Das Vorbild: Die Historie des U-Bootes U-19 ist kurz, aber dennoch interessant und auch repräsentativ für die anderen zu dieser Zeit gefertigten U-Boote der Typen II A und II B. Nach einer extrem kurzen Entwicklungs- und Bauzeit wurde das U-Boot am 20. Juli 1935 bei der Krupp Germaniawerft auf Kiel gelegt. Die Indienststellung erfolgte dann bereits ein halbes Jahr später durch den Kapitänleutnant Viktor Schütze.
Bis Ende des Jahres 1939 war das Boot als Kampfboot der U-Fottille „Weddingen“ unterstellt und wurde nach Umgliederung bis April 1940 als Frontboot in der 1. Flottille in Kiel eingesetzt. Danach folgten ein paar ruhige Zeiten als Ausbildungsboot bei der 1., 24. und 22. U-Ausbildungsflottille. Nach seiner Außerdienststellung im Mai 1942 erfolgte die Verlegung über Land und über die Donau in das Schwarze Meer als Teil der 30. U-Flottille.
Im Anschluss an eine kurze Werftliegezeit wurde U-19 als drittes Boot (nach U 24 und U 9) auf der rumänischen Donauwerft in Galati am 28. Dezember 1942 wieder in Dienst gestellt und über das Donaudelta und Schwarze Meer in den U-Boot-Stützpunkt in Constanta verlegt. Dort gehörte es bis zu seiner Selbstversenkung am 11. September 1944 als Frontboot der 30. U-Flottille an. U 19 fuhr im Schwarzen Meer elf Feindeinsätze. Damit war U-19 auf insgesamt 20 Feindfahrten unterwegs, bei denen 15 Schiffe mit einer Gesamttonnage von 35.871 BRT versenkt und zwei beschädigt wurden.
Der Bau: Wie bereits im Rahmen der Bausatzbesprechung angedeutet, war es für mich eine beschlossene Sache, dieses Modell tatsächlich auch zu bauen. In diesem Fall sollte es nicht nur bei einem löblichen Vorsatz bleiben, sondern tatsächlich auch kurze Zeit später auch Taten folgen. Gut ausgestattet mit diversen Fotos vom Original und zwei guten Büchern (siehe Literaturangaben), ging es dann los mit dem Bau.
Das U-Boot sollte einen relativ frühen Zustand aus dem Zeitraum 1939 abbilden, weshalb ich konsequenterweise das Turmdesign mit der im Innenraum befindlichen Ringantenne auswählen musste. Entgegen dem Bauplan wurden dafür entsprechend dem Foto des Originales die Turmteile mit der Stufe im Frontbereich benutzt, aber die Ringantenne dennoch im Innenbereich verbaut. Zusätzlich wurden die kleinen gekrümmte Verstrebungsrippen aus Plastik angefertigt und zusammen mit einem kleinen Kompass im vorderen Bereich des Turmes platziert. Die Außenkante der Turmöffnung erhielt entsprechend dem Original ein umlaufendes Rundprofil und kleine gekrümmte Verstrebungen im Bereich des Überganges zur Beobachtungsplattform. Bei den beiden „Schnorcheln“ entschied ich mich dafür, diese im nahezu komplett eingefahrenen Zustand anzubringen, wobei ich die Teile lediglich entsprechend kürzen musste. Obwohl die ausgefahrenen Periskope interessant am Modell aussehen, war diese Position doch in erster Linie bei Unterwasserfahrt erforderlich. Der Fahnenmast am Heck wurde durch ein Evergreen Rundprofil mit Abschluss Scheibe ersetzt, um mir das Versäubern des eigentlich guten Bausatzteiles zu ersparen. Am Turm fanden entsprechend Originalbild noch ein paar kleine Scharniere und Öffnungen an den Außenluken ihren Platz.
Weiter ging es danach mit der Bordwaffe. Diese ist prinzipiell sehr schön gestaltete, jedoch sind die beiden Schulterstützen und das 2cm Magazin nicht korrekt wieder gegeben und wurden aus Plastikmaterial neu erstellt und angebracht. Die 2cm Waffe konnte dann bis zur Bemalung zur Seite gelegt werden.
Der Zusammenbau des Rumpfes verlief ohne Probleme. Spachtelmasse kam jedoch trotzdem im Bereich der Ruderanlage und an den Übergängen der Deckplatte vorne und hinten zu Einsatz. Die vorhandenen Spalten waren aber mit minimalem Aufwand verschlossen und durch den Einsatz von wasserlöslichem Spachtel und einer sofortigen Versäuberung mit Wattestäbchen, die Problemstellen schnell kaschiert.
Gemäß Bauplan sollte nun die Sockelplatte mit den zwei Aufnahmezylindern folgen. Bei den Zylindern musste ich aber leider feststellen, dass diese gerade an der Aufnahmefläche zur Sockelplatte nicht plan waren, weshalb hier Schleifen angesagt war. Ansonsten wäre es nicht möglich, die Zylinder plan aufzusetzen.
