Das Vorbild: Unter der Bezeichnung KS 600 erschien 1938 ein Motorrad, das von der Firma Zündapp hergestellt wurde. Dieses kann modellgeschichtlich als Bindeglied zwischen den vorhergehenden Ausführungen K 400, K 500, K 600, K 800, KS 500, KKS 500, KS 800 und den nachfolgenden Modellen angesehen werden. Alle Modelle der K-Reihe (K = Kardanantrieb) und der KS-Reihe (KS = Kardan Sport) wurden mit Pressstahlrahmen gefertigt und waren am Prinzip der Modularität ausgerichtet.
Die gesamte Produktionszahl dieser Krafträder belief sich zwischen 1938 und 1941 auf ca 21 000 Stück, wovon einige tausende davon auch als Gespann mit Beiwagen zum Einsatz gelangten. Mit Beginn der Herstellung der Zündapp KS 750 wurde die Fertigung der KS 600 eingestellt
Auszüge aus Wikipedia

Der Bausatz: Blickt man auf die Modellbausatzhistorie von Tamiya, kann man bereits im Jahr 1972 in Bezug auf ein Motorradgespann im Maßstab 1:35 fündig werden. Damals handelte es sich jedoch um die BMW R75 (Nr. 35015), die zusammen mit drei für die damalige Zeit ansprechenden Figuren angeboten wurde. Knapp 52 Jahre später wiederholt Tamiya das Konzept, wobei man aber nun auf das Konkurrenzprodukt von Zündapp setzt.

Der neue Bausatz wird in dem vergleichsweise kleinen Stülpkarton ausgeliefert, dessen Deckelbild das Motorradgespann mit drei Figuren vor einem Wegweiser mit diversen Schildern zeigt.

Im Inneren findet man drei Gussäste aus mittelgrauem Plastik, von denen der erste (A) alle Teile zum Bau des Motorrades beinhaltet. Auf dem zweiten Teileträger (B) befinden sich die zusätzlichen Teile für den Beiwagen und Teileträger C ist den Figuren und Zurüstteilen gewidmet, wobei man hier sogar die Holzbohle – natürlich in Plastik – für den Wegweiser finden kann.

Die Qualität der Teile für das Motorrad ist als perfekt zu bezeichnen und entspricht zu 100% dem bekannten Tamiya Niveau. Da Tamiya auch penibel recherchiert, ist davon auszugehen, dass die Details stimmen und alle relevanten Teile berücksichtigt sind. Ich persönlich schätze das Design von Tamiya sehr, das eine angemessene Balance zwischen Detaillierung und “Over-Engineering” darstellt. Hier wird dankenswerterweise davon abgesehen, dem Modellbauer zuzumuten eine Kleinteil aus weiteren fünf Einzelteilen zusammenzubauen.

Kritik aus der Modellbaugemeinde wurde inzwischen dennoch laut, die sich in erster Linie auf die Darstellung der Speichen für die Räder bezieht. Diese seien etwas zu dick und man hätte dem Konzept von Greatwall Hobby/Lionroar folgen können, die diese als Ätzteile beilegen. Ich gehe davon aus, dass sich das Thema in absehbarer Zeit in Form eines Zurüstsatzes von Eduard, Voyager oder anderen Firmen erledigt. Ein weiterer Kritikpunkt besteht darin, dass das Hinterrad zusammen mit dem Hauptteil des Motorblocks ausgeformt ist. Sofern man das Modell mit Zurüstsätzen optimieren will, hat dies mit Sicherheit einen erhöhten Aufwand zur Folge, andererseits garantiert aber genau dieses Design eine ausreichende Stabilität für das Modell. Sehr schön empfinde ich die Darstellung der Satteltaschen, bei denen Tamiya die Seitenflächen nicht glatt sondern leicht ausgebeult darstellt.

Bei den Teilen des Beiwagens findet man schöne Strukturen und Details auch in den Innenbereichen. Störende Auswerfermarken sucht man vergeblich. Diese sind, wenn überhaupt, lediglich in “hintersten Winkeln” vorhanden.

Bei den Teilen für die Figuren kommt auch echte Freude auf, denn dabei handelt es sich erneut umdas neue Qualitätsniveau, das man für Figuren von Tamiya seit ein paar Jahren wahrnehmen kann. Die Haltungen sind sehr ansprechend und natürlich. Der Faltenwurf und die Details der Uniformen sehen natürlich aus und sogar die Köpfe können nach angemessener Bemalung überzeugen. Einziger Schwachpunkt ist aus meiner Sicht weiterhin die Gestaltung der Hände, die noch verbessert werden könnte. Leider fehlt das MG für den Beiwagen, das Tamiya eigentlich bereits im Programm hat.

Die Bauanleitung: Als Bauanleitung liegt ein langer, beidseitig bedruckter Faltzettel bei, der neben anschaulichen Abbildungen den Zusammenbau des Gespannes sowie der einzelnen Figuren unterstützt, sowie auch Farbangaben unter Referenzierungen auf die hauseigene Farbpalette beinhaltet.

Mit Hilfe der sauber gedruckten Abziehbilder kann man Gespanne für den Zeiträum 1939 – 1942 (früh) oder 1943 – 1945 (spät) darstellen.

Fazit: Abschließend bin ich von diesem neuen Bausatz aus der Schmiede von Tamiya wirklich begeistert. Was mir allerdings noch fehlt, wäre das MG, das zumindest bei den schweren Gespannen auf einer Halterung am Beiwagen zu sehen ist. Übrigens befinden sich auf der Seite der Schachtel die Schilder des Wegweisers, die man ausschneiden und auf dem Pfosten anbringen kann.

Uneingeschränkt empfehlenswert.
Erhältlich im gut sortiertem Fachhandel.

Gert Brandl, Berlin (Juli 2024)

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