Vorbild:
Das Javelin Medium Antiarmor Weapon System ist eine tragbare Panzerabwehrwaffe nach dem Fire-And-Forget-Prinzip. Der Name Javelin entstammt dem Englischen und bedeutet Wurfspeer. Entwickelt wurde sie in den USA von mehreren Firmen und Joint Ventures. Zur Einführung in die US Army und das US Marine Corps kam es dann 1996. Sie besteht aus einer Starteinheit und dem Flugkörper. Die Waffe verfügte ursprünglich über eine Gefechtsreichweite von 2.000 m. Mittlerweile wurde sie in sechs Versionen (A – F) leistungsgesteigert. Die offizielle max. Reichweite beträgt nun 4.000 m, was im Übrigen auch der Beobachtungs- und Schussreichweite vieler moderner Kampfpanzer entspricht. Sie kann dank Soft Launch auch aus Deckungen, etwa Häusern, heraus abgefeuert werden. Die Aufklärung von Zielen kann im Tag- und im Nachtsichtmodus mittels gekühltem Infrarotgerät erfolgen. Der Flugkörper lenkt per Bilderkennungsverfahren selbstständig ins Ziel. Das ermöglicht dem Schützen, sofort nach Schussabgabe die Stellung zu wechseln und erschwert somit dem Feind die Aufklärung des Schützen. Der Lenkflugkörper kann in zwei Modi wirken: direkt, aus einer Höhe von 60 m, mit frontalem/seitlichem Einschlag oder aus überhöhter Position, aus 160 m, auf die i. d. R. schwach gepanzerte Oberseite eines Zieles. Der Mehrzweckgefechtskopf kann mittels Spreng- und Splitterwirkung nicht oder weich gepanzerte Gegner und mittels Tandemhohlladung Panzer und Helikopter effektiv bekämpfen. Von der Javelin wurden bereits über 45.000 Stück produziert. Sie wurde in eine Vielzahl von Ländern exportiert. Bewährt hat sie sich u. a. auf US-amerikanischer Seite im Irak-Krieg 2003 und aktuell im Ukraine-Krieg, wobei die Ukraine offiziell beliefert wurde und Truppen aus Russland sowie den annektierten Gebieten Beuteexemplare nutzen.
Quellen: Wikipedia: Javelin Medium Antiarmor Weapon System, ESuT: Erstes Javelin F-Model produziert

Bausatz:
CMK hat bereits mehrere Panzerabwehrhandwaffen, die im Ukraine-Krieg zur Anwendung kommen, herausgebracht. Das hier vorliegende Set enthält einen ukrainischen Soldaten, eine Javelin-Starteinheit und -Flugkörper. Geliefert werden 9 orangefarbene Teile aus gedrucktem Resin, 3 graue gegossene Resinteile, 18 Fotoätzteile an einer kleinen Platine und ein Decalbogen. Sie sind in der Blisterpackung sicher verpackt und vor Bruch geschützt. (Der Flugkörper auf meinen Bildern ist erst durch ein Versehen beim Auspacken abgebrochen.) Die Qualität aller Teile ist hervorragend. Druck und Guss sind sauber ausgeführt. Die Versäuberungsarbeiten reduzieren sich auf ein Minimum. Da der Guss keine Blasen und die gedruckten Teile keine sichtbaren Stufen enthalten, wird Spachtel benötigt. Etwas Übung und Präzision in der Verarbeitung bedürfen vor allem die kleineren Resin- und Fotoätzteile.

Die Detaillierung aller Resinteile ist dank 3D-Modellierung hervorragend und auf der Höhe der Zeit. Von dem Soldaten bin ich schlichtweg begeistert. Hier wurde viel Wert auf Kleinigkeiten gelegt, so etwa die realistische Darstellung des Pouch Attachment Ladder System, die Befestigungsschienen am Gefechtshelm, Faltenbildung von Stoffen inkl. Knickstellen an den Hosentaschen, Patches an den Ärmeln, Schuhsohlenprofile und sogar eine Sonnenbrille und Funkgerät an der Schutzweste – um nur einige zu nennen! Die Pose des Soldaten beim Abschuss wirkt stimmig. Auch die Javelin-Einheit und das AK 74M-Sturmgewehr zur Nahverteidigung strotzen vor filigranen Details. Die Mündung der Javelin ist hohl und die Röhre ist sehr dünnwandig. Ihr Trageriemen wurde ebenfalls gedruckt und fällt sehr realistisch aus. Die Finnen bestehen aus Fotoätzteilen und sind dementsprechend realistisch dünn. Zur Hilfe bei deren Montage liegen zwei Lehren aus Resin bei. Die AK 74M wurde ebenfalls 3D-gedruckt. Dadurch fallen Details wie etwa die Visier- oder Abzugseinrichtung sehr filigran aus. Der Trageriemen besteht aus Fotoätzteilen. So viel Aufwand für eine 35er-Figur ist absolut lobenswert!

Das Highlight des Sets ist wohl der darstellbare Abschuss des Flugkörpers. Um diesen in der Luft zu halten, sollte zwischen Abschussröhre und Flugkörper ein Draht oder klarer Gussast angebracht werden. Beachten sollte der Modellbauer zur Darstellung einer Schussabgabe auch noch die Flammen hinter dem Leitwerk und auf der Rückseite der Röhre. Denkbar sind hierfür Bauschaum oder Watte. Wer auf Lichteffekte steht, kann sicher auch eine LED oder die Bemalungstechnik Object Source Lighting (OSL) einsetzen.

Bau- und Bemalungsanleitung:
Dem Set liegt eine kleine farbige Bau- und Bemalungsanleitung bei. Leider gibt es keine direkten Angaben zur Bemalung der Uniform und zu Farbsystemen. Hier gilt es selber zu recherchieren. Die Decals sind sauber gedruckt. Sie enthalten die Markierungen für die Javelin. Für die Uniform liegen leider keine Decals bei, weswegen viel Fingerspitzengefühl beim Bemalen des Tarnmusters und der Patches benötigt wird.

Fazit:
Dieses Set ermöglicht die Darstellung eines ukrainischen Soldaten beim Abschuss eines Javelin Flugkörpers. Dank des Materialmixes und der liebevollen Detaillierung bekommt der Modellbauer mit verhältnismäßig wenig Teilen eine sehr realistische Figur, die auf einem Sockel oder in ein Diorama eingebunden sicher ein Eyecatcher sein wird. Geeignet für fortgeschrittene Modellbauer, die bereits über Erfahrung mit Resin- und Fotoätzteilen sowie mit dem Bemalen von Tarnmustern besitzen.
Erhältlich ist das Set direkt über Special Hobby oder beim gut sortierten Modellbauhändler für ca. 14,00 €.

Philip Koch, Godern (März 2023)

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