Vorbild: Als das japanische Kaiserreich im Juli 1937 die Expansion gegen China, insbesondere der Mandschurei ins Auge fasste, wurde von dem japanischen Heeresministerium ein leistungsstarker Bomber gefordert. Den Zuschlag bekam letztendlich die Fa. Mitsubishi. Diese arbeitete schon 1936 an einem Langstreckenbomber in Ganzmetallbauweise, der nach seiner Fertigstellung 1938 als Ki-21-Ia bezeichnet wurde. Diese erste einsatzfähige Variante verfügte noch nicht über die Maschinenkanone am Heck hinter dem Leitwerk. Angetrieben wurde die Maschine von zwei Nakajima Ha-S-Kai Sternmotoren. Die meisten Einsätze über China wurden aber von der Ki-21-Ib geflogen. Diese Variante bekam unter anderem die Zusatzbewaffnung im Heck. Für einen Bomber der damaligen Zeit wirkte die Ki-21-I sehr elegant. Unterbrochen wurden die klaren Linien des Flugzeuges durch die auffällige große Kabine auf dem hinteren Teil des Rumpfes. Der Bombenschütze saß in einer Bugkanzel, die sich stromlinienförmig an den Rumpf anpasste. Immerhin brachte es der Bomber auf eine Spitzengeschwindigkeit von 432 km/h. Die Besatzung bestand aus sieben bis acht Mann. Für die Eigenverteidigung standen der Besatzung drei 7,7 mm-Maschinengewehre zur Verfügung. Die Bombenlast betrug bis zu 1000 kg. Nach dem japanischen Angriff auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbour weitete sich der Krieg im Pazifik aus. Daher brauchte Japan effektivere Kampfflugzeuge. Die Ki-21-Ia, von den Alliierten mit der Kode-Bezeichnung „Sally“ versehen, erwies sich jetzt als frontuntauglich.

Bausatz: Längst hat es sich herumgesprochen, wie detailverliebt die Fa. ICM ist. So macht sie auch bei diesem japanischen Flugzeug keine Ausnahme. In dem Stülpkarton, der sich unter einer attraktiven Umhüllung befindet, sind 163 Einzelteile zu finden. Der Unterschied zu dem voherigen Bausatz besteht in dem Rahmen mit den neuen, speziell für diese Variante gedachten Leitwerksteilen. Ansonsten fallen viele der Teile für die Gestaltung des Rumpfinnern an. Neben dem kompletten Cockpitboden, der bis zu dem hinteren Abteil reicht, finden sich Details, die einem 48er Bausatz würdig sind. Das Pilotenabteil ist sehr gut ausgestattet: Seitlich an den Rumpfwänden befestigte Instrumente, ein Instrumentenbrett, für das auch ein Abziehbild vorgesehen ist, Steuerhörner usw. Der untere Bugbereich mit seinen Fenstern ist komplett aus Klarsicht-Material gefertigt. In diesem Bereich werden neben dem Zielgerät auch die Sauerstoffflaschen eingebaut. Auch das hintere Abteil wird nicht vernachlässigt. Schotten und Tanks sind vorhanden. Der abgestufte Bereich für die Besatzung hat eine Holzstruktur. Hier kommt auch die Bewaffnung zum Tragen. Für die Maschinengewehre gibt es haufenweise Ersatzmunition.

Die Fenster und überhaupt die Kabinenteile sind so klar, dass sogar bei geschlossenen Kanzeln eine gute Einsicht gewährleistet ist. Die Gravuren und Oberflächendetails sind präzise und sauber gestaltet. Höhen und Seitenruderteile liegen separat vor. Auch die Querruder können variabel gestaltet werden. Die Fertigung der Nakajima-Motoren ist für diesen Maßstab ausgezeichnet. Allerdings ist die Befestigung der Stößelstangen an dem Spritzring etwas fragwürdig. Die Fahrwerkschächte sind einfach gehalten. Dafür sind die Fahrwerksbeine aber schön ausgearbeitet. Vorsicht! Alles ist sehr filigran. Ein offener Bombenschacht ist nicht vorgesehen. Achtung! Die winzigen Positionslampen sind vor gefräßigen Teppichmonstern zu schützen.

Anleitung/Bemalung: Am Ende der Bauanleitung, die in 70 Schritten zum Ziel führt, sind Schablonen für die Eigenanfertigung von Abdeckmasken für Fenster und Kabinen zu finden. Eher eine Notlösung, da es mittlerweile von Eduard etwas gibt. Sauber gedruckte Abziehbilder liegen für eine von vier möglichen Maschinen zur Verfügung. Drei davon wurden im Zeitraum von 1938 bis 1942 über China eingesetzt. Die vierte Maschine gehörte 1942 zu einer Trainingseinheit. Am attraktivsten, aber auch am schwierigsten zu gestalten ist die „Sally“, welche den Karton ziert. Die Maschine gehörte 1939 dem 60. Sentai an.

Fazit: Nun können endlich die Sally von Revell/Takara (1975) und MPM (2001) beiseite gelegt werden, denn die von ICM ist unschlagbar gut.

Jürgen Bauer (Juni 2023)

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