Vorbild: Bereits bei der Planung der Breitspurpanzerzüge 26-31 war von der Inspektion der Eisenbahnpioniere vorgesehen, diese statt mit Artilleriewaggons, mit auf Flachwagen verlasteten Panzern auszurüsten. Für diese Züge waren zwei oder drei Waggons mit französischen Somua S 35 vorgesehen. Die Rampen zum Absetzen bzw. Aufnehmen der Panzer wurde auf dem davor laufenden Abstoßwagen aufgelegt. Nachdem die Zuständigkeit für die Panzerzüge auf die Inspektion der schnellen Truppen (Inst 6) überging und erste Planungen für die standardisierten Panzerzüge vom Typ BP 42 aufgenommen wurden, griff man auf diesen Entwurf zurück und stattete die Züge mit einer Weiterentwicklung dieses Wagentyps aus. Diesem weiterentwickelten Typ des Panzerträgerwagens entspricht das Modell von HobbyBoss.
In der Regel bestand ein Panzerzug des Typ BP 42 oder BP 44 aus einer Lokomotive der Baureihe 57 mit einem zusätzlichen Tender vor der Lok, als nächstes folgte ein Artilleriewagen, der Kommandowagen (in einem Kommandowagen war der Zugchef untergebracht, im anderen die Küche des Zuges), ein weiterer Artilleriewagen und der Panzerträgerwagen. Danach bildete bei den Zügen des Typs BP42 ein Abstoßwagen, bei den Zügen des Typs BP44 der Panzerjägerwagen, den Abschluss des Zuges. Die Panzerzüge waren spiegelbildlich aufgebaut, mit der Lok in Zugmitte, an welche die Waggons des Panzerzuges gekuppelt waren.
Im Gegensatz zu den Lokomotiven, die erst 1944 von der Reichsbahn an die Wehrmacht verkauft wurden, waren die Waggons dieser Panzerzüge von vorne herein als Privatwagen bei der Reichsbahn eingestellt. Als solche gehörten sie alle zur Nummerngruppe 900…, alle Wagen der Panzerzüge führten als erste drei Ziffern der Waggon-Nummer die Zifferngruppe 936, die zweite Dreiergruppe gab die Nummer des Panzerzuges (beginnend mit 01 für den PZ61 fortlaufend bis 22 für den Panzerzug 82) und die Position des Wagens im Zug an. Der Waggon-Nummer folgte der Buchstabe ‘P’ als Kennzeichnung für einen Privatwaggon.
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Bausatz: Im stabilen Stülpkarton findet man vier einzeln verpackte sandfarbene Spritzlinge. Ebenfalls separat verpackt sind die Unterwanne des Panzerträgerwagens, die Wanne, die Fahrgestellteile und der Turm des zugehörigen Panzer 38(t). Insgesamt 74 Teile ohne die bekannten Teile für das Gleisbett. Wobei einige Teile für diesen Bausatz nicht benötigt werden und für andere Projekte zur Verfügung stehen. Vorbildgerecht verfügt der Waggon über zwei unterschiedliche Kupplungen. Da er wegen der Auffahrrampe des Panzers mit dem davor laufenden Abstoß- oder Panzerjägerwaggon nicht mit der Standardkupplung gekuppelt werden konnte, liegt hierfür die benötigte Scharfenbergkupplung bei, wobei deren Ausführung nicht dem Standard des restlichen Bausatzes entspricht.
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Der beiliegende Panzer macht bis auf die an einem Stück gespritzten Fahrgestellteile einen sehr guten Eindruck. Hier dürfte wohl Ersatz durch entsprechende Teile von Silesian Models nötig sein. Andererseits lässt man den Panzer auf dem Waggon verlastet, ist das Fahrgestell weitestgehend unsichtbar. Ein Blick in den auch einzeln erhältlichen Bausatz zeigt, dass dieser die Ausf. E/F darstellt, die noch das Front-MG neben dem Fahrerplatz aufwiesen. Es war bei allen den Panzerzügen zugeordneten Pz 38(t) ausgebaut und die entstandene Öffnung mit einer runden Platte abgedeckt.
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Bemalung: HobbyBoss beschreibt in seiner Bauanleitung diesen Waggon als zum Typ BP42 zugehörig. Damit würde er zu den Panzerzügen 60 bis 72 gehören. Die auf dem Decal befindliche Waggon-Nummer lautet jedoch 936 142 P, demnach würde er zum Panzerzug 74 des Typs BP44 gehören. Nach dem oben Geschriebenen, sollte die Nummer 936 xx2 oder 936 xx9 lauten, wobei xx durch die Nummern von 01 bis 12 zu ersetzen wären. Das auf den Abziehbildern angegebene Datum gibt die Indienststellung des PZ 73 an, was zwar mit der darüberstehenden Zuordnung passt, aber nicht zur angegeben Waggon-Nummer.
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Nicht erschrecken – das dem Bausatz beiliegende Farbprofil ist nicht maßstäblich gehalten.
Fazit: Von Flüchtigkeitsfehlern abgesehen erhält man ein empfehlenswertes Modell. Für die Decals sollte man aber nach Ersatz suchen, sofern man den Waggon korrekt beschriften will. Ich selbst bin gespannt, wie der Bausatz von HobbyBoss neben dem seit längerem erhältlichen Modell von UM aussieht.
Literatur:
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Wolfgang Sawodny: Die Panzerzüge des Deutschen Reiches 1904 – 1945, EK-Verlag GmbH, Freiburg 1996,
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Paul Malmassari, Les Trains Blindés, Editions Heimdall, Saint-Martin-des-Entrées 2020
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Paul Malmassari, Armoured Trains, Naval Institute Press, Annapolis 2016
Roland Schmidt, Kornwestheim (Juli 2024)