Vorbild

Die Fieseler Fi-103, besser bekannt als V1, wurde ab dem Frühjahr 1944 in Dienst gestellt. Die Idee einer fliegenden Bombe war jedoch bereits 1934 dem Reichsluftfahrtministerium (RLM) vorgelegt worden. Zunächst wurde das Konzept vom RLM abgelehnt, gegen Ende der 1930er Jahre jedoch erneut aufgegriffen. Daraufhin begann die Berliner Firma Argus Motoren Gesellschaft mit der Entwicklung eines unbemannten, ferngesteuerten Flugkörpers unter dem Decknamen „Fernfeuer“.

Anfang 1942 konnte die Firma Fieseler für das Projekt gewonnen werden und es wurde mit dem Bau mehrerer Prototypen des Flugkörpers Fi-103 in den Werken der Firma in Kassel-Bettenhausen begonnen. Am 19. Juni 1942 erteilte das Reichsluftfahrtministerium (RLM) schließlich den Auftrag zur Weiterentwicklung bis zur Serienreife.

Ab 1942 erfolgte die Erprobung auf der Insel Usedom bei der Erprobungsstelle der Luftwaffe Peenemünde-West.

Aus heutiger Sicht wirkt die Fi-103 eher rudimentär, doch für die damalige Zeit war sie technisch äußerst komplex. Ein an der Nase angebrachter Propeller trieb ein Zählwerk an, das verschiedene Aktionen auslöste. Auf diese Weise konnte die Fi-103 selbstständig ihre Flugstrecke kontrollieren und gleichzeitig andere Vorgänge wie das Scharfstellen der Zündanlage steuern.

Als Triebwerk nutzte die Fi-103 ein Pulsstrahltriebwerk der Firma Argus, das As 014, das auch als „Schmidt-Rohr“ bekannt war – benannt nach dem Erfinder des Prinzips, Paul Schmidt. Die geringe Lebensdauer und der schlechte Wirkungsgrad wurden zugunsten der deutlich geringeren Kosten in Kauf genommen, insbesondere im Vergleich zu den weitaus komplexeren Strahltriebwerken.

Das Triebwerk hatte nicht die Leistung, um die Fi-103 vom Boden abheben zu lassen. Daher erfand man eine Startrampe, von der die Fi-103 gestartet wurde.

Die Schleuder bestand aus insgesamt acht Rohrstücken, die von einem Rahmen ummantelt waren. Jedes Stück hatte eine Länge von 6 m. Die einzelnen Glieder wurden „Schüsse“ genannt. Insgesamt hatte die Startrampe eine Länge von 48 m und eine Höhe von 5 m. Auf die gesamte Länge der Rampe hatte das Rohr einen Schlitz an der Oberseite.

In einem Dampfgenerator wurde Wasserstoffsuperoxid (T-Stoff) mithilfe einer Katalysatorlösung, Kalzium- oder Kaliumpermanganat (Z-Stoff), im „kalten“ Walter-Verfahren zu einem Sauerstoff-Dampf-Gemisch umgesetzt. Ein Kolben im Schlitzrohr wurde durch den dabei entstehenden Druck beschleunigt. Eine Nase am Kolben ragte durch den Schlitz und führte die Fi-103 mit sich, wobei sie auf die Startgeschwindigkeit von etwa 300-350 km/h beschleunigt wurde. Der Schleudervorgang dauerte zwischen 0,8 und 1 Sekunde.

Im Sommer 1944 wurden die ersten V1 von Frankreich aus in Richtung England abgefeuert. Die Waffe konnte am Ausgang des Krieges nichts ändern und war im Großen und Ganzen nicht mehr als ein Werkzeug zur Terrorisierung der Zivilbevölkerung.

Bei der Produktion, die zum Teil von KZ-Häftlingen unter unmenschlichen Bedingungen ausgeführt werden musste, kamen viele Menschen ums Leben. Nach Darstellungen der Mahn- und Gedenkstätte Mittelbau-Dora starben bei der Herstellung der Waffe mehr Menschen als bei ihrem Einsatz.

Bausatz

2022 brachte Takom zwei Bausätze zur Fi-103 heraus. Dieser hier enthält die Startrampe sowie Dampferzeuger und Kolben. Der große Stülpkarton ist randvoll mit Gussrahmen, die jeweils einzeln in Folie verpackt sind. Der überwiegende Teil entfällt auf die umfangreiche Startrampe.

Wer das Modell in seiner Gesamtheit bauen möchte, sollte man auf jeden Fall ausreichend Platz einplanen – die Rampe erreicht eine beeindruckende Länge von 96 cm. Ein echter Hingucker!

Die Rampe besteht aus fünf einzelnen Segmenten, die nicht zwingend alle gebaut oder miteinander verbunden werden müssen. Der Aufbau folgt stets dem gleichen Schema und sollte zügig von der Hand gehen. Zunächst wird der Rahmen gebaut, der das Schlitzrohr umschließt. Bereits im ersten Bauabschnitt wird auch der Kolben zusammengesetzt und kann, bei Bedarf, direkt im Rohr platziert werden. Ich empfehle jedoch, ihn erst nachträglich einzusetzen, da sich die Bemalung so deutlich einfacher gestaltet.

Im Verlauf baut man einen zweiten Kolben, welcher auf einem Gestellt präsentiert werden kann.

Über die Qualität von Takom muss man eigentlich keine Worte verlieren, die wie gewohnt herausragend ist. Fehler oder Gussrückstände sucht man vergeblich. Die Teile überzeugen durch saubere Kanten und eine äußerst filigrane Ausführung. Wirklich beeindruckend!

Weiter geht es in der Anleitung mit der V1, die ebenfalls sehr ansprechend dargestellt ist. Es liegen mehrere Bemalungsvorschläge bei, die interessante und abwechslungsreiche Farbschemata zeigen. Ein Transportanhänger oder ähnliches ist im Bausatz jedoch nicht enthalten, die V1 muss daher zwangsläufig auf der Startrampe platziert werden.

Die Details sind hervorragend gelungen, auch wenn man zugeben muss, dass die erhabenen Nieten etwas zu stark betont sind, sofern sie beim Original überhaupt vorhanden waren. Dennoch verleihen sie dem Modell mehr Charakter und machen es optisch umso interessanter.

Die letzten beiden Bauschritte widmen sich dem Dampferzeuger sowie dem Anlassgerät. Hier finden sich einige besonders interessante Gussteile wie z.B. Rohre, die mit feinen Details und aufwendig gestalteten Formen überzeugen. Das macht richtig Freude, solche Bauteile sieht man wirklich gern!

Ein kleiner Bogen mit Decals sowie ein weiterer mit Fotoätzteilen liegen ebenfalls bei. Die Qualität der Decals lässt allerdings etwas zu wünschen übrig, Sie sind unsauber gedruckt und wirken in Größen, die eigentlich noch gut lesbar sein sollten, bereits recht verschwommen und unklar.

Anleitung

Die Anleitung liegt in Form eines kleinen Heftes bei. Schon auf der ersten Seite erhält man interessante Informationen und Hintergrunddetails zum Modell. Die Bauschritte sind klar und übersichtlich dargestellt und lassen sich gut nachvollziehen.

Zu den vier Farbvarianten der Fi-103 gibt es jeweils eine kurze Information. Für die Startrampe und die übrigen Komponenten liegen hingegen keine konkreten Bezüge zu realen Vorbildern vor, zumindest werden keine angegeben.

Fazit

Ein geniales Set und ein echter Hingucker! Die Qualität ist top und trotz der beachtlichen Ausmaße sollte der grundsätzliche Aufbau zügig vonstattengehen. Ich würde sagen: ein schönes kleines Wochenendprojekt, auch für Einsteiger bestens geeignet.

Florian Schuster, Berlin (April 2025)

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