, mit Einschränkungen, da Lage und Montagerichtung für einige Kleinteile sich erst nach ausführlichem Probieren erschließen. Außerdem ist das Studium einer Tamiya-Bauanleitung immer wieder eine kleine Vorfreude auf den Bau selbst.

Die Abziehbilder/Nassschiebebilder/Decals sind in Druckqualität (Farbe/Register) einwandfrei. Zur Verarbeitung empfiehlt sich ein sogenannter Weichmacher. Wünschenswert wären einmal Abklebemasken, die bereits vorgeschnitten sind.

Die hier gezeigten Bemalungsvorschläge entstammen dem längsseitigen Deckelrand des Bausatzes und in Ausschnitten den beiden DIN A2-Bögen. Darstellbar sind drei Flugzeuge aus dem Pazifikkrieg, alle in Naturmetall. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Tamiya noch eine „Europa-Variante“ mit getarnten Maschinen herausbringt.

Fazit: Dieser garantierte und vollständige Bastelspaß ist im einschlägigen Fachhandel im Bereich zwischen € 65 und € 75 zu haben, eine Menge Holz. Die deutlich billigeren Alternativen von Academy sind, bei guter Wiedergabe der äußeren Linien, allerdings auch “überproportional” einfacher. Sind Ergänzungen “nötig”? Geätzte Sitzgurte, ein vorgefertigtes Gerätebrett für das Cockpit, gedrehte Messingläufe für die Bewaffnung, ja, das wertet das Modell nochmals auf – und leert die Geldbörse. Wir kommen darauf zurück. Literatur zur P-38? Nach wie vor empfehlenswert ist die Detail&Scale-Serie oder aktueller die Reihe von Valliant. Nur mit DIESEM Modell beschäftigt sich aus dem Doolittle Verlag das ganz frisch erschienene “How to Build…” mit wertvollen Hinweisen und Tipps.

Andreas Beck, Berlin (September 2022)

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