Vorbild: Die französische Firma FCM (Forges et Chantiers dela Méditerranée) war eine bedeutende Schiffswerft, die auch für die Militärs Aufträge ausführte. So wurde z. B. bereits 1921 hier der Mehrturmpanzer Char 2C gebaut, der lange Zeit das stärkste Panzerfahrzeug der Welt war. So beteiligte sich FCM 1933 auch an einer Ausschreibung für einen 12 Tonnen Panzer, der den veralteten FT-17 ersetzen sollte. Nach vielen Änderungen an der Panzerung sowie dem Laufwerk ging er als FCM-36 ab 1936 in die Serienfertigung. Als Antrieb wurde ein 8,5 Liter Dieselmotor mit 91 PS verbaut, der dem Panzer eine Höchstgeschwindigkeit von 24 km/h und eine Reichweite von 230 km ermöglichte. Nach dem Sieg über Frankreich wurden einige erbeutete FCM 36 durch den Baustab Becker umgebaut. Der Ingenieur und Artillerie Offizier Alfred G. Becker war Leiter eines Baukommandos, das in Poissy, 28 km nördlich von Paris, Beutefahrzeuge aller Art umbaute, um sie für Deutsche Bewaffnungen und Zwecke nutzen zu können. So wurden 10 FCM 36 als Selbstfahrlafette und Träger für die 7,5 cm Pak 40 verwendet. Dieser Umbau erhielt die Bezeichnung Marder 1, besaß ein Gefechtsgewicht von 12,6 Tonnen und hatte eine Besatzung von drei Mann.
Bausatz: In einer stabilen Stülpkartonverpackung befinden sich insgesamt sieben Spritzlinge in grauem Kunststoff sowie zwei separat verpackte Vinylketten. Die Gussqualität der einzelnen Bauteile ist sehr gut. Sinkstellen oder Auswerfermarken sind nicht zu finden. Die Detaillierung der Wanne und des Aufbaus ist gut und ausreichend. Der Verschluss der 7,5 cm Pak ist zwar etwas spartanisch detailliert, ist jedoch völlig ausreichend, da am fertigen Fahrzeug davon nicht mehr viel zu sehen ist. Das Rohr ist erfreulicherweise aus Vollmaterial gegossen und muss daher auch nicht verschliffen werden. Die Konstruktion des Laufwerkes besteht interessanterweise aus hinten angeordneten Treibrädern und vorneliegenden Führungsrollen mit den Kettenspannern.
Da der Hauptteil des Laufwerkes abgedeckt ist, kann man auch die beiliegenden Vinylketten verbauen und braucht somit nicht auf Zurüstteile zurückgreifen. Die Detaillierung der ballistischen Hauben an den beiliegenden Sprenggranaten ist zwar etwas grob geraten, jedoch werden diese ja kopfüber in den Aufnahmen am Aufbau platziert und sind am fertigen Modell fast nicht mehr zu sehen. Das ist somit also Meckern auf hohem Niveau. In der Bauanleitung sind zwar 14 Patronen je Seite zum Verbauen angegeben, jedoch sind im Bausatz insgesamt nur 26 Stück vorhanden.
Anleitung/Bemalung: Die Bauanleitung in Heftform enthält neben den 62 Baustufen auch eine kurze Historie des Fahrzeuges sowie die Bemalungsangaben in Farbdruck. Das hört sich zwar nach viel an, ist allerdings sehr überschaubar und auch für Ungeübte sehr verständlich strukturiert.
Dort findet sich auch ein kleiner Decalbogen. Die Farbangaben und Decals beziehen sich auf drei Versionen, die 1943 in Frankreich eingesetzt wurden. Hierfür finden sich farbige Darstellungen am Ende der Bauanleitung. Die zu verwendenden Farben beziehen sich auf das Sortiment von ICM, Revell und Tamiya.
Fazit: ICM hat hier einen interessanten Exoten auf den Markt gebracht, der ein schönes Beispiel dafür ist, dass die Wehrmacht nichts unversucht ließ, um Beutefahrzeuge auch auf deutsche Standards umzurüsten. Besonders das Baukommando Becker hat sich hier besonders hervorgehoben und viele dieser Umbauten sogar in Serie gefertigt. Für den Sammler solcher Sonderbauten ist dieser Bausatz also schon fast ein Muss und durchaus empfehlenswert.
Reiner Janick (September 2021)