Das Vorbild:

Die Kanone da 70/15 war ein Gebirgsgeschütz, das von Italien im Ersten Weltkrieg eingesetzt wurde. Bis zum Zweiten Weltkrieg fand das Geschütz noch in Einheiten Verwendung, die den Truppen in Italienisch-Ostafrika zugeteilt waren, wobei sie dann nur noch als Infanteriegeschütz genutzt wurde.

Bei der Kanone handelte es sich um ein hinterladbares Gebirgsgeschütz mit unterbrochenem Schraubenverschluss und zwei Holzspeichenrädern mit Stahlfelge. Es gab keinen Rückstoßmechanismus, kein Geschützschild, keinen Verfahrmechanismus und die Höhenverstellung wurde durch eine Druckschraube unter dem Verschluss gesteuert. Mit einer Gesamtrohrlänge von lediglich 1,15 m und einem Gesamtgewicht von 387 kg konnte sie für den Transport in vier Muldenladungen zerlegt oder zum Abschleppen an einer Protze befestigt werden.

Die Kanone 70/15 wurde erstmals während des Italienisch-Türkischen Krieges und darüber hinaus wegen fehlender Alternativen auch noch während des Zweiten Weltkrieges eingesetzt. Aufgrund ihrer leichten, einfachen, kostengünstigen und robusten Konstruktion baute Vickers-Terni von 1914 bis 1919 ca. 710 dieser Geschütze. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die meisten davon an den italienischen Grenzschutz übergeben. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs befanden sich noch ca. 92 Geschütze im Einsatz.

Der Bausatz: 

Als zweiten Bausatz im Maßstab 1:16 wird die italienische Firma WIP3D wahrscheinlich die 7-cm-Gebirgskanone-70/15 anbieten. Ich habe im Vorfeld die dafür entsprechenden Bauteile erhalten, die von WIP3D (wie üblich) im 3D Druckverfahren hergestellt wurden.

Die Anzahl der Teile hält sich für dieses vergleichsweise kleine Geschütz in Grenzen und besteht lediglich aus der Lafette, dem Rohr, den beiden Rädern, einem Block mit Granaten sowie noch vier einzelne Granaten. Alle Teile sind sehr sauber gedruckt und es bedarf nur einer minimalen Bearbeitung mit Schleifpapier, um noch vorhandene Reste der Druckstege zu entfernen. Die Oberflächen selbst sind sehr sauber und minimalste Drucklinien verschwinden entweder unter einer Schicht Grundierung oder durch leichtes Anschleifen.

Nach einem Vergleich des Designs mit Fotos vom Original habe ich doch noch drei Stellen identifiziert, die man optimieren kann, und dies auch an Armando Rossi (dem Besitzer von WIP3D) zurückgemeldet:

  1. An dem Verschluss der Kanone könnte man noch die Öse für das Seil am Abfeuerungsmechanismus ergänzen.
  2. Im vorderen Bereich der Lafette fehlt die aus Gummi bestehende Auflage, um ein Absenken des Rohres abzufedern.
  3. Die jeweils 3 Handgriffe pro Seite für den Transport der Kanone fehlen an der Lafette.

    Ansonsten sind alle Details sehr schön und dem Original entsprechend sauber dargestellt.

Die Bauanleitung:

Zum Zeitpunkt, als ich die Alpha-Teile für den Bausatz erhielt, existierte noch keine Bauanleitung, jedoch gehe ich davon aus, dass es bei Erscheinen des Bausatzes eine zweiseitige Anleitung geben wird, die den relativ einfachen Zusammenbau der Teile klar beschreibt.

1. Optimierungen:

Wie bereits erwähnt sind mir drei Stellen aufgefallen, die man optimieren kann.
Die Öse am Verschluss der Kanone habe ich aus Metalldraht geformt und den Verschlussgriff sowie den Abfeuerungsspannhebel überarbeitet. Ebenso wurde der Gummipuffer im vorderen Bereich der Lafette hinzugefügt. Wesentlich mehr Aufwand war erforderlich, die insgesamt 6 Tragegriffe für die Lafette aus Metalldraht zu formen und zu ergänzen, da diese im mittleren Bereich identisch sein sollten und die beiden im vorderen Bereich eine etwas andere Geometrie aufwiesen. Eine weitere Optimierung bestand darin, die vier kleinen Bügel auf dem Mittelbereich der Lafette aus Metalldraht darzustellen, weil ich hier noch (entsprechend einem Foto vom Original) Lederriemen zur Befestigung eines Seiles anbringen will.

2. Bemalung:

Da ich im Zusammenhang mit der Bemalung leider schon mehrfach auf die harte Tour lernen musste, wie wichtig ein sauberer und fettfreier Untergrund für die Grundierung ist, habe ich die Teile zunächst mit Spülmittel und einer Zahnbürste unter laufendem Wasser gereinigt und anschließend mehrere Stunden trocknen lassen. Danach erfolgte eine Grundierung aller Teile mit verdünntem Mr Surfacer 1500 Mahagony, wodurch eine perfekte Grundlage für die weitere Bemalung geschaffen wurde.