Der Abschluss der regulären Bauphase besteht aus der Montage des Turmes und anderer Deckaufbauten. Bei den beiden Pollern habe ich die Dicke der Aufnahmeplatten deutlich reduziert und die beiden Relings seitlich vom Bordgeschütz komplett ersetzt. Die vorhandenen Bausatzteile sind zu einfach gehalten, berücksichtigen die unterschiedlichen Knicke in den Streben nicht und außerdem fehlen die schmalen Sitzplatten, die auf einigen der Fotos erkennbar sind.
Abschließend wurden noch die am Heck und Bug befindlichen seitlich angebrachten Manövrierstreben entsprechend den Bildern vom Original ergänzt. Diese zeigten am Oberwasserschiff die Breite der Steuerruder vorne und hinten an und halfen damit ungewollte Kollisionen zu vermeiden. Ebenso wurden noch ein paar zusätzliche kleine Details im Front- und Hecksegment ergänzt.
Die Bemalung: Bei der Bemalung habe ich mich einerseits an den Vorgaben des Bauplanes aber auch am Originalfoto orientiert. Nach dem Auftrag einer seidenmattschwarzen Grundierung über alles, erhielt das Unterwasserschiff Farbflecken mittels Airbrush und Sprühschablone in rostroter Farbe. Darüber erfolgte dann das Aufbringen von verdünnter teerschwarzer Farbe in dünnen lasierenden Schichten, damit die rostroten Flecken darunter nur noch zu erahnen waren. Nach einer angemessenen Trockenzeit kam das altbewährte gelbe Tape zum Einsatz, mit dessen Hilfe das Unterschiff bis zur Wasserlinie sauber abgeklebt werden konnte. Die seitlichen Flächen erhielten einen Farbauftrag mittels Airbrush in hellgrauer Farbe und der Turm in mittelgrauer Farbe, wobei in Höhe der Trittlöcher am Turmheck zwei dunkelgrau Balken auflackiert wurden.
Das Bordgeschütz wurde separat bemalt und erst ganz am Ende des Projektes aufgeklebt. Bei der Rettungsboje im Heckbereich des U-Bootes ist die Vorgabe des Bauplanes nicht ganz korrekt. Die Oberseite der Rettungsboje wies gleichmäßig verteilt drei weiße und drei rote Dreiecke auf und nicht wie auf dem Bauplan zu sehen 2/2.
Mittels seidenmattem Klarlack erfolgte ein Schutz der Lackierung vor den bevorstehenden Alterungsschritten. Im nächsten Schritt wurden die Abziehbilder mit den Turmnummern aufgebracht und mit Lack versiegelt. Bei den Nummern am Bug habe ich mir diese entsprechend Vorbildfotos in schwarzer Farbe selbst gedruckt und angebracht. Im Anschluss daran folgten diverse Alterungsschritte bestehend aus Farbfiltern, pin- und dot-washes mit verdünnter Ölfarbe sowie einem abschließenden Trockenmalen zur Betonung von Details.
In der letzten Bauphase ging es an die „Takelung“ bzw. das Anbringen der Antennendrähte. Da diese im Maßstab 1:144 schon ziemlich dick sind, kam die Nutzung der bewährten Materialien von Uschi nicht in Frage und die Entscheidung fiel schließlich zu Gunsten von Seiden Nähgarn. Das Problem bei echtem Garn ist es aber leider, dass sich kleinste Fäden ablösen können, die dann das Erscheinungsbild stören. Zur Minimierung des Problems kann man die Fäden auch einfach kurz durch Wachs ziehen (was ich zu diesem Zeitpunkt aber leider noch nicht wusste). Die Isolatoren wurden mittels Weißleim dargestellt und nach dem Trocknen bemalt. Für eine überzeugende Darstellung der Kriegsfahne habe ich mich dazu entschlossen, die Abziehbilder auf eine dünne Bleifolie aufzubringen und diese dann am Fahnenmast zu befestigen. Für die Präsentation des Modells gab es noch eine passende Plakette die zusammen mit dem U-Boot auf dem Sockel platziert wurden.
Fazit: Der erste Bau eines U-Bootes im Maßstab 1:144 verlief besser als gedacht, aber inzwischen habe ich einiges daraus gelernt und bereits Ideen dazu, wie ich es beim nächsten Projekt besser machen könnte. Vor kurzem habe ich für das Modell einen passenden Ätzteilesatz im Internet gefunden und auch ein sehr interessantes Bild der U-23, die bereits 1935 im spanischen Bürgerkrieg als neutraler Beobachter mehrere Einsätze absolvierte.
Gert Brandl, Berlin (Dezember 2021)
Literatur: