Vorbild: Die Messerschmitt Bf 110 entstand Mitte der 30er-Jahre in Deutschland als Zerstörer und der neue Flugzeugtyp war auch für ein Konzept der Luftkriegstaktik verantwortlich. Als schweres Jagdflugzeug sollte dieses Flugzeug Bomber weit vor dem Ziel abfangen. Das Konzept ging noch in Polen und Frankreich auf. Bei der sog. Luftschlacht um England erlebte die 110 gegen die Hurricane sowie Spitfire ihr Desaster. Sie war einfach nicht wendig genug und erlitt daher große Verluste. Danach wurde die Bf 110 zunächst als Jagdbomber eingesetzt, bevor sie ihre Rolle als Nachtjagdflugzeug in der Reichsverteidigung fand.
Ihren Erstflug hatte die Bf 110 V1 am 12. Mai 1936. Die beiden ersten Versionen waren noch mit Junkers Jumo 210 ausgerüstet. Erst die Bf 110C erhielt den Daimler Benz DB 601-Reihenmotor und wurde in Großserie produziert. Insgesamt verließen bis 1945 5.760 Exemplare der Bf 110 aller Versionen die Produktionsstätten.
Die G-Version verdankt ihre Entstehung dem Scheitern des Nachfolgers Me 210 und so blieb die Bf 110 bis zum Kriegsende im Einsatz. Ausgerüstet war die G mit dem Daimler-Benz DB 605. Die Serie begann im Juni 1942 mit sechs Vorserienexemplaren G-0. Es folgten danach 797 G-2, 172 G-3 und 2.293 Exemplare der G-4. Letztere wurde bis April 1945 gebaut.
Bausatz: Eduard legt hiermit die G-2-Version als WEEKENDedition des bemerkenswerten Bf 110-Bausatzes in 1/72 nach. In dem deutlich zu großen Stülpkarton befinden sich gut verpackt sechs graue Spritzlinge mit 192 Einzelteilen, ein Klarsichtrahmen mit zwölf Teilen, zwei Decalbögen und die gut gemachte Bauanleitung.
Die Bauteile sind aus anderen Bausätzen bekannt. So haben die Kunststoffteile eine feine versenkte Struktur. Die Passgenauigkeit ist hervorragend. Allerdings ist dieser Kit nichts für Anfänger, denn diese Teile müssen alle erstmal verbaut werden. Allein das Fahrwerk ist ein Bausatz für sich.
Für die G-Version hat Eduard alle spezifischen Bauteile gut umgesetzt. Sie sind auf dem Spritzling J vereint. Bei der beiliegenden 37-mm-Kanone gibt es eine hohle Mündung. Leider sind die Lufthutzen nicht durchbrochen. Hierfür muss man wohl auf den Zubehörmarkt zurückgreifen. Weiterhin gibt es Nachbildungen für die Wurfgranaten. Die in anderen 110er-Bausätzen vorhandenen Abwurfwaffen liegen natürlich auch hier bei. Insgesamt passt der Bausatz noch in die heutige Zeit.
Aber ein wenig Schatten gibt es inzwischen doch. Die Vorflügel lassen sich nicht in ausgefahrener Position montieren. Sie sind fest mit der Tragfläche vereint. Immerhin sind die Querruder einzeln und lassen sich eingeschlagen anbauen. Scharfe Hinterkanten gibt es hier und bei Seiten- sowie Höhenruder.
Das Cockpit ist sehr gut ausgestattet. In dieser WEEKENDedition werden die Sitzgurte mithilfe von Decals dargestellt. Die Instrumente müssen bemalt werden. Dabei hilft die vorbildgerechte Struktur der Bretter. Beim Fahrwerk sieht es ebenfalls sehr gut aus. Es ist schön detailliert. Wer will, der kann die Räder aus der BRASSIN-Linie verbauen. Diese sind den entscheidenden Hauch besser als die Originale aus Plastik.
Die Decals sind tadellos auf hellblauem Trägerpapier gedruckt. Für die Wartungshinweise gibt es einen standardisierten Bogen. Die mehrfarbigen Bemalungsanleitungen sind sehr gut gemacht und hilfreich. Sie bieten auch RLM-Farbangaben.
Bemalungen:
- Bf 110G-2/R7/M2, 6./ZG1 der deutschen Luftwaffe, Brest in Frankreich, August 1943;
- Bf 110G-2/R3/M1/M5, 7./ZG 25 der deutschen Luftwaffe, Fels am Wagram in der Ostmark, Mai 1944;
- Bf 110G-2/M1/R7, 5./NJG 200 der deutschen Luftwaffe, Nikolajew in der Sowjetunion, September 1943;
- Bf 110G-2/R1, 4./ZG 76 der deutschen Luftwaffe, Wertheim in Deutschland, Oktober 1943.
Fazit: Die Messerschmitt Bf 110G-2 von Eduard in 1/72 ist auch mehr als zehn Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen noch immer einen Kauf wert. Es gibt sehr viele Zubehörsets und jeder Modellbauer kann je nach Lust sowie Detaillierungswut entscheiden, ob er aus der Kiste baut oder halt nicht. Sehr zu empfehlen!
Literatur:
Messerschmitt Bf 110, Me 210, Me 410. Die Messerschmitt- Zerstörer und ihre Konkurrenten.; Mankau/Petrick ; Aviatic Verlag 2001; ISBN: 3925505628
Volker Helms, Godern (Januar 2024)