Los ging es dann mit der 7-cm-Munition. Leider konnte ich keine Farbfotos von Museumsexponaten dazu finden, jedoch war es mir immerhin möglich, über die Beschreibung der Munition in Erfahrung zu bringen, dass diese in dunkelroter Farbe lackiert war.

Daraufhin habe ich die Führungsbänder an den Granaten mit Aclad Messing lackiert, diese mit feinen Streifen aus Tamiya Masking Tape abgeklebt und dann mit einem selbst zusammengemischten dunkelroten Farbton lackiert. Nach dem Abziehen des Masking Tapes erhielten alle Granaten eine Versiegelungsschicht mit MIG seidenmattem Klarlack, worauf nach einer angemessenen Trockenzeit mit Hilfe verdünnter Ölfarben leichte Gebrauchsspuren und Schatten aufgetragen wurden. Schließlich erhielten die Zünder der Granaten noch eine Auftrag in Stahlfarbe und damit waren die ersten Teile fertig bemalt.

Im nächsten Schritt kümmerte ich mich um die Holzräder, die als Erstes einen Farbauftrag in heller Holzfarbe erhielten. Nach ausreichender Trockenzeit erfolgte das Auftragen einer Holzmaserung mit Hilfe von Buntstiften. Entgegen meiner ersten Idee, eine Abnutzung der grauen Farbe auf den Felgen über die Hairspray Methode zu erzeugen, habe ich mich dann doch dazu entschlossen, die graue Farbe direkt fleckig aufzutragen, um die Abnutzung damit zu simulieren. Den Abschluss bildete bei den Rädern die Bemalung der Metallteile mit Alclad Steel, die per Pinsel erfolgte. Schatten und Details wurden dann noch mit verdünnter schwarzer Ölfarbe ergänzt bzw. betont.

Weiter ging es dann mit der Lafette und dem Kanonenrohr. Beide wurden mit Hilfe der Airbrush in dunklem Stahl lackiert und nach einer Versiegelung mit seidenmattem Klarlack erhielten beide Teile einen Farbauftrag mit leicht verdünnter Brühe aus schwarzbrauner Ölfarbe. Damit wollte ich möglichst genau den Farbton treffen, den ich auf Museumsfotos beim Original erkennen konnte.

Auch hier musste ich mich gedulden, bis die Farbschicht völlig durchgetrocknet war, um anschließend Details bzw. Schatten von Details mit schwarzer Ölfarbe zu betonen. Abgenutzte Stellen erhielten schließlich noch einen Auftrag mit Graphit, um einen Metalleffekt zu erzeugen.

Aus dem Zubehörangebot für den Schiffsbau fand ich ein Seil mit passender Stärke, das dann mit Hilfe von Bleifolienstreifen im Mittelbereich der Lafette angebracht wurde. Die Streifen erhielten noch eine Schnalle aus dünnem Metalldraht und wurden dann mit Acryl- und Ölfarben so bemalt, dass damit der Eindruck von Lederriemen erzeugt werden konnte.

Nun fehlte nur noch der Stock im hinteren Bereich der Kanone, der zum Richten in zwei Ösen eingegeführt werden konnte. Die Abmessungen habe ich unter Verwendung von Originalfotos abgeschätzt und das Teil dann aus Plastikmaterial und Bleifolie erstellt. Die Bemalung der Holzbereiche erfolgte wie bei den Holzrädern.

3. Endmontage:

Nun mussten nur noch alle Teile zur Gebirgskanone zusammengefügt und für den Fototermin in Stellung gebracht werden.


Zur Visualisierung der geringen Größe der Kanone, mit knapp einem Meter Rohrlänge, habe ich diese noch mit einer Figur im gleichen Maßstab arrangiert. Bei dieser Waffe kann man nur sagen: Klein, aber oho!

Fazit: 

Auch mit diesem Bausatz der Firma WIP3D erhält man ein solides und interessantes Modell, das es bis dato so noch nicht gab.

Wegen der geringen Anzahl der Teile und der einfachen Bauweise kann ich diesen Bausatz insbesondere den Liebhabern italienischer Geschütze aus dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg nur wärmstens empfehlen. Das Ganze bietet Bastelspass pur und bietet mit geringem zusätzlichen Aufwand die Möglichkeit, ein echtes Unikat zu schaffen.

Mein Dank gilt Armando Rossi für die Bereitstellung der Teile noch vor Veröffentlichung des Bausatzes.

Gert Brandl, Berlin (Juni 2024)

Sehr ansprechende Fotos des Originals kann man im Internet finden.

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