Das Vorbild: Die Henschel Hs 129 war ein einsitziges, zweimotoriges Erdkampfflugzeug der Henschel Flugzeug-Werke AG, das speziell für diese Aufgabe entworfen wurde. Sie wurde während des Zweiten Weltkrieges zwischen 1942 und 1945 vor allem zur Panzerbekämpfung eingesetzt. Das Haupteinsatzgebiet war an der Ostfront. Von diesem Typ wurden 879 Einheiten hergestellt. Einzelheiten gibt es hier.

Der Bausatz: Dieses 1977 erschienene Plastikmodell war die erste Umsetzung des „Panzerknackers“ im Quarterscale-Maßstab. Sie blieb es auch recht lange, da der derzeitige ultimative Kit in 1/48 von Hasegawa erst 1999 herauskam. In der zweiten Hälfte der Siebziger war dieser Esci-Bausatz zweifelsfrei top. Kein Wunder also, dass man ihn gerne auch aus Bünde vertrieb. Nach gut dreißig Jahren erfuhr der Bausatz sogar eine Wiederauflage unter Italeris „Supermodel“-Label, bei dem noch das Modell eines Opel-Blitz in die Vintage-Ausgabe gepackt wurde.

Die Außenhaut von Rumpf und Tragflächen offeriert einen Besatz von recht feinen, unaufdringlichen, nur wenig hervortretenden Panelines, die Blechstöße bzw. Nietenreihen darstellen. Außerdem wurden auf diese Weise auch die Umrisse von Wartungsklappen, Tankdeckeln, Öffnungen etc. in die Oberflächen eingefügt. Selbst ein paar Nieten- bzw. Schraubenköpfe wurden nicht vergessen. Die Anzahl dieser Objekte und deren Anordnung hinterlassen einen stimmigen Eindruck. Sie dürften beim Abgleich mit den Zeichnungen aus der mittlerweile zahlreichen Fachliteratur übereinstimmen. Auf der linken Rumpfseite kann sogar der Deckel zum Aufmunitionieren des MG 151 geöffnet dargestellt werden. In diesem Bereich werden ein paar schöne Innendetails dargestellt, welche es so bei Hasegawa nicht gibt. Auffällig ist, dass die Höhe der Panelines an den Unterseiten der Flügel zunimmt. Sie ragen schon an den Tragflächenoberseiten ein wenig mehr empor als am Rumpf. Dies ist aber nicht problematisch. Ein dickerer Farbaufstrich bzw. ein weitere Schicht Grundierung sorgt hier schnell für die notwendige Gleichmäßigkeit. Die Gratbildung hält sich in Grenzen. Einige kleinere Sinkstellen und Auswerfermarken sind jedoch vorhanden.

Die Kanzelabdeckung ist sehr klar und deren Streben ragen nur minimal empor, der Rückspiegel ist bereits integriert.

Ein besonderes Plus stellen die zwei untergeschnallten Rohrwaffen/Bordkanonen dar. Es ist alles da, um sowohl die B-2 als auch die B-3 nachzubauen. Die B-1 kann natürlich ebenfalls angepeilt werden und mit den zwei beigefügten Bomben ausgerüstet werden, die an die mitgelieferten ETCs montiert werden.

Die Detailfülle hält sich aus heutiger Sicht in Grenzen, erreicht jedoch den Standard eines guten Bausatzes in 1/72. Als völlig veraltet würde ich diesen Kit noch nicht ansehen. Lediglich die zweireihig gestalteten Sternmotornachbildungen lassen zu wünschen übrig. Wahrscheinlich handelt es sich um irgendwelche universellen Nachbildungen. Details wie die Stößelstangen fehlen völlig. Einst bot die Firma CMK dafür Ersatz in Resin an. Das Cockpit ist ebenfalls nicht übermäßig ausgestattet, denn neben dem Sitz gibt es nur noch einen ordentlichen Steuerknüppel und eine Bodenplatte mit Pedalen dran.

Für das glatte Armaturenbrett liegt aber ein anständiges Abziehbild mit all den nötigen Zeigerinstrumenten bei. Leider wurden Wasserschiebebilder für die bei der Hs 129 außen an der Motorverkleidung angebrachten Instrumente aber vergessen, lediglich Italeri und AMT-Ertl hatten sie noch auf ihren Decalbogen. Er hält auch ein Minimum an Stencils bereit und beinhaltet Swastikas.

Das Plastik ist sandfarben. Die Darstellungsoptionen orientierten sich jedoch nur an der Ostfrontausführung und nicht an den in Nordafrika eingesetzten Exemplaren. Die zwei B-3 mit dem Kommandeurswinkel, bleiben jedoch auch hier etwas vage, da bekanntlich bislang ja noch keine beweiskräftigen Fotos von ihnen aufgetaucht sind.

Fazit: Trotz all der heute als Mängel zu klassifizierenden Unzulänglichkeiten ist der Bausatz noch eine ordentliche Basis für ein schönes Modell. Es gibt eine Menge an gut ausgebildeten Kleinteilen, die für eine sehenswerte Authentizität sorgen. Sie sind allesamt recht fein ausgestaltet. Das vielleicht wichtigste Vermächtnis der Esci-Ausgabe ist die völlig korrekte Behandlung der Motorverkleidungen mit ihren entsprechenden Ansaughutzen und Auspuffstutzen für die verschiedenen Versionen. Wer einen soliden „Büchsenöffner“ in 1/48 sucht und dabei die Möglichkeit aus gleich drei Unterbaureihen zu wählen schätzt, ist hier richtig. Lediglich die Verfügbarkeit nimmt immer mehr ab, die Preise aber zu. So bleibt als einzige Möglichkeit wohl nur nach Italeris Supermodell-Auflage zu schauen. Wobei es allerdings aber durchaus möglich ist, dass man für deren Preis schon einen Bausatz von Hasegawa oder baugleich von Hobby 2000 bekommt. Man kann ohne Bedenken zugreifen, wenn man noch eine Esci, Revell oder eine AMT-Ertl Ausführung dieses Bausatzes findet.

N, Juni 2023  

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