Die Originale: In den frühen 1980er Jahren war Renault Assistance Course der „mobile Werkstattservice“ für Renn- und Rallyeteams. Kleintransporter dienten zum Transport von Fahrzeugen, die auf Anhängern zu den Rennorten gebracht wurden. Dort angekommen, wurde ein kleines Autocamp errichtet und die letzten Handgriffe an den Rennwagen vorgenommen. Da die Lieferwagen mit Ersatzteilen, Zubehör, Werkzeug und anderen Dingen gut bestückt waren, konnten Schäden, die bei Renn- oder Rallye-Einsätzen entstanden, von den Mechanikern auf der Rennstrecke schnell behoben werden. Das Team des Rennservice kümmerte sich darum, das Fahrzeug in kürzester Zeit wieder flott zu bekommen. Nicht nur die Herausforderungen der täglichen Arbeit auf und neben der Rennstrecke wurden effizient gemeistert, sondern diese mobilen Service-Stationen dienten manchmal auch als provisorische Unterkünfte für die Teammitglieder. Einer dieser Transporter war der Renault Estafette, der auf dem Frontantriebssystem des Citroën basierte, das somit eine große, flache Ladefläche, vier Einzelradaufhängungen, eine seitliche Schiebetür und eine dreiflügelige Hecktür bot. Er wurde zunächst als Lieferwagen mit 800 kg Nutzlast, ab 1965 mit 1000 kg, mit Flach- oder Hochdach und kurzem oder langem Radstand produziert. Die ersten Modelle nutzten den 845-cm³-Motor der Dauphine mit 32 PS, der 1962 durch den „Sierra Cléon fonte“-Motor des Renault 8 mit 1108 ccm und 45 PS und 1968 durch den 1289-cm³-Motor des Renault 12 ersetzt wurde. Bis 1980 in mehr als 500.000 Exemplaren produziert, wurde die Estafette zu einem Symbol ihrer Zeit. Der Autotransportanhänger wurde zu einem unersetzlichen Instrument für den Transport von Renn- und Rallyefahrzeugen. Er kam zum Einsatz, damit die Fahrzeuge selbst nicht in Betrieb genommen werden mussten und zum Renn- oder Rallyeeinsatzort gebracht werden konnten. Durch Auffahrrampen sowie einer Seilwinde, ließ sich das Verladen komfortabel arrangieren. Der Renault R8 Gordini (Typ R11345) wurde erstmals auf dem Pariser Autosalon 1964 vorgestellt. Schon bald erkannte man ihn an seiner blauen Lackierung in „Bleu France 418“ und den durchgehenden weißen Doppelstreifen über die gesamte Länge des Fahrzeugs. Er war das erste Auto mit sportlicher Leistung zum erschwinglichen Preis eines Serienwagens. Sein Übersteuerungsverhalten (es bricht hinten aus) aufgrund des Motors mit Hecküberhang, machte den Gordini zu einer Besonderheit für sportliches Fahren. Für erfahrene Rennfahrer aber auch für Amateure war der R8 Gordini ein beliebtes Renn- und Rallyefahrzeug und war auf vielen Pisten zu Hause. Insgesamt wurden 11607 Renault Gordini produziert, davon allein 8981 in der 1300er Version. Als wahre Ikone einer Generation muss man für den Gordini heute so viel bezahlen, wie für einen Sportwagen voller Technik. (Heller)
Bausatz Renault Estafette: 2021 betrat die Heller- Renault Estafette erstmalig die Modellbauwelt. Beginnend mit der Estafette Gendarmerie folgte eine Lieferwagenvariante. Ein Jahr später gab es die ersten Sets. Eine Hochdachvariante kam mit dazu. Fahrzeuge aus dem Jahren 1964 oder 1977 lassen sich aus diesen Bausätzen bauen. Diese unterschieden sich hauptsächlich durch veränderten Kühlergrill, Stoßfängern, Rückleuchten und Blinkleuchten. Der Bausatz besteht aus ca. 159 Bauteilen. Die originalgetreu nachgebildete mehrteilige Karosserie weist sehr gute äußere Oberflächenstrukturen sowie eine hervorragende Innendetaillierung auf. Sämtliche Türen lassen sich geöffnet oder geschlossen darstellen und gewähren so einen Einblick ins Innere. Vorne hat das Fahrzeug keine Motorhaube. Der Zugang zum Kühler erfolgt über die Abnahme des Kühlergrills. Arbeiten am Motor wurden im Innenraum durchgeführt. Dazu wurde eine Abdeckhaube, die sich zwischen beiden Vordersitzen befand, abgenommen. So auch beim Modell. Hier soll aber laut Bauplan diese Haube mit dem Wagenboden verklebt werden. Schade, denn der Motor ist außergewöhnlich gut detailliert. Hier wird sich eine Alternative finden. Die Detaillierung im Innenraumbereich fällt wie eingangs gesagt ebenfalls hervorragend aus. Innenwände, Reserveradaufnahme, Armaturenbrett, Lenkrad und Sitze – einfach klasse. Die positiven Eindrücke machen auch im Fahrwerks- und Unterbodenbereich nicht halt. Der Rahmen nimmt Motor, Getriebe samt der Abgasanlage auf. Die Vorder- und Hinterachse sind mit allen Fahrwerkskomponenten ausgestattet. Die Lenkung ist starr gehalten. Der Grund hierfür sind die Antriebswellen des Vorderradantriebes die in die Achsschenkel greifen. Die Bereifung – aus weichem Vinyl – weist ein feines Profil auf. Die Verglasung ist teilweise Bestandteil der Karosserie, d.h. beim Lackieren der durchsichtigen Fahrzeugteile werden die Glasteile maskiert. Hierfür sollen aus dem Bauplan die dementsprechenden Schablonen ausgeschnitten, mit Weißleim bestrichen und angebracht werden. Hier für mich der einzige Kritikpunkt. Ein kleiner Bogen mit selbstklebender Maskierfolie wäre mehr als hilfreich.
