Das Vorbild: Einer der besten zweimotorigen amerikanischen leichten Bomber des zweiten Weltkrieges war vermutlich die Douglas A-26 Invader (Eindringling), dessen Produktion mit einer Stückzahl von knapp 2500 Einheiten im Zeitraum von 1942 bis 1945 erfolgte. Davon entfielen ca. 1400 auf die Ausführung A-26B mit 6-8 Browning MGs in einer geschlossenen Front und ca. 1100 auf die Version mit Glasfront.

In den darauf folgenden Jahren erhielt das Flugzeug die neue Bezeichnung B-26 und wurde so von 1950 – 1953 zum Angriff feindlicher Stellungen und mobiler Ziele im Korea Konflikt eingesetzt.

Basis: Als eine der Neuheiten von Revell wurde uns zum Jahreswechsel 2022/2023 die B-26 im Maßstab 1/48 präsentiert. Die Bausatzteile befinden sich in einer vergleichsweise großen Box mit Laschen an Vorder- und Hinterseite des Kartons. Die Boxart ist sehr schön gestaltet und zeigt die Invader in schwarzer Grundlackierung mit roter Frontsektion und einer für diese Zeit typischen Nose-Art, die aus einem freizügigen Pin-Up Girl besteht.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Prinzipiell handelt es sich um Bausatzteile aus ICM Formen der A-26C-50, die unter der Bausatznummer 48284 im Jahr 2020 von ICM als Korea Bomber veröffentlicht wurden. Da auf allen völlig unveränderten Gussästen noch das Logo von ICM steht, handelt es sich hier um eine weitere und inzwischen gängige Zusammenarbeit beider Firmen.

Weil der ICM Bausatz an dieser Stelle noch nicht vorgestellt wurde, will ich hier näher auf die Bausatzteile eingehen. Mit diesem Bausatz erhält man endlich eine Alternative zu dem inzwischen veralteten Bausatz von Monogram, bei dem Fugen auf den Flügeln und dem Rumpf noch als erhabene Linien dargestellt wurden.

Beim Cockpit hat ICM den mit Anzeigen und Bedienelementen vollgestopften Arbeitsplatz des Piloten sehr gut dargestellt. Für die Instrumententafel liegt ein entsprechendes Abziehbild bei. Puristen vermissen lediglich die eine oder andere Niete, die Monogram auf der Bodenplatte berücksichtigt hat. Da dieser Bereich aber beim gebauten Modell nicht einsehbar ist, kann man das problemlos verzeihen. Sofern man das Cockpit noch weiter detaillieren will, findet man dafür auch ausgezeichnete Referenzbilder im Internet und kann bereits jetzt auf entsprechende Zurüstsätze von Eduard zugreifen.

Für den Bereich direkt hinter dem Cockpit sieht es leider etwas anders aus. Im Gegensatz zu Monogram sind einige Details lediglich angedeutet oder fehlen völlig. Hier hätte sich ICM etwas mehr Mühe geben können. Andererseits kann sich damit der eine oder andere Modellbauer aber auch so richtig austoben.

Der Bereich der Bombenschächte ist wiederum gut umgesetzt worden, wobei zwei der Schotts noch stabile Aufnahmespanten für die Flügel aufweisen. Wie man in dem einen oder anderem Review nachlesen kann, finden sich auch hier Möglichkeiten zur Verbesserung, was man aber bei einem fertig gebauten Modell lediglich mit Hilfe von Spiegeln unter dem Modell einsehen könnte. Direkt hinter dem Bombenschacht folgt der „Arbeitsplatz“ des Schützen. Auch wäre es möglich noch einige Leitungen zu ergänzen, aber der Bereich sieht auch direkt aus der Box gebaut, sicherlich sehr beeindruckend aus.

Im Bausatz enthalten liegen für die Bugsektion Teile zur Darstellung von zwei alternativen Optionen bei: Eine mit Glaskanzel und eine mit den acht Browning MGs. Da aber nur Abziehbilder für die Agressor Version beiliegen, müsste man für die Variante auf eine gut sortierte Restekiste zugreifen oder die entsprechenden Abziehbilder zukaufen. Wichtig an dieser Stelle ist die im Bauplan enthaltene Information zu berücksichtigen, dass vorne ca. 40 g an Gewicht einzubauen sind sind, um einen Tailsitter zu vermeiden. Schade ist es aber, dass bei keinem der Bug-MGs die Mündungsöffnung korrekt dargestellt ist. Abhilfe schafft hier entweder der Einsatz eines entsprechenden Bohrers oder Ersatz aus dem Aftermarket Bereich.

