Vorbild: Die Blériot XI wurde von dem französischen Flugpionier Louis Blériot entwickelt und gebaut. Ihr gingen 10 Modelle voraus, die aber allesamt nicht einsatzfähig waren. Erst mit dem Typ XI gelang Blériot das bis dahin für unmöglich Gehaltene, die Überquerung des Ärmelkanals am 25. Juli 1909. Bei der Blériot handelte es sich um einen einsitzigen Eindecker mit einer mit Stoff bespannten Tragfläche, einem ebenfalls bespannten Holzgerüstrumpf und Höhen-Seitenruder. Da es noch keine Querruder gab, wurde die gesamte Tragfläche horizontal verdreht (der Fokker Eindecker verwendete auch dieses Prinzip). Angetrieben wurde die Maschine von einem Dreizylinder-Halbsternmotor von Anzani, welcher 18,4 kW (25 PS) leistete, und eine Höchstgeschwindigkeit von 74 km/h ermöglichte. Es blieb nicht aus, dass auch das Militär auf dieses Flugzeug aufmerksam wurde. So war es nicht verwunderlich, dass Anfang des ersten Weltkriegs einige Blériots als erste Flugzeuge überhaupt an der Front als Aufklärungs- und Artilleriebeobachtungsflugzeug eingesetzt wurden, da sie den Beobachtern ein hervorragendes Sichtfeld boten. Auch wurden mit ihr die ersten Bomben aus einem Flugzeug abgeworfen. Diese Einsätze dauerten aber nur bis 1915, da die gegnerischen Flugzeuge mittlerweile besser motorisiert und vor allem bewaffnet waren. Das bedeutete aber nicht das Ende der Blériots. Sie dienten noch bis 1917 für Pilotentraining und Grenzkontrollen. Auch gab es zahlreiche Lizenzbauten in verschiedenen Ländern, so zum Beispiel als Zweisitzer mit dem bedeutend stärkeren Gnome-7B Motor (52 kW/70PS) aus England, Frankreich und Italien.
Bausatz: Bei diesem Bausatz handelt es sich im wahrsten Sinn um einen Klassiker. Er ist immerhin 55 Jahre alt, und wurde das letzte Mal 2014 neu aufgelegt. Die Formen sind aber von 1966! Den aufklappbaren Karton ziert ein Bild der Blériot wie sie zur Ärmelkanalüberquerung aussah. Des Weiteren weisen zwei Aufkleber darauf hin, dass es ein Produkt aus den USA ist, welches in Europa gefertigt wurde, und dass ein Puzzle als Bonus enthalten ist. Öffnet man den Karton, fallen gleich die beiden Plastiktüten mit dem Bausatz und dem Puzzle auf.
Auf dem Boden befindet sich die Bauanleitung und ein Decal mit dem Modellnamen. Fangen wir mit dem Puzzle an. Es besteht aus 48 Teilen und ist fertiggepuzzelt 36 X 25 cm groß. Gezeigt wird das Kartonbild.
(Es gibt übrigens von Lindberg noch drei weitere Flugzeuge dieser Produktlinie, die ebenfalls das jeweilige Kartonbild als Puzzle beinhalten).
Kommen wir nun zum eigentlichen Bausatz. In der Plastiktüte befinden sich vier beigefarbene Gussäste mit insgesamt 31 Teilen.
Die Abformung geht angesichts des Alters in Ordnung. Fertigungsbedingt sind natürlich einige Auswerfermarken und Grate an präsenten Stellen, wie zum Beispiel an den Tragflächen, zu finden. Auch geschuldet den damaligen Möglichkeiten ist die Oberfläche relativ rau, was in diesem Fall sogar von Vorteil sein kann, da so ein Eindruck von Stoff vorhanden ist, obwohl ich vermute, dass beim Lackieren davon nicht mehr viel zu sehen ist.
Der Pilot (soll wohl Louis Blériot darstellen) ist recht gelungen, selbst der Bart ist zu sehen, dafür sind die Räder des Fahrwerks das genaue Gegenteil. Es handelte sich im Original um Fahrradreifen auf einer Speichenfelge. Beim Bausatz sind es nur normale Räder mit ein paar angedeuteten Speichen.
Was ebenso verwundert, ist, dass das hintere Rad nicht vorhanden ist. Dafür gibt es die Kufen, wie sie bei späteren Ausführungen der Blériot verwendet wurden. Wer also die „Ärmelkanal Variante“ bauen will, kommt nicht darum herum, dieses Rad selber zu bauen (genauso, wie den Zusatztank, den Blériot damals zur Überquerung brauchte. Es liegt nur der normale Tank bei.). Der Anzani-Motor ist recht gut nachgebildet und bei entsprechender Lackierung sicher vorzeigbar.
Für den Zusammenbau des Rumpfes hat sich Lindberg etwas Interessantes einfallen lassen. Die Querstreben werden nicht einzeln verklebt, sondern mit einem Mittelholm verbaut. Dieser Mittelholm zentriert beim Einbau die Streben, verhindert außerdem eine Verschiebung der beiden Rumpfhälften. Nach dem Einbau wird dann ein Teil des Holms entfernt (sägen oder schneiden, siehe dazu die Bauanleitung).
Die Bauanleitung ist auf einem Blatt beidseitig in Schwarz/Weiß gedruckt, und führt in 10 Schritten durch den Bau. Die zu verwendenden Farben werden durch Buchstaben gekennzeichnet, sind aber keinem bestimmten Farbsystem zugeordnet. Was leider fehlt, ist der Verspannungsplan. Hier ist man auf die vereinfachte Abbildung auf dem Karton angewiesen, oder muss im Internet recherchieren. Das beiliegende Decal wird nicht benötigt, da es zu den bei den älteren Ausführungen mitgelieferten Ständer gehört.
Fazit: Ein schöner alter Bausatz, der auch von Anfängern gemeistert werden kann. Der Profi hat natürlich unendlich viele Möglichkeiten, aus diesem simplen Bausatz ein echtes Kleinod zu machen. Leider ist dieser Bausatz nur noch in einigen guten Modellbaugeschäften (Online/Laden) erhältlich, und auch nicht ganz billig (zwischen 20 und 40 Euro).
Literatur: Schwierig, jedoch gibt es im Internet einiges Bildmaterial (auch Original) zur Blériot XI.
Jürgen Bellenbaum, Dallgow-Döberitz (März 2022)