Bauanleitung / Bemalung: Die mehrseitige Bauanleitung führt einfach und übersichtlich durch 67 Bauabschnitte. Bei der Bemalung greift der Hersteller auf das firmeneigene Farbsortiment. Der Decalbogen ist sauber und randscharf gedruckt und verfügt das nötige Dekor für die “Renault Assistance Cours sowie ein Kfz.- Kennzeichen (92) für das Département Hauts-de-Seine (Großraum Paris).
Bausatz Renault R8: Der Bausatz besteht aus gesamt 117 Bauteilen, verteilt auf 5 Plastikspritzlingen, der Karosserie als Einzelteil, einem Vinylspritzling mit den Reifen, Sitzen, Überrollbügel sowie der Bauanleitung. Der Bausatz ist ein alter Bekannter, erschienen erstmalig im Jahre 1968. Trotz des hohen Alters macht der Bausatz immer noch eine gute Figur. Die Karosserie weist feine Oberflächenstrukturen auf, die Motorhaube begeistert mit durchbrochenen Lüftungsschlitzen. Der Motorraum ist durch die bewegliche Motorhaube zugänglich, so dass der mehrteilige Motor samt Abgasanlage voll zur Geltung kommt. Das Fahrwerk ist wie beim Original recht einfach aufgebaut, die Lenkung beweglich gehalten. Laut Bauplan soll nach dem Zusammenbau die Hinterachse den markanten negativen Sturz aufweisen. Die Bereifung – aus weichem Vinylmaterial- weist ein feines Profil auf aber keinen Reifenhersteller. Die Materialstärke der Verglasung ist akzeptabel. Die Inneneinrichtung fällt allerdings gewöhnungsbedürftig aus. So sind die Sitze und der Überrollbügel aus dem gleichen weichen Gummimaterial wie die Reifen. Die Sitze kann man sich noch gefallen lassen, beim Überrollbügel würde ich eher zum Eigenbau raten. Das Armaturenbrett ist wie bei fast allen Fahrzeugen aus dieser Zeit korrekt einfach gehalten. Für die Rundinstrumente liegt das passende Decalmaterial bei.
Bauanleitung / Bemalung: Die Bauanleitung liefert ein bisschen Geschichte sowie ein technisches Datenblatt und führt einfach und übersichtlich durch 22 Bauabschnitte. Die Bemalungsanleitung bezieht sich auf das Farbensortiment von Heller. Die Decals für zwei Fahrzeuge (Rallye Monte Carlo 1967 und Straßenversion) sind sauber und randscharf gedruckt.
Bausatz Trailer: Sein Debüt feierte der Autotransportanhänger zusammen mit dem „Goods Trailer“ Bestellnr. 80778 im Jahre 2024. Beide basieren auf dem gleichen Grundgerüst. Dieser Basis wurden lediglich für den Fahrzeugtransport die Rampen mit einigen Anbauteilen zugefügt. Der Bausatz besteht aus ca. 98 Teilen eingeschlossen den fünf Vinylreifen, Drahtmaterial, Bindfaden, Polycaps, einem Decalbogen und der Bauanleitung. Sämtliche Bauteile brillieren mit einer sehr guten Detaillierung. Besonders erwähnenswert sind die unterschiedlichen Felgentypen. Die zeitgenössischen 3-Loch Felgen gefallen hier besonders gut, da sie damals in Frankreich gern bei Kleinwagen (2CV, Renault R4) verwendet wurden. Um diesen auch an verschiedene Zugfahrzeuge anhängen zu können, hat Heller auch daran gedacht, verschiedene Kupplungen beizulegen. Der Anhänger lässt sich zusätzlich an- / abgekuppelt darstellen.
Bauanleitung / Bemalung: Die Bauanleitung führt einfach und übersichtlich durch 29 Bauabschnitte. Bei der Bemalung greift der Hersteller auf das firmeneigene Farbensortiment. Der Decalbogen ist sauber und randscharf gedruckt und verfügt über mehrere Kennzeichen verschiedener Nationalitäten und den Geschwindigkeitsangaben.
Fazit: Ein Fahrzeugtrio mit einem stimmigen Gesamteindruck. Heller tut gut daran mit dieser aufgegriffenen Linie die alten französischen Straßen- und Motorsportklassiker in 1:24 aufleben zu lassen. Ein Hingucker sind diese Fahrzeuge allemal.
Eine gelungene Zusammenstellung zu einem attraktiven Kurs von ca. 50 – 60 Euro.
Erhältlich ist der Bausatz bei gut sortierten Modellbauhändlern oder direkt bei Heller.
Alexander Hilbig, Berlin (Oktober 2024)