Das Vorbild:  Zwischen Mai 1942 und Juli 1943 wurden insgesamt etwa 2800 Bf 109 G-2 und G-4 gebaut. Nicht eingeschlossen sind die mit Druckkabine ausgerüsteten in der Bezifferung vorgelagerten G-1 und G-3. Gegenüber der G-2 war die G-4 mit dem in der Übertragungsqualität verbesserten Funkgerät  FuG 16 VHF (vs.HF) ausgestattet. Äußerlich erkennbar ist die G-4 an dem nach hinten verlegten Abspannkabel der Funkanalage. Falsch ist die Annahme, die nierenförmigen Beulen auf der Oberseite der Tragfläche seien ein Unterscheidungsmerkmal. Diese wurden wegen einer größeren Bereifung (660mm x 160 mm) und eines veränderten Winkels zwischen Radachse und Federbein nötig. Die Radfelge des Speicherades und die Bremsanlage waren bei großer und kleiner Bereifung (650mm x 150mm) gleich. Die Beule auf den Tragflächen erhielten späte Baulose der G-4, auch bei der G-2 können sie beobachtet werden. Ebenso wurde im Laufe der Serien die Gabel für das Heckrad und dieses selbst verstärkt bzw. vergrößert. Damit entfiel die Möglich zum Einziehen während des Fluges. Sehr viele G-2/4 erhielten Sandfilter, die vor dem Ladereinlauf montiert waren.

Die G-2/4 Serie übernahm weitgehen die Zellenstruktur und die elegante Erscheinungsweise von der letzten F-4 Mustern. Hauptsächlicher Unterschied war die Verwendung des neuen leistungsstärkeren Triebwerks DB 605 gegenüber dem DB 601. Auffällige Unterscheidungspunkte der neuen Gs sind die beiden auf jeder Seite der Motorabdeckung befindlichen kleinen Kühlungshutzen, der verlegte Kraftstoff-Einfüllpunkt (von: unter der Kabinenabdeckung nach: Rumpfoberseite hinter der Kabinenabdeckung) und die deutlich massivere geschweißte Struktur der Kabinenhaube.

Das Modell: Revell bleibt seiner Verpackungsstrategie verbunden. Der Inhalt befindet sich in der unpraktischen Seitenöffner-Schachtel, doch welch Wunder. Das Material ist gegenüber dem bisher Gewohnten verstärkt. Das erhöht die physische und zeitliche Haltbarkeit und in beschränktem Maße auch die Möglichkeit zum Stapeln von Boxen. Danke, ein Schritt in die richtige Richtung.

Die Plasikteile haben die übliche bei Revell gebräuchliche Farbgebung und das Material die übliche Festigkeit. Sogenannter „Flash“, der von einer nicht sauberen Abstimmung der Formen (Core und Cavity) stammt ist nur im Bereich der Visier-Nachbildungen bei den Klarsichtteilen erkennbar. Die Chance zur Nachbehandlung der Formen, die schon in vorherigen Versionen verwendet wurde, ist verpasst. Die Oberfläche der Plastikteile ist gut und bedarf keiner Nachbehandlung, die Gravuren sind in Breite und Tiefe etwas kräftiger als gewünscht und nicht knackig randscharf. Das alte Problem des Formenbauers. Hier ist noch viel Luft nach oben.

Der sogenannte Breakdown (Anordnung und Systematik der einzelnen Bauteile) erfordert einen sehr sorgfältigen Zusammenbau  und eine vorherige Trockenanpassung. Auch hier: Sehr viel Luft nach oben, gewisse Konkurrenten am Markt beweisen immer wieder, dass es besser geht.

Die Gesamtform der 109 ist gut getroffen, das betrifft die Profillinien in Seiten-, Drauf- und Frontsicht wie auch die Querschnitte. Auf den Vergleich mit der neuen Zoukei Mura 109 sind auch wir in dieser Hinsicht sehr gespannt.

Der Detaillierungsgrad entspricht dem, was in dieser Preisklasse erwartet werden kann. Die lieblos aufgeprägten Sitzgurte des Pilotensitzes müssen allerdings entfernt und durch Zurüstteile ersetzt werden.

Korrekt wurden die frühen Fahrwerksbeine dargestellt, sehr schön die Speicheräder des Hauptfahrwerks und das optionale kleine einziehbare Heckfahrwerk. Die größere fixierte Variante ist auch vorhanden. Die Hauptfahrwerksräder zeigen leider nur die kleine 650mm x 150mm Bereifung.

Lagen bei der G-6 und der G-10 die Waffen über dem Treibwerk zu eng beieinander, so ist jetzt eine korrekt dimensionierte Waffenabdeckung vorhanden.

Es bleiben allerdings einige ernsthafte Kritikpunkte: Völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar ist das Fehlen eines Tropenfilters und auch das Fehlen der Waffengondeln unter den Flügeln. Damit hat sich Revell völlig unnötig sehr attraktiver Varianten beraubt. Ein absolutes No Go sind die verschlossen modellierten kleinen Kühlluft-Hutzen  an der Seitenverkleidung des Triebwerks. Guter bis durchschnittlicher Formenbau schafft das problemlos in 1/48. Hier muss unbedingt Hand angelegt werden, die Korrektur erfordert aber einiges Können. Letzter erwähnenswerter Kritikpunkt sei der Ölkühler unter dem TW. Die Seiten/Flanken des Gehäuses sind völlig flache parallele Wände. Beim Vorbild liegt allerdings ein Strömungsprofil mit seitlicher Ausbuchtung vor.

Die Decals/Nassschiebebilder stammen von Zanchetti, dem zweiten namhaften Hersteller aus Italien. Es gibt keinen wahrnehmbaren Versatz (Register), die Elemente sind randscharf gedruckt und der Trägerfilm steht an den Rändern der Elemente nicht über. Geradezu revolutionär ist der glänzende Schlusslack. Danke und Glückwunsch nach Bünde!

Die Bauanleitung entspricht dem Revellstandard: Din A4 Format, geheftet (32 Seiten), halbglänzender Farbdruck, Teile/Gussrahmen – Übersicht, kleinteilige Baussequenzen mit max. 4 Teilen, Farbangaben im unpraktischen (weil keine Standardfarben nach FS, RLM etc) Revell-Farbsystem mit einiger Mischerei.

Darstellbar sind zwei Maschinen vom Kriegsschauplatz in der Sowjetunion im Sommer 1942. Die Bf 109 G-2 von O. Trautloft, Kommodore JG 54, trägt einen beim Verband aufgetragenen Tarnanstrich. Es gab mindestens zwei Flugzeuge mit gleicher Markierung aber leicht variierender Bemalung. Verlässliche Farbaufnahmen existieren u.W. nicht. Daher sind die Farbangaben Vermutungen. Die zweite 109 wird als G-4 angegeben (Maj. Gollob   III./JG52). Der Standardwerksanstrich ist im mittleren Rumpfbereich übertarnt.

Fazit: Der Bausatz ist mit ein wenig Orientierung im Netz sehr günstig zu erhalten, für das Gebotene sogar sehr günstig. Mit ein wenig (nötiger) Nacharbeit lässt sich ein sehr ansehnliches und korrektes Modell herstellen.

Andreas Beck, Berlin (September 2022)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert