Das Vorbild: „Flak Bait“ ist das berühmteste Exemplar der von der US-Firma Glenn L. Martin in über 5200 aller Varianten gefertigten Baureihe B-26 Marauder (Plünderer). „Flak Bait“ (Flak-Köder) wurde 1943 gebaut und überstand den Zweiten Weltkrieg mit über 200 scharfen Einsätzen. Die Maschine wies in ihrer Einsatzzeit über 1000 Einschüsse/Schrapnell-Schäden auf, mehrfach sind während der Einsätze wichtige Systeme ausgefallen. Dabei gab es unter der Besatzung nur einen Verletzten, keine Gefallenen. Nach dem Krieg wurde „Flak Bait“ in Bayern demontiert und in die USA verbracht. Dort war die Bugsektion ab 1976 lange Zeit im NASM / Washington ausgestellt. Zur Zeit befindet sich diese Baugruppe mit dem Rest des Flugzeugs zwecks vollständiger Restauration dieser Ikone militärischer Luftfahrt in Virginia.
Die B-26 Marauder gehört zu den zweimotorigen „Halbstarken“ (DB-7/A-20 Boston/Havoc, B-25 Mitchell, A-26 Invader) die in ihrer Berühmtheit hinter den „Schweren Jungs“ B-24 und B-17 etwas zurücktraten. Doch seit der Landung der Alliierten in Frankreich und der Inbetriebnahme von Plätzen auf dem Festland übernahmen diese Zweimotorer mit ihrer beschränkten Reichweite eine Bedeutung in der Luftkriegsführung wie ihre größeren Brüder.







Das Modell: Diese Ausführung repräsentiert die zweite Generation der B-26 ab B-26B-10 mit vergrößerter Spannweite der Tragflächen und vergrößertem Höhenleitwerk. Diese Baumaßnahmen wurden als wichtig erachtet, da die hohe Flächenbelastung vor allem in der Start- bzw. Landephase zu nur minimalsten Toleranzen im Bereich der Abrissgeschwindigkeiten führte, und in der Ausbildung der Flugzeugführer viele Verluste auftraten. In der dritten Generation (Baureihe B-26 F und G) wurde nochmals nachgelegt und der Einstellwinkel der Tragflächen erhöht.






Die Oberflächen sind wie bei Bauteilen aus Stahlformen üblich leicht angeraut. Minimal ist vor dem Lackieren eine gründliche Entfettung zu empfehlen; wer mag, bearbeitet die Oberfläche mit Micro-Mesh oder grundiert selbige. Die Innendetaillierung von Rumpf und Motorgondeln genügt den Minimalansprüchen, aber viel mehr auch nicht. Die Darstellung der stoffbespannten Steuerflächen ist immer wieder ein heiß umstrittenes Gebiet. Ist es nun zu stark betont oder zu wenig ? Wie auch immer diskutiert werden mag, im neuwertigen Zustand sind im Original die gewellten Muster nicht sichtbar, allenfalls zu erahnen.



Die Hauptschwäche des alten und nun überkommenen Monogram/Revell-Bausatzes war die Darstellung der Motorgondeln. Dieses Problem ist nun positiv gelöst. Die Details sind durchgängig randscharf, die Werkzeughälften („core“ und „cavity“) sind gut abgestimmt, so dass kein Versatz oder Fishhaut („flash“) entsteht.







Um die Werkzeugkosten niedrig zu halten, keineswegs also wegen mangelnder Technologie, verzichtet ICM auf Schiebeformen („slide molding“). Spätestens bei der angekündigten Hs 129 sollte diese Verfahrensform noch einmal überdacht werden.

Die Klarsichtteile machen einen guten Eindruck. Einschlüsse oder Schlieren konnten nicht entdeckt werden, die akzeptabel dicken Wandstärken sind gleichmäßig und die Oberflächen eben.





Die Bauanleitung kommt wie inzwischen bei ICM üblich in Heftform (A4-Format). Das Deckblatt enthält Hinweise zum Vorbild und Farbinformationen.

Es folgt eine mehrseitige Übersicht über die Anordnung der Bauteile auf den Spritzrahmen.




Die anschließende Montageanleitung (in Ausschnitten dargestellt) ist in übersichtliche Bauabschnitte gegliedert und enthält auch Farbangaben. Diese könnten gerne genauer und vollständiger sein.




Die gewählte Darstellung der selbst auszuschneidenden Markiermasken ist nett gedacht, aber nicht wirklich hilfreich. Wenn der Bausatz € 2,50 teurer wäre, richtige selbstklebende Masken wären willkommen.

Das Decal ist relativ klein, wenigstens für die fabrikfrische „Flak Bait“ hätten ein paar mehr Wartungshinweise auf des Blatt gehört.

In der frühen Phase des Flugzeugs nach Auslieferung werden die Hoheitszeichen sicherlich mit einem durchgängig kräftigen Blau zu sehen gewesen sein. Der kräftige blaue Rand entstand erst nach dem Übermalen der roten Ränder, die nur in einer kurzen Periode von etwa Juli 1943 bis Anfang September 1943 auf USAAF und Navy Maschinen anzutreffen waren (mit Ausnahmen!).




Die Farbtafeln zeigen vier Bemalungszustände der „Flak Bait“ . Für Details ist die Eigenrecherche dringend empfohlen.
Unübertroffene Standardlektüre mit einem guten Gesamtüberblick über die B-26 findet man hier:

Fazit: Wieder einmal ein Kracher von ICM, der Kasten sollte in keinem Sammlerregal fehlen, darf aber auch gebaut werden. Bei letzterer Verwendung ist Spaß garantiert. Wie bei ICM üblich, sind noch viele Inkarnationen der B-26 „in der Röhre“.
Andreas Beck, Berlin (Juni 2025)