Vorbild:  Die Konzeption dieses ersten in vollständiger Eigenregie produzierten Steath-Flugzeuges aus China geht auf das Ende der 90er Jahre zurück. Der Erstflug erfolge um 2010/2011. Gegenwärtig befindet sich die J-20 in Serienproduktion. Bis dato wurden ca. 250 (Schätzung) Maschinen gebaut und den Einsatzverbänden zugeführt. Bis 2030 wird eine deutlich vierstellige Zahl erwartet. Im Lauf des ersten Baujahrzehnts erfuhr die J-10 zahlreiche äußerliche Änderungen, seit 2021 fliegt eine zweisitzige Version. Das vorliegende Modell entspricht der Produktionsvariante 2021/2022. Details zur Technik des Flugzeugs (Zelle, Avionik, Triebwerk) sind allerhöchstes Staatsgeheimnis, nur wenige Dinge sind bekannt. So waren die J-20 anfangs noch übergangsweise mit dem aus russischer Produktion stammenden AL-31 (Suchoi Jagdflugzeuge), so erfolgte ca. Mitte der 10er Jahre der Umstieg auf das heimische WS-10, das seinerseits durch das noch leistungsstärkere WS-15 abgelöst wird. Zumindest vom WS-10 gibt es eine variable Schub-Vektor-Variante.

Das taktisch-operative Aufgabenfeld des Flugzeugs ist offiziell nicht bekannt gegeben worden. Aufschluss gibt nur eine Überlegung, die die Erfordernisse Chinas /Bedrohungslage, die Geografie und die Auslegung der Flugzeugzelle miteinander in Einklang bringen.

Die gut und gerne 20.000 km Landgrenzen der VR China sind zwar nicht frei von Konfliktpotenzialen mit einigen Nachbarn, doch die Seegrenze, im freien Bogen um die 2.500 km, ist von höchstem militärstrategischen Interesse, insbesondere das Seegebiet zwischen dem Festland und der Linie Ryukyu-Inseln – Taiwan – Hainan, aber auch die südlichen Zonen des nordwestlichen Pazifik. Für den (defensiven) Patrouillen- und Sicherungsauftrag bedarf es eines schnellen, passiv gesicherten (Stealth) bemannten Waffenträgers mit langer Flugzeit, modernster Avionik und sehr weitreichenden Waffen für die Luftzielbekämpfung. Die Einordnung der neuen Waffensysteme in die sich gerade entwickelnden Sphären der KI- und Drohnenkriegsführung sind da noch ein anderes Kapitel. Die Bewaffnung betreffend dürfte der große zentrale Waffenschacht für die neue Lenkwaffe PL-21 geeignet sein. Deren Reichweite wird von anderer interessierter Seite auf über 400 km geschätzt! Es existieren auch Spekulationen über den Einbau von Hubtriebwerken im Bereich des jetzigen Waffenschachtes. Das würde den Einsatz von kleinen Hilfsträgern vergleichbar den amerikanischen LHDs ermöglichen. Insgesamt gesehen dürfte die J-20 aber zu groß und zu schwer für den Trägereinsatz sein. Das bliebe dann doch eher der J-31 (es gibt auch andere Bezeichnungen) vorbehalten. Böse Zungen nennen sie auch die zweimotorige chinesische Version der amerikanischen F-35.

Das Modell: Weder zur Passgenauigkeit noch zur Frage der originalgetreuen Abbildung des Vorbildes können an dieser Stelle abschließende Urteile gefällt werden. Die Ausführung der Bauteile und der Abspritzung ist aber erstklassig, so, wie von den Meng-Bausätzen gewohnt. Die Einzelelemente sind randscharf, die Detaillierung ohne Tendenzen zur verwaschenen Darstellung.

Die Aufteilung der Baugruppen ist klassisch: Cockpit, Waffen- und Fahrwerksschacht werden in die Rumpfschalen eingesetzt. Fahrwerks- und TW-Auslasselemente sowie die beweglichen Pendelruder werden aufgesetzt.

Die Bewaffnung enthält eine Auswahl bekannter Lenkflugkörper (PL-10 und PL-15), die o.a. PL-21 ist nicht dabei.

Die Kanzel liegt in zwei Versionen bei. Einmal kann die Sprengschnur (für den Notausstieg des Piloten) farblich umgesetzt werden. Dafür ist auf der Innenseite einer Kanzel eine Gravur als Bemalungshilfe eingebracht. Die zweite Möglichkeit ist dein Ätzteil als Darstellung der Sprengschnur. Hier wird eine innen glatte Haube verwendet. Das Klarsichtelement der Cockpithaube ist von dem Haubenrahmen getrennt. Diese Aufteilung ist nicht bei allen Modellbauern beliebt!

Nachfolgend ein paar Details zur visuell-basierten Urteilsbildung:

Die Abziehbilder stammen nicht von Cartograph, sondern aus heimischer Produktion. Das kann man als Hinweis darauf lesen, dass der Bausatz doch eher für den chinesischen Markt konzipiert ist als für die verwöhnten Westler.

Die 28seitige Bauanleitung in Heftform führt in ebenfalls 28 übersichtlichen Schritten durch den Bau des Modells. Jeder Bauschritt ist mit Bemalungshinweisen versehen. Die Bemalungsanleitung, ein Teilerahmenübersicht und eine Farbangabentafel ergänzen die Anleitung. Die Farbverweise sind für Meng-AK Farben und Acrysion (Gunze?) wasserbasierte Farben. FS-Äquivalente wären angemessen, fehlen aber – wieder einmal.

Die Bemalungsanleitung zeigt nur eine Maschine (78232) in der aktuellen aus drei Grautönen bestehenden Sichttarnung und den dazugehörigen “lo-viz“ Markierungen. Die früheren nicht ganz unattraktiven Farbkleider mit farbigen Hoheitszeichen oder Maschinen in Primer-Bemalung (gelb) müssen selbst recherchiert werden.

Da keine genauen Farbangaben vorhanden sind, können nur sehr grobe Anhaltspunkte gegeben werden: FS 36118, FS 36320 und FS 36270.

Eine gute Übersicht zu dem Flugzeug bietet das www.ffmc.de, auf dem Andreas Ruprecht (“Deino“) die Entwicklung der J-20 seit Jahren mit guten Fotobelegen begleitet.

Fazit: Nicht zuletzt durch ihre Größe und ihr Erscheinungsbild ist die J-20 ein Hingucker. Die Einzelhandelspreise bewegen sich zwischen knapp € 80 und knapp über € 100. Das ist die bittere Realität, und für fernöstliche Modelle dieser Klasse leider inzwischen marktüblich. Trotzdem freut sich die Gemeinde auf die J-31 und die auch trägergestützte JL10 (auf der Jak-130 basierend).

Andreas Beck, Mai 2024

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