Vorbild: Mitte der 1960er Jahre suchte das Militär nach einer Möglichkeit, die Startstrecke von Jets zu verkürzen. Das Schwenkflügelmuster MiG-23 setzte sich 1967 durch. Die ersten 50 Maschinen dienten mehr der Einsatzerprobung, als dass sie ein echtes Serienprodukt waren. Als Ergebnis entstand die MiG-23M/MF/ML, deren Hauptunterschiede in jeweils einem leistungsstärkeren Triebwerk und Radar bestanden. Dieses Jagdflugzeug verfügte über look down/shoot down-Kapazität. Die Tragfläche wurde vergrößert und erhielt einen Sägezahn. Als Bewaffnung kamen vier radargelenkte R-23R bzw. infrarotgelenkte R-23T oder ein Mix aus beiden zum Einsatz. Später folgte die R-24R/T. Für den Nahbereichsluftkampf konnten auch die alten R-3/R-13 oder die neueren R-60 mitgeführt werden. Finale Ausführung war die zum Mehrzweckkampfflugzeug aufgewertete MiG-23MLD. Dazu erhielt die MiG-23ML eine verbesserte Aerodynamik, ein neues Waffenkontrollsystem und eine geänderte Avionik.
Von den ca. 6.000 gebauten Maschinen aller Modifikationen wurden zwei Drittel in 25 Länder Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas exportiert. Indien produzierte sie in Lizenz und war neben der Sowjetunion der wichtigste Nutzer.
Bausatz: Im Laufe der Jahrzehnte gab es mehrere MiG-23MLD in 1/72. 1992 begann es mit Zvezda, 2012 folgte RV Aircraft und 2016 KP. Diese versucht Clear Prop seit letztem Jahr abzulösen. Der stabile Klappkarton enthält elf graue Gussäste (246 Teile), einen klaren Rahmen (fünf Teile), zwei Ätzteileplatinen (193 Teile), vier Abziehbilderbögen und die Bauanleitung.
Guss und Detaillierung sind beeindruckend. Die Aufteilung der Teile macht aber deutlich, dass hier einige Erfahrung für den Bau vorausgesetzt wird. Das zeigt sich schon beim Cockpit. Dieses besteht aus über 30 Teilen. Allein für das Hauptinstrumentenbrett werden drei Kunststoff-, elf Fotoätzteile und zwölf Decals benötigt. Ein weiterer Vergleich: Der Maßstäbe setzende KM-1 von Eduard hat drei, der von CP sieben Kunststoffteile. Gurte und Instrumente gibt es als Ätzteile bzw. Abziehbilder. Die Kabinenhaube kann sowohl geöffnet als auch geschlossen dargestellt werden.
CP verzichtet auf die Option beweglicher Tragflächen und bietet zwei fixierte Möglichkeiten an. Danach richtet sich auch das Buggewicht. Der Rumpf setzt sich aus zwölf Teilen zusammen (Konkurrenten bieten fünf). Diese komplexe Baugruppe ist eine Herausforderung beim sauberen Zusammensetzen. Auch die Lufteinläufe (neun Teile), das Triebwerk (neun Teile) und die Fahrwerkschächte (14 Teile) sind sehr detailliert ausgeführt. Diese und das Fahrwerk werden durch Ätzteile weiter aufgewertet. Bei den Haupträdern liegen Nabe und Reifen einzeln vor.
Jetzt kommt das eigentliche Plus des Expertenkit – die Bewaffnung. Diese Äste fehlen bei den preiswerteren anderen Bausätzen. Hier wird so ziemlich alles geboten, was eine MiG-23 mitführen kann. Dazu gehören drei ZB, zwei R-23R/T, zwei R-24R/T, zwei R-13M, vier R-60, zwei Kh-23M nebst dem passenden Delta-NG-Behälter. Die Raketen sind abweichend zum Üblichen, aber überlegt aufgebaut. Dazu gehören separate dünne Flossen und viele Details am Raketenkörper. Die R-60 hat geätzte Leitwerke. Für die Beladungsmöglichkeiten enthält die Anleitung eine Extraseite.
Bemalung/Anleitung: Die farbige Anleitung führt in 85 Schritten zur komplett behangenen MiG. Für eine Blanke reichen 71. Vier sauber gedruckte Abziehbilderbögen liefern Material für die Dekoration.
Der erste Bogen enthält alles für eine von vier ukrainischen MiG sowie das Cockpit,
der zweite die allgemeinen Wartungshinweise (120 +),
der dritte die Beschriftung für die Waffenträger und der vierte die für die Raketen.
Fazit: Dieser Bausatz verspricht die derzeit beste MiG-23MLD. Allerdings steht vor dem Ergebnis eine größere Herausforderung an den Bau als bei bisherigen. Daher jeden Bauschritt immer genau hinterfragen, dann wird es schon. Diese MiG-23 ist daher für schon erfahrene Modellbauer gedacht.
Jürgen Willisch, Potsdam (März 2024)