Der vordere Fahrwerksbereich inklusive Klappen ist wiederum sehr schön ausgeführt, wobei die Details das Original sehr gut wiedergeben.

In Bezug auf das Fenster für den Schützen kann man diverse Beiträge im Internet nachlesen, die sich auf das Fehlen entsprechender Gravuren für eine Einstiegstür und die Orientierung des Fensters beziehen. Was ich letzten Endes verstanden habe ist, dass beim Original unterschiedliche Ausführungen existierten und das Design von ICM durchaus richtig sein könnte. Bei den Flügeln und dem Heckleitwerk kommt richtig Freude auf, denn ICM hat alle Ruder als separate Teile ausgelegt und die Oberflächen absolut korrekt mit Dellen und Rippen umgesetzt. Sehr schön!

Für die Außenlasten liegen alternativ 500 Pfund Bomben, Napalm-Abwurftanks oder Raketen bei. Um diese korrekt anbringen zu können, muss man sich vor Zusammenbau der Flügel vor dem zusammmenbau für eine der Optionen entscheiden und dann entsprechend Bauplanvorgabe die korrekten Löcher für die Aufnahmezapfen bohren.

Die Bereiche für das Hauptfahrwerk sind sehr gut gestaltet, wie auch die Motorverkleidungen. Die beiden luftgekühlten Pratt & Whitney R-2800-27 Motoren sind absolut perfekt dargestellt. Bei den Propellerblättern sind die Spitzen etwas zu oval, was man aber durch gezielten Einsatz einer Feile schnell korrigieren kann. Der Vergleich der Räder in Bezug mit dem Original zeigt jedoch, dass das Diamond Pattern zwar sehr schön dargestellt ist, aber alle Räder einen etwas zu großen Radius aufweisen und zu schmal ausfallen. Hier sollte man nach einem Ersatz suchen.

Der drehbare Turm auf dem Rumpf ist gut gemacht, aber insbesondere bei den Browning-MGs lohnt sich ein Ersatz durch Metallteile mit Sicherheit, da die Bohrungen der MG-Mäntel lediglich angedeutet sind.

Für die Kabinenkanzel liegen absolut klare und sehr schön gemachte Bauteile bei, die sogar optional die Darstellung mit geöffneter Haube erlauben.

Insgesamt weisen alle Teile keinerlei Versatz oder störende Sinkstellen auf und glänzen durch exzellente Detaillierung.

Der Bauplan: Als Bauplan erhält man eine 36-seitiges Heft im Format DIN A4, in dem man über 107 Schritte durch den Bau geführt wird. Da die Piktogramme und Abbildungen gut nachvollziehbar sind, sollten keine Fragen oder Probleme auftreten.

Als Referenzen für die Bemalung findet man eine entsprechende Übersicht am Anfang der Bauanleitung , die aber lediglich auf die hauseigene Farbpalette verweist. Weitere Informationen zur Bemalung von Kleinteilen sind direkt in den jeweiligen Bauabschnitten zu finden.

Der sauber und scharf gedruckte Abziehbilderbogen ermöglicht den Bau von zwei verschiendenen Maschinen:

  • B-26B-56, „The 7th Chadwick“, 3rd BG / 13th BS, Korea 1952
  • B-26B-56, „The 5th Chadwick“, 3rd BG / 13th BS, Japan 1951

Fazit: Ein aus meiner Sicht nahezu perfekter Bausatz aus bekannten Formen, der nun unter dem Label von Revell mit alternativen interessanten Abziehbildern angeboten wird. Da inzwischen auch separate Abziehbilder für die B-26 erhältlich sind, bietet der Bausatz auch eine sehr gute Basis für alternative Maschinen.
Negativ fallen lediglich die Rohre der Browning-MGs sowie die Räder für das Fahrwerk auf, die man ersetzen sollte.

Erhältlich im gut sortiertem Fachhandel oder direkt über Glow2b.

Gert Brandl, Berlin (Januar 2023)

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