Vorbild: Mistel oder Beethovengerät war der Deckname für das Gespann aus einer Führungs- und Trägermaschine. In der Truppe wurde diese Kombination „Vater und Sohn“ genannt. Bei der Mistel 1 diente eine Bf 109F-4 als Führungsflugzeug für eine Ju 88A. Deren Cockpit war durch einen 3,5-to-Hohlladungssprengkopf ersetzt worden. Um der Aufgabe gerecht zu werden, erhielt die Bf 109 einen stärkeren DB 605A (siehe vier kleine Lufthutzen auf der Motorverkleidung), gewölbte Seitenfenster für eine bessere Sicht nach unten sowie zusätzliche Überwachungsinstrumente. Ein Mannlochdeckel zwischen Spant 4 und 5 ist ein weiteres Merkmal.

Bausatz: Basis sind die bekannten Modelle der Bf 109F-4 und der Ju 88A von ICM. Neu sind der Sprengkopf (Ast K) und die Haltevorrichtung für die Bf 109 (Ast H). Der Rahmen für den Sprengkopf enthält 18 Teile, die auf den ersten Blick einen guten Eindruck hinterlassen. Auf den zweiten Blick merkt man, dass der Aufschlagzünder, der auf einer langen Stange (Rüssel) montiert war, im Sockelbereich etwas schmalbrüstig daherkommt.

Für die Bf 109 gibt es vier graue Spritzlinge mit ca. 53 und einen klaren Ast mit fünf Teilen. Die separat verpackten Klarsichtteile sind verzerrungs- und schlierenfrei, aber etwas zu dickwandig. Den „short run“-Charakter der Spritzgussteile erkennt man an den einfachen Kleinteilen und den angedeuteten schwammigen und etwas zu breiten Gravuren. Dazu gehört auch das Fehlen von Passzapfen an Rumpf- und Tragflächen. Hier sollte man beim Verkleben darauf achten, dass nichts verrutscht. Die Oberflächenqualität der Tragflächen ist sehr schlecht: zu rau und teilweise kleine Löcher. Die Bausatzpropeller haben keine Ähnlichkeit mit dem Original (falsche Form und zu spitz).

Zur Ju 88A gehören neun graue Spritzlinge mit ca. 270 Teilen sowie ein transparenter Gießast, von dem nur wenig benötigt wird. Die Qualität ist sehr ordentlich, es gibt keine Sinkstellen oder Grate.

Alle Ruderflächen sind separat ausgeführt und besitzen eine scharfe Hinterkante. Die Ruderoberflächen überzeugen durch eine dezente und genaue Rippenstruktur. Die Jumo-211-Motoren sind sehr ordentlich ausgefallen, man kann sie mit geöffneten oder geschlossenen Klappen darstellen.

Schwachpunkte des Bausatzes sind:

  • der Rumpfheckquerschnitt ist unten zu schmal, und das lässt sich nur schwer beseitigen;
  • die Fahrwerkabdeckung ist nach hinten zu schmal und dadurch zu rund,
  • die Blechstöße auf der Seitenflosse muss man neu gravieren,
  • die Form von Propellerhaube und -blättern wurde nicht richtig getroffen.

Anleitung/Bemalung: Die farbige Anleitung ist verständlich und übersichtlich aufgebaut. Sie führt in insgesamt 113 Bauschritten zum Ziel. Der beiliegende Decalbogen erlaubt die Darstellung von drei Mistel-Gespannen. Er enthält auch alle nötigen Bedienungs- und Wartungsmarkierungen. Die Druckqualität ist gut. Folgendes sollte man aber beachten:

  • die Zahl 149 (Decal Nr.85) sollte gelb sein;
  • das VDM Propellerlogo (Nr.12, 57) wird nicht benötigt;
  • gleiches gilt für die Beschriftung der Sturzflugbremse (30, 31).

Fazit: Ein interessantes, nicht ganz fehlerfreies Modell, das für den erfahrenen Modellbauer geeignet ist. Auf jeden Fall ist die Mistel eine willkommene Bereicherung.

B. Purscke (Januar 2024)

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