Das Original: Man war im Vereinheitlichungsbüro ursprünglich der Meinung, dass außer den geplanten Baureihen 01 und 02 mit 20 to Achslast keine leichtere Schnellzugdampflok erforderlich sei.

Die Weltwirtschaftskrise der zwanziger Jahre und die von der Reichsbahn zu tragenden Reparationen des 1. Weltkrieges führten aber dazu, dass der geplante Ausbau der Hauptstrecken für 20 to Achslast stark verzögert wurde. Dadurch war es notwendig, den Verkehr auf den Hauptstrecken mit den leichteren Schnellzugloks der ehemaligen Länderbahnen weiterzuführen. Aufgrund dessen entschloss sich die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn zum Bau der Baureihe 03 als Schnellzugdampflok mit einer Achslast von ca. 17,5 to. Die erste Maschine verließ im Juli 1930 die Werkshallen der Fa. Borsig. Bis 1938 wurden von verschiedenen Herstellern 298 Lokomotiven dieser Baureihe abgeliefert. Nach dem 2. Weltkrieg standen diese bei der DB, DR und PKP bis in die 1980iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Einsatz.

Ab 03 163 wurde, wie bei der BR 01, der Durchmesser der Räder des vorderen Drehgestells auf 1000 mm erhöht. 03 131 und 03 214 waren im August 1941 bereits mit Indusi-Einrichtungen versehen.

Der Bausatz: Dies ist eine bis auf die Bauanleitung unveränderte Neuauflage der Ausgabe von 1983. Die beiden Gussrahmen enthalten insgesamt 125 schwarze und sechs transparente Teile sowie ein passendes Schienenstück zur Präsentation des gebauten Modells.

Lege ich die Teile des Bausatzes, wie bei mir üblich, auf die Maßstabszeichnungen in den Typenblättern des Eisenbahn Journals, gibt es so gut wie keine Abweichungen. An den eventuell doch vorhandenen kleinen Unstimmigkeiten dürften sich wohl nur Nietenzähler stören.

Wie bei Revell leider üblich sieht die Bauanleitung vor, das Triebwerk in einer physikalisch unmöglichen Stellung zu montieren. Gut da man das gebaute Modell üblicherweise nur von einer Seite sieht, mag es nicht auffallen. Wer aber sein Modell mit einer vorbildgetreuen Nachbildung des Triebwerks versehen will, darf umbauen. Durch die Änderung des Raddurchmessers von 850 mm auf 1000 mm im Vorlaufdrehgestell ist nur der Bau von 03 131 möglich, die beiden anderen darstellbaren Maschinen hatten die größeren Vorlaufräder.

Bemalung: Der Abziehbilderbogen hat ein Manko: Die weißen Decals sind auf dem hellblauen Grund nur sehr schlecht erkennbar. Es können folgende Maschinen dargestellt werden:

03 131, 181 und 214. Wirklich bauen kann man davon nur 03 131, für die beiden anderen Maschinen müsste man mindestens die Decals anpassen.

Zu den einzelnen Lokomotiven:

003 131-0

Abnahme 11/33 erstes Bw Ulm 08/1973 ausgemustert, gebaut von Henschel & Sohn, 08/1941 im Bw Hannover Ost, Sommer 1948 Hannover Hbf., 12/1953 Bremen Hbf., 01/1968 Braunschweig Hbf., 08/1972 im Bw. Ulm ausgemustert, heute steht die Lok im Deutschen Dampflokomotive-Museum in Neuenmarkt-Wirsberg

003 181

Abnahme 08/1935 erstes Bw Hagen als Pm 2 26 bei der PKP ausgemustert, gebaut von Borsig. Ausgemustert im Mai 1976

03 2214-9 ist die ehemalige 03 214

Abnahme 12/1935 erstes Bw Schneidemühl P, gebaut von BMAG, 08/1941 im Bw Frankfurt/O. P, nach 1945 blieb die Maschine bei der DR der DDR, im Bw Cottbus war die Maschine im April 1969 stationiert, erst 06/1970 wurde sie umgezeichnet in 03 2214-9. Sie bekam im Juni 1973 einen Kessel der BR 22 und wurde 1983 zerlegt.

Fazit: Warum Revell den Bausatz im eigenen Web-Shop als ‚neu‘ verkauft, müssen die Marketing-Menschen in Bünde wissen – mir erschließt sich das nicht. Es wäre schön gewesen, wenn Revell die gröbsten Fehler des Bausatzes am Triebwerk und den Decals beseitigt hätte. Wen das nicht stört, wird mit einem wiedererkennbaren Modell der Baureihe 03 belohnt, welches sich im Hintergrund einer Modellbahnanlage sehr gut verwenden lässt. Wer das nicht will, hat für das gleiche Ergebnis einiges an Arbeit vor sich. Verglichen mit dem ein Jahr jüngeren Bausatz der BR 18.5 entsprechen die Details des Bausatzes dem Zeitpunkt des Formenbaus und die notwendigen Auswerfermarken sind bei weitem nicht so störend.

Damals gab es außer der BR 50 und der BR 41 von ESCI/Italeri keine Schienenfahrzeuge (in unserem Sinn), die Uralt-Modelle von Kitmaster/Airfix waren längst aus den Katalogen verschwunden. von daher war der Bausatz damals hochwillkommen, heute mag er für den Einsteiger seine Berechtigung haben. Mit Level 5 zielt Revell aber auf den erfahrenen Modellbauer. Heller und Airfix legen zum Teil deutlich ältere Bausätze neu auf, kennzeichnen diese aber entweder durch die Angabe des Alters der Form oder von vorneherein als ‚vintage classic‘ so dass der Modellbauer weiss, was ihn erwartet. Revell könnte sich so viel Offenheit durchaus leisten.

Roland Schmidt, Kornwestheim (Oktober 2024)

Literatur:

Eisenbahnjournal Sonderausgabe I/91 Die Baureihe 03

Hansjürgen Wenzel, Die Baureihe 03, Deutsche Dampflokomotiven Bd. 8, Verlag Eisenbahn-Kurier E.V., Wuppertal 1975

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