Vorbild: Der hohe Konstruktions-, Bau- und Wartungsaufwand von Koaxialrotor-Hubschraubern ließ zumindest in der Vergangenheit eine geringe Verbreitung im Kosmos der Drehflügler zu. Dem steht deutlich überlegenes Flugverhalten gegenüber. Der russische (sowjetische) Hersteller Kamov steht sinnbildlich für diese Nische. Inzwischen hat Sikorsky (USA) mit seinen Projekten X-2 und dem Assault-Helicopter „Raider“ dieses Antriebskonzept übernommen. Die Geschichte der Ka-52 geht bis in die 70er Jahre zurück. Damals sollte die einsitzige leichte Ka-50 in diversen taktischen Verfahren die schwere Kavallerie (Mi-24) ergänzen. Es wurden jedoch nur sehr wenige Maschinen gebaut.

Das zweisitzige Nachfolgemuster Ka-52 hatte seinen Erstflug 1997, die Serienfertigung begann 2008. Diese Maschine übernimmt die Aufgaben von Ka-50 und Mi-24 (als Waffenträger). Ihren ersten Einsatz und Erprobung sah die Ka-52 im Rahmen der russischen Intervention in Syrien ab 2015. Medial präsent war der Helikopter während der ersten Phasen der Auseinandersetzung in der  Ukraine. Dort soll es zu erheblichen Verlusten (gerüchteweise bis zu 2/3 des Gesamtbestandes) gekommen sein. Bislang einziger ausländischer Nutzer ist Ägypten, das etwa 46 Ka-52 betreibt. Der Ukraine-Krieg stellt auch Fragen an die zukünftige Rolle des (bemannten) Kampfhubschraubers. Wichtige Faktoren sind die (autonomisierte) taktische Luftabwehr, die Rolle der Echtzeitaufklärung und alle Aspekte der Kampfführung mit Drohnen.

Das Modell: In einem großen und sehr stabilen Karton, Topöffner mit Seiten-Lid-Verschluss, befinden sich die sechs Gussrahmen, die zu je dreien in zwei Klarsichtbeutel verpackt sind. Das führt sofort und unmittelbar zu dem ersten Sicherheitshinweis: Der Bausatz enthält sehr kleine Bauteile, die an feinen grazilen Angüssen befestigt sind und sich gerne leicht lösen. Das erfreut nur das Teppichmonster, selbst wenn es farbig ist. Vor dem Öffnen der Beutel sollten diese auf lose Teile überprüft werden. Zur Verwahrung dieser Teile empfiehlt nicht nur die IPMS das Bereithalten von Sicherungsbehältnissen (Zip-Beutel, Aufbewahrungsdosen für Kontaktlinsen o.ä.).

Der Aufbau des Modells folgt im Wesentlichen der Umbauung der Innenstruktur mit vier Hauptsegmenten des Rumpfes (li., re., oben, unten) und der anschließenden Applikation von Anbauelementen wie Antrieb und Rotorgestänge, Flügel mit Waffenanlage, Fahrwerk, Cockpitabdeckung e.a..

Die Passgenauigkeit ist gut, Trockenanpassung vor dem Verkleben ist allerdings obligatorisch. Für das Verkleben der Rumpfschalenelemente sollte unbedingt ein sehr guter Flüssigkleber verwendet werden, und die eingerichtete Positionierung der Teile erfolgt mit bereitgelegtem Klebeband!

Die Abstimmung der Gussformen (“core & cavity“) ist sehr gut. Die Oberflächen weisen eine sehr feine Gestaltung auf. Anders als bei Zvezdas viel kritisierten Mi-24 sind in diesem Kit die Rundkopfnieten korrekt dargestellt.

Der Detaillierungsgrad ist für einen Mainstream-Bausatz sehr gut. Das betrifft die Darstellungsweise des Rotorkopfes, der Sitzkissen mit aufgeprägten Sitzgurten oder die Köpfe der Besatzung um einige Beispiele zu nennen.

Zu kritisieren sind die nicht durchbrochenen Öffnungen an den Raketenbehältern, das Fehlen von side-action/slide-molding, das in einigen Bereichen durchaus Sinn gemacht hätte, oder die dringend gewünschten Klebemasken für die Cockpitverglasung.

Die in einem Wiederverschluss-Beutel verpackten Klarsichtteile sind verzerrungsfrei und besitzen eine makellose Oberfläche. Die Darstellung der Sprengschnüre an den Seitenklappen wird auf der Innenseite durch feine erhabene Strukturen gewährleistet. Außerdem sind die Sprengschnüre auch auf dem Decalbogen vorhanden. Die Kombination Decal/glattes Plastik wäre besser? Oder eine leichte Gravur auf der Innenseite?

Die Bauanleitung folgt dem typischen Zvezda-Muster: Der Einleitungsseite mit minimalem geschichtlichen Hintergrund folgt eine Bauteilübersicht. Die Montage erfolgt in 44 Hauptschritten, die um zahlreiche am Seitenrand angeführte Unterbaugruppen ergänzt werden. Bei einigen Details wie Rotorkopf oder Cockpit wären für eine eindeutige Positionierung der Einzelteile Ansichten aus unterschiedlichen Perspektiven oder aber Fotos hilfreich gewesen.

Die letzte Seite der Bauanleitung dient der Platzierung der zahlreichen Wartungshinweise.

Die Decals stammen aus dem Hause Begemot Sie sind ohne Versatz gedruckt und dürften sich gut verarbeiten lassen.

Drei Markierungsvarianten werden angeboten:

  • Weiße 72, MAKS 2015, in Auberginegrau
  • Blaue 58, keine genaue Bezeichnung, mit Haifischmaul, 2023, Standardtarnung
  • Rote 81, Syrien 2018, Standardtarnung

Die Farbhinweise beziehen sich auf die Farbsysteme von Tamiya und Zvezda. Darauf sollte man sich nicht unbedingt verlassen. Wir empfehlen Eigenmischungen des hellen und dunklen Farbtones. Dabei hat sich folgendes Vorgehen als sinnvoll ergeben: Zunächst wird als Basis ein Grauton ausschließlich aus Schwarz und Weiß angemischt. Der ist in seinem Helligkeitswert etwas heller als der angestrebte Endfarbton. Dann werden die zur Abtönung die Farbkomponenten hinzugegeben, startend mit den helleren Tönen. Für den hellen Farbton wären dies: Gelb, Ocker, Grün und ggf. Rot. Die Abmischung sollte zunächst unter Dokumentation (Tröpfchen zählen) in einem kleinen Extragefäß erfolgen. Mischfehler durch zu rasches Hinzufügen dunkler Töne sind nur schwer korrigierbar! Ruhig einen Tag abwarten! Der Zufriedenheitsmodus unterliegt auch Schwankungen. Wichtig ist das Zusammenspiel und die Ausgewogenheit der Farben gegeneinander, nicht die Zahlenakrobatik der Farbhersteller.

Fazit: Es ist wieder einmal ein sehr gutes Modell aus dem Hause Zvezda. Das Preisniveau im Einzelhandel bewegt sich überwiegend zwischen €45,00 und €55,00 (mehr sollte man nicht bezahlen) und liegt damit hinsichtlich des Preis-Leistungsverhältnisses im Bereich des Üblichen. Zurüst- und Ergänzungssätze gibt es bereits. Es wird noch einiges hinzukommen. Schwer erhältlich ist der umfassende Begemot-Decal-Satz 48043.

Andreas Beck, Berlin (Juni 2024)

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