Vorbild: Der Challenger 2 TES („Theatre Entry Standard“) ist eine kampfwertgesteigerte Version des britischen Kampfpanzers Challenger 2. Er basiert auf der Serienausführung, wurde jedoch speziell für militärische Einsätze in urbanen und asymmetrischen Gefechtsfeldern weiterentwickelt. Erstmals wurde der TES im Jahr 2010 öffentlich vorgestellt.
Charakteristisch für den TES ist die deutlich verbesserte Schutzwirkung. Die Frontpartie ist mit Chobham-/Dorchester-Verbundpanzerung verstärkt, während eine zusätzliche Bauchpanzerung Schutz vor Minen und Sprengfallen bietet. Eine Cage-Panzerung (Slat Armour) am Heck schützt gegen RPG- und IED-Beschuss, zusätzlich wurde an den Seiten reaktive Panzerung (ERA) angebracht.
Ein weiteres markantes Merkmal des Challenger 2 TES sind die sogenannten Bird Table-Antennen, Teil eines elektronischen Störsystems zum Schutz vor ferngezündeten Sprengsätzen. Diese Technologie blockiert Funksignale, die zur Zündung improvisierter Sprengladungen (IEDs) genutzt werden könnten – ein entscheidender Vorteil in modernen Einsatzszenarien.
Um die Vielzahl an zusätzlichen elektronischen Systemen wie Jammer, Sensorik, Kommunikations- und Schutztechnik zuverlässig mit Energie zu versorgen, verfügt der TES über eine eigene APU (Auxiliary Power Unit). Dieses Hilfsaggregat liefert Strom, während der Hauptmotor abgestellt bleibt – ideal bei längeren Standzeiten im Einsatz.
Darüber hinaus wurde die Innenraumklimatisierung deutlich verbessert: Die TES-Version ist mit einer Klimaanlage sowie einem Belüftungssystem ausgestattet, was den Komfort und die Einsatzfähigkeit der Besatzung insbesondere in heißen Klimazonen erheblich steigert.
Die Version „Megatron“, ein besonders umfangreich ausgestatteter TES-Prototyp, dient als Technologieträger und Brückentechnologie bis zur Einführung des Challenger 3, der ab 2027 in Dienst gestellt werden soll. Zahlreiche der im TES erprobten Verbesserungen fließen in die Serienausstattung des Challenger 3 mit ein.
Bausatz: Im Jahr 2010 brachte RFM (Rye Field Model) diesen Bausatz erstmals auf den Markt und bis heute ist es die einzige Challenger 2 TES-Version in Spritzguss, die erhältlich ist. Der Bausatz kommt in einem sehr stabilen Stülpkarton mit einem eindrucksvollen Deckelbild. RFM ist bekannt für seine ansprechend gestalteten Verpackungen.
Im Inneren wurde jeder Millimeter des Kartons clever genutzt, um die rund 20 Gussrahmen sicher unterzubringen. Diese sind jeweils noch einmal separat in Klarsichtfolien verpackt, was für einen guten Schutz beim Transport sorgt.
Die Teile bestehen aus sandfarbenem Plastik. Nimmt man die Gussrahmen in die Hand, fällt auf, dass diese recht labil wirken. Die Bauteile selbst sind jedoch stabil und machen einen soliden Eindruck. RFM geht hier einen anderen Weg als viele Hersteller, so wird die Unterwanne aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt. Solange die Passgenauigkeit stimmt, finde ich das völlig in Ordnung.
Insgesamt muss man für diesen Panzer sehr viele Details selbst zusammensetzen, selbst kleine Dinge wie die Scharniere an der Motorabdeckung müssen einzeln angebaut werden. Es sind so gut wie keine Details direkt angegossen.



Ebenfalls muss der Turm aus einzelnen Platten zusammengesetzt werden. Schön ist, dass sich einige Luken sowie die Waffenstation auf dem Turm beweglich bauen lassen.
Die Teile machen durchweg einen sehr guten Eindruck, ich konnte keine Fehler entdecken. Die Qualität ist auf einem sehr hohen Niveau, man findet fein ausgearbeitete Schweißnähte und andere schöne Oberflächendetails.




