Vorbild: 1938 forderte der US Präsident F.D. Roosevelt ein verstärktes Rüstungsprogramm für die USA. So wurde neben der Boeing B-17 ein weiterer viermotoriger Langstreckenbomber gesucht. Die Wahl fiel auf Consolidated. Das Unternehmen hatte zuvor vor allem Flugboote für die US Navy gebaut. Als Consolidated den Auftrag erhielt, arbeitete man dort gerade an der XP4Y (Model 31) mit dem effektiven Flügeldesign von Davis und einem doppelten Seitenleitwerk. Beides nutzte man für den neuen viermotorigen Bomber Model 32. Der neue Bomber bekam als Neuerung ein Bugfahrwerk. Am 30. März 1939 erteilte die US Army einen offiziellen Auftrag für den Prototypen XB-24. Dieser flog am 29. Dezember 1939 erstmals. Für die Produktion der B-24 entstand ein Produktionspool. So entstanden bei Consolidated in San Diego 7.645, bei Consolidated in Fort Worth 3.034, bei Douglas in Tulsa 964, bei Ford in Willow Run 6.792 und bei North American in Dallas 966 Exemplare. So wurde die B-24 zum meistgebauten Kampfflugzeug der USA aller Zeiten. Eine bemerkenswerte Leistung!

Die B-24 wurde im Laufe der Einsatzzeit modifiziert und vor allem wurden die Bewaffnung und die Richtungsstabilität verbessert. Die B-24J war die letzte Großserienversion der Liberator. Von ihr wurden nicht weniger als 6.678 Exemplare gebaut. Sie war eine direkte Weiterentwicklung der B-24H und unterschied sich nur in Details von ihr. Da die J in fünf verschiedenen Werken produziert wurde, waren die Unterschiede von Maschine je nach Hersteller beträchtlich. Alle B-24J hatten die R-1830-65 Motoren. Bei der RAF hießen die B-24J Liberator VI und spätere Exemplare Liberator VII.

Bausatz: Heute stelle ich hier mal keine Neuheit vor, sondern eher etwas aus der Rubrik Klassiker. Die hier vorgestellte Auflage sowie praktisch alle davor und danach haben ihren Ursprung in der Form von Crown aus dem Jahre 1975. Unsere Box unter dem Label von Academy/Minicraft kam 1993 auf den Markt. Trotzdem bleibt es derzeit nach wie vor derzeit die einzige Möglichkeit, eine B-24 in 1/144 zu bauen.

Im silberfarbenen Stülpkarton kommt der Bausatz zu den Modellbauenden. Auf zwei Spritzrahmen aus einem silbrigen Kunststoff sowie einem aus klarem Plastik befinden sich insgesamt knapp 50 Bauteile aus denen das Modell entsteht. Die Oberflächen sind mit erhabenen Linien für die Paneele und Gravuren für die Steuerflächen versehen. Die Rolltüren für den Bombenschacht sind ebenfalls als Gravur ausgelegt. Die Aufteilung der großen Bauteile ist klassisch. Nur das Höhen- und Seitenleitwerk ist jeweils einteilig gegossen. Gut ist jeweils die Motorengondel gelöst, denn diese sind ebenfalls einteilig. Eine Nachbildung der Sternmotoren ist nicht vorhanden. Vorhanden ist für das Innenleben zumindest ein rudimentäres Cockpit in Form einer Platte mit zwei Sitzen. Hier könnte man mit einfachen Mittel theoretisch noch etwas mehr „Leben“ reinbringen.

Die Klarsichteile sind von der Qualität an sich ganz gut, allerdings sind ins besondere die Abwehrtürme eher Glasbausteine. Hier sollte man zumindest die sehr dicken MG-Nachbildung durch Draht ersetzen. Vereinfacht ist auch das Fahrwerk, hier wirken insbesondere die Räder sehr allgemein. Interessanterweise gibt es von Armory hier zwei Sets mit unterschiedlichen Felgen. Von der nicht mehr existierenden amerikanischen Firma Cobra Company gab es ein Set zum Umbau in eine B-24D, wo aber auch gute Motoren enthalten sind. Für den Antrieb liefert der Bausatz übrigens einen interessanten Ansatz, denn neben die normalen Propeller liegen auch vier Wellen (Teile 24) im Kasten, welche sich drehende Propeller nachahmen sollen. Zusammen mit einem eingezogenen Fahrwerk, was aus der Box möglich ist, kann man so eine fliegende Darstellung umsetzen.

Anleitung/Bemalung: Die Bauanleitung besteht aus einem beidseitigen A4-Blatt. Der Bau geht in sechs Stufen über die Bühne. Die Darstellung ist dabei klar und deutlich. Farbangaben werden in Namensform gemacht ohne Bezug auf ein Farbprogramm. Die Bemalung wird in einer S/W Zeichnung gezeigt. Für die auffälligen Streifenmarkierungen liegen großflächige Abziehbilder bei. Aufpassen muss man bei den Seitenleitwerksscheiben, denn hier muss das Grün lackiert werden und dabei dem grünen Farbton entsprechen.

Über das Vorbild ist in der Bauanleitung nichts angegeben, eine kurze Recherche liefert aber einiges an Informationen über das Original. Es handelt sich um ein sogenanntes Assembly Ship, also eine Art Führungsmaschine zum Aufbau der großen Formationen. Somit kann aus dem Kasten die folgende B-24J gebaut werden:

  • B-24J-150-CO, „Rage in Heaven“, s/n 44-40165, 852nd BS, 491st BG, 8th Air Force, RAF Pickham, England August 1944 bis Januar 1945

Die Decals sind ganz ok im Druck. Eine Rasterung ist hier und da erkennbar. Eine Frage ist sicherlich, wie sie sich verhalten, gerade auch bei den großflächigen Bildern für die Streifenflächen.             

Fazit: Ohne Zweifel gibt es heute zutage bessere Bausätze, aber für eine B-24 in 1/144 bleibt dieser Bausatz nach wie vor die einzige Alternative. Er bietet sicherlich eine gute Basis und bedient dabei Anfänger und Fortgeschrittene.

Vorbildteil: Volker Helms

Sebastian Adolf, Wettstetten (Oktober 2022)

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