Das Vorbild: Der Horch 830 ist ein Pkw der Oberklasse mit Achtzylinder-V-Motor und Hinterradantrieb den, die zur Auto Union gehörende Marke Horch auf der 23. Internationalen Automobil- und Motorrad-ausstellung (IAMA) im Februar 1933 in Berlin als Nachfolger des Typs 430 (Horch 8) vorstellte. Die ersten Fahrzeuge kamen im Herbst 1933 zur Auslieferung.

Bis zur kriegsbedingten Einstellung im Frühjahr 1940 wurden im Zwickauer Horch-Werk insgesamt 11625 zivile Pkw Horch 830/930 gebaut. Zusätzlich erhielten zwischen 1934 und 1937 Reichswehr bzw. Wehrmacht 4536 Kübelwagen Horch 830 R, die für den Einsatz im Gelände – abweichend von den zivilen Typen – vorn und hinten Starrachsen hatten.
Auszug aus Wikipedia

Der Bausatz: Die ukrainische Firma Roden bietet neben Flugzeugen in den Maßstäben 1:48 und 1:32 auch Militär- und Zivilfahrzeuge in 1:35 und 1:72 an. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass Roden sich nicht dem Mainstream anschließt, sondern meist versucht Lücken zu schließen und sich damit vielmehr um Exoten kümmert. So war es Roden, die als erste Firma den VOMAG mit Flak zumindest im 1:72er Sortiment hatte. Und auch bei diesem Bausatz des Horch 830R sind sie die Ersten, die den Vorgänger aller Kübelwagen als Bausatz anbieten.

Alle Teile befinden sich in einem stabilen Stülpkarton, auf dessen Deckel das Fahrzeug auf einem Gefechtsfeld abgebildet ist. Die Darstellung sieht wie ein Gemälde aus und setzt sich hier, deutlich sichtbar von den eher fotorealistischen Designs der Konkurrenz ab. Mein Ding ist das nicht, aber ich kenne einige Bastelkollegen, die dies besonders anspricht.

Im Inneren des Kartons findet man, neben sechs grauen Gussästen, einen aus transparentem Material, die Bauanleitung, eine Acetatfolie mit den Standartenwimpeln sowie einen kleinen Bogen mit den Decals. Die Aufteilung der Gussäste sieht wie folgt aus:

A: Rahmenteile
B: Kühler, Motorhaube und andere Kleinteile
C: Chassis und Innenraumteile
D (2x): Räder und Radaufhängung
E: V8 Motor
F: Klarsichtteile wie Windschutzscheibe und Scheinwerfer

Wer bereits einen Bausatz von Roden in Händen gehalten hat, wird damit rechnen mit dicken Rahmenteilen, massiven Angüssen an den Übergängen der Teileträger zu den Bauteilen sowie eher wuchtigen Bauteilen konfrontiert zu werden. Auch Formenversatz und Flash ist bei den Bausätzen von Roden leider meist vorhanden. Anders sieht es aber bei diesem Bausatz aus. Ich konnte weder Formenversatz noch schlechte Gussqualität entdecken und auch die Teile selbst, wie auch die Teileträger sehen nun so aus wie man es von den großen Firmen kennt. Das Niveau von Tamiya, Dragon, Meng oder RFM hat man dabei zwar noch nicht erreicht, aber ich nehme eine deutliche Verbesserung der Qualität wahr, was sicherlich jeden Modellbauer freuen wird.

Wenn man sich die einzelnen Teile genauer ansieht, wird der erste Eindruck auch bestätigt. Man findet beispielsweise eine ausgezeichnete Darstellung der Hupe mit feinsten Lamellen, scharfe Kanten an Details und mehr Filigranität im Vergleich zu Bausätzen der Vergangenheit. Sehr gelungen sind Kühlergrill und der Motor, der schon ein Bausatz für sich ist. Beim Verdeck, das auch beiliegt und nicht zugekauft werden muss, den Teilen der Blattfederung und dem Teil mit den Kotflügeln erscheint mir die Materialstärke zwar etwas zu dick, was aber beim fertigen Modell sicherlich nicht auffallen wird.

Einen weiteren Pluspunkt bekommt Roden von mir für die Darstellung der Windschutzscheibe. Hier hat man tatsächlich auch die klappbare Frontscheibe auf der Beifahrerseite als separates Teil ausgeführt. Bravo! Die Räder sind zweiteilig und weisen ein extremes Profil auf, was so jedoch tatsächlich dem Original entspricht.

Zur Darstellung der Standartenwimpel hat man sich bei Roden dazu entschlossen, diese über einen dünnen, transparenten Plastikfilm anzubieten. Üblicher wäre die Umsetzung mit Ätzteilen, denn das Material ist extrem dünn. Wahrscheinlich ist es hier ratsam in die Restekiste zu greifen, oder die Teile selbst herzustellen.

Die Abziehbilder sehen eher einfach aus, besonders bei den Skalen des Armaturenbretts sollte man hier auf Alternativen hoffen.

Der Bauplan: Die Vorgaben für den Zusammenbau des Modells sind in übersichtlicher Form auf 8 Seiten in 17 Schritten ausgeführt, wobei in vielen Fällen bereits während des Bauvorgangs Angaben zur Farbgebung der jeweiligen Teile unter Referenzierung auf das Farbsortiment von Vallejo vorhanden sind.

Die beiliegenden Abziehbilder ermöglichen die Darstellung eines Fahrzeuges der Reichswehr oder alternativ ein Wehrmachtsfahrzeug. Für die Farbe des Fahrzeuges selbst wird lediglich Panzergrau vorgeschlagen.

Dazu gibt es bereits Beschwerden in der Modellbau Community, weil sich gerade bei diesem Fahrzeug das Dreifarbentarnmuster der Reichswehr aufdrängt, was Roden jedoch leider nicht mit anbietet. Wer das aber an seinem Modell entsprechend umsetzen will, sollte dazu problemlos im Internet entsprechende Vorlagen finden können.

Fazit: Ein grosser Dank an Roden, die mit diesem Kübelwagen wieder einmal eine Lücke im Bereich Militär schließen und den Mut haben, nicht auf die Verkaufserfolge von Sherman, Tiger und Panther Modellen zu setzen.

Darüber hinaus scheint man sich bei Roden auch in Bezug auf die Qualität der Bauteile deutlich verbessert zu haben. Weiter so.

Empfehlenswert!

Erhältlich im gut sortierten Fachhandel

Gert Brandl, Berlin (August 2024)

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