Berüchtigt ist die Konstruktion der Ketten bei Rye Field, diese werden aus einzelnen Gliedern mit jeweils einem Verbindungsstück zusammengesetzt. Pro Seite sollen insgesamt 79 Glieder verbunden werden. Das ist definitiv eine kleine Fleißarbeit.
Mit Hilfe eines kleinen Plastikrings wird die Beweglichkeit der Laufrollen gewährleistet, da diese nun ohne Kleber einfach gesteckt werden können.



Nun widmet man sich dem, was diesen Bausatz besonders macht: den Seitenteilen mit reaktiver Panzerung und der Slat-Armor. Auch hier setzt sich alles wieder aus vielen einzelnen Teilen zusammen. Die Slat-Armor sieht wirklich sehr gut aus, RFM bietet zusätzlich ein Set aus PE-Teilen direkt ab Werk an. Wer sich das antun möchte, hat also die Möglichkeit, noch mehr ins Detail zu gehen.
Allerdings ist das Arbeiten mit Fotoätzteilen nichts für Ungeduldige, die Teile sind extrem filigran und erfordern präzises Biegen und Verkleben, belohnen aber mit einem nochmals realistischeren Erscheinungsbild. Die beiliegenden Kunststoffteile brauchen sich jedoch keineswegs zu verstecken: Sie sind sauber detailliert und sehen auch ohne PE-Zusatzteile sehr überzeugend aus.




Der Lauf der Kanone ist leider nicht einteilig, für den Preis des Bausatzes hätte das durchaus drin sein können. Auch die Klappe des Laser-Entfernungsmessers kann variabel gebaut werden, je nachdem, ob man sie offen oder geschlossen darstellen möchte.



Ich hätte mir ein paar Vorlagen für Masken gewünscht, um die Klarsichteile abkleben zu können, diese sind nämlich extrem filigran. Hier muss man sich selbst Gedanken machen, wie man das am besten löst.
Nachdem alle Turmaufbauten und anderen Kleinteile am Panzer montiert sind, kann man sich an die Lackierung machen. RFM hält das Ganze sehr simpel, es gibt nur einen einzigen Bemalvorschlag. Auch die Decals sind eher spärlich verteilt. Nett ist allerdings der „Megatron“-Schriftzug samt Decepticon-Logo, der dem Modell eine kleine Besonderheit verleiht.



Etwas merkwürdig finde ich das beiliegende Abschleppseil. Normalerweise bekommt man entweder ein passendes Gussteil oder einen Kupferdraht, hier liegt stattdessen eine Art Faden bei. Ich habe damit bisher keine Erfahrung, aber schon beim Auspacken fallen die ausgefransten Enden auf. Wie sich das am besten bemalen lässt, muss ich erst noch herausfinden.

Anleitung: Die Anleitung gefällt mir sehr gut. Sie kommt als kleines Heftchen in zwei Sprachen, Englisch und Chinesisch. Das Deckelbild findet sich noch einmal auf dem Cover der Anleitung wieder, zusammen mit der Erklärung der verwendeten Symbole.
In sehr gut gestalteten Grafiken mit farblich hervorgehobenen Bauschritten wird man klar und strukturiert durch den Bau geführt. PE-Teile sind in Gelb markiert und somit sofort erkennbar. Besonders komplizierte Baugruppen werden zusätzlich separat dargestellt – so könnten Anleitungen gern öfter aussehen.
Nach 35 Bauabschnitten ist man am Ende der Anleitung angekommen. Dort finden sich dann die Decal- und Bemalvorschläge. Als Referenz für die Farbgebung wird Ammo of Mig verwendet.






Fazit: Ich habe mir den Bausatz gekauft, weil diese Version des Challenger 2 einfach brachial aussieht. Die Qualität der Teile stimmt, und auch die Details sind sehr gut. Viele davon sind allerdings recht klein und hätten sicherlich auch direkt angegossen werden können.
Der Bausatz ist insgesamt recht aufwendig und erfordert Geduld, vor allem wegen der vielen winzigen Teile, daher würde ich ihn eher erfahrenen Modellbauern empfehlen.
Mit einem Preis von rund 50–60 € bekommt man aber ein sehr gutes Modell. Von mir gibt’s eine klare Kaufempfehlung für alle, die sich nicht scheuen, auch mal stundenlang Kleinteile zu verbauen.



Florian Schuster, Berlin (Juli 2025)