Vorbild: Der Hersteller Sikorsky hatte Anfang der 60er Jahre bereits einige Erfahrung mit Transporthubschraubern gesammelt. Basierend auf einem zivilen Design entwarf Sikorsky die CH-54 für das Militär. Der Erstflug fand am 9. Mai 1962 statt. Kennzeichnend für die CH-54 war der skelettartig lange Mittelrumpf. Auffällig waren außerdem die vielen Leitungen und Kabel, die ohne Schutz an den Rumpfseiten angebracht waren. Für den Einsatz unter tropischen Bedingungen konnten vor den Triebwerkseinläufen Filter befestigt werden. Der modulare Aufbau erleichterte vor allem den Transport nach Vietnam. Das hohe, robuste, ausladende Fahrwerk ließ die „Tarhe“ eher wie ein Insekt als ein Kranich wirken. Unter dem langgezogenen flachen Rumpf konnten unter anderem Container für Gefechtsstände oder ein kleines Krankenhaus eingehängt werden. Auch kam eine Bombe (Daisy Cutter) zum Einsatz, die in der Lage war, minutenschnell in einem Waldgebiet Platz für neue Stützpunkte zu schaffen. Die „Tarhe“ konnte bis zu 15-Tonnen Nutzlast transportieren. Der Antrieb erfolgte von einem leistungsstarken doppelten Pratt & Whitney T73-P-1 Triebwerk. Sechs mächtige Rotorblätter sorgten für den Auftrieb des gewaltigen Helikopters. Die Einsatzgeschwindigkeit lag bei 169 km/h. Im zivilen Sektor wird der Hubschrauber noch heute von der Firma Erickson als S-64 „Skykrane“ eingesetzt.

Bausatz: Die riesige äußere Kartonage ummantelt zwei flache Stülpkartons. Diese beinhalten die vielen Spritzrahmen, an denen sich 576 Teile befinden. Alle, selbst die kleinsten Teile, sind sauber und ohne jeden Grat und Senkungen gefertigt. Nur sind einige davon, z.B. viele der Kabel, etwas ungünstig an den Rahmen befestigt. Gutes Werkzeug ist für den Zusammenbau des Helikopters unbedingt nötig.

Betrachtet man die Teile für den Rumpf und der Kabine, fallen sofort die vielen erhaben geprägten Niete ins Auge. Das Original wurde nun einmal gelinde gesagt zusammengebolzt. Was den Aufbau des Modells anbelangt, hat ICM mitgedacht. Der Mittelrumpf wird mittels vier Platten zusammengebaut. Natürlich befinden sich auf den Innenseiten auch Spanten und Holme. Die äußeren Holme haben schon den richtigen Neigungswinkel für die Fahrwerksmontage. Das vordere Kabinenabteil besteht aus zwei seitlichen Hälften und dem unteren Boden. Die Abdeckung wird dann mit der großen Kabine und der vorderen Rumpfplatte vollendet. Natürlich sollte vorher der gesamte Innenraum eingebaut werden. Der Platz für die Piloten, komplett mit allen Instrumenten versehen, und das hintere Abteil für den Kranführer strotzen vor Details. Die Sitze erscheinen einfach. Aber so war es auch bei dem Original. Die Gurte sollten ergänzt werden. Um die Instrumente zu gestalten, gibt es die notwendigen Decals. Die seitlichen Türen können offen dargestellt werden. Wenn alles gut geht, und die Rumpfteile sauber verklebt wurden, fällt Spachteln und Schleifen flach. Ein Problem aber dürfte die Fertigung des Bugrades sein.

Damit der „Kranich“ nicht auf seinen Schwanzfedern sitzt, sollte vorne ausreichend Gewicht eingebaut werden. Dafür erscheint das Fahrwerk ein wenig weich geformt, und seine Befestigung nicht gerade stabil. Das Hauptfahrwerk erscheint ein wenig stabiler. Aber die Räder sollten fest sitzen. Sonst tanzt der „Kranich“ Tango.

Was dem Zusammenbau sehr entgegen kommt, ist wie bei dem Original der modulare Aufbau. So können die verschiedenen Komponenten einzeln gefertigt und auch lackiert werden. Denn das Modell ist sehr groß. Ist die Grundlage geschaffen, geht es daran, viele teils winzige Teile in Form von Kabeln, Haken, Ösen usw. anzubringen und die detaillierte Winde Rumpfinneren einzubauen. Außen kommen an jeder Seite noch zwei Winden zur Unterstützung von Lastentransport an den Rumpf.

Das Triebwerk ist ein Modell für sich. Bei diesem Hubschrauber verschwindet nichts im Inneren, sondern alles bleibt sichtbar und fällt ins Auge. Hierbei ist Sorgfalt und Erfahrung von Nöten. Angefangen wird mit dem Aufnahmekegel des Hauptrotors. Getriebekästen, Pendel, Kabelverbindungen und Lüfter sind alle vorhanden. Dann kommen die Triebwerke, die vor Details strotzen. Zum Schluss werden noch die beiden Staubfilter aufgesetzt, die dem „Kranich“ noch eine besondere Note geben. Zum Heckrotor hin müssen noch die Getriebestangen eingesetzt werden.

Die sechs Rotorblätter sind bereits leicht durchhängend an den Gießästen befestigt. Auch bei diesen muss unbedingt auf eine feste Verbindung zum Rotorkopf geachtet werden, der wiederum ein Bausatz für sich ist.

Alle Glasteile sind klar und ohne Mängel gefertigt. Die Scheiben lassen sich von außen einsetzen.

Bemalung: Der kleine Decalbogen liefert alle notwendigen Embleme. Leider gibt ICM auf den beiden Farbrissen kaum Angaben für das Anbringen der Decals an.

Es kann eines von zwei Vorbildern gebaut werden. Beide sind ab Werk grün lackiert. Der Heckstabilisator ist in orange gehalten. Die Witterung in Vietnam führte aber zu Verwerfungen der Originalfarbe. Man kann das Modell also durchaus mit Verwitterungen versehen. Auch könnte gerade für die Gestaltung der Triebwerke noch ein extra Bild vorhanden sein.

Fazit: ICM hat sich mit dem Bausatz des außergewöhnlichen Hubschrauber-Modells weit aus dem Fenster gelehnt. Das ist aber nicht negativ gemeint. Sondern es ist dem Mut gezollt, so ein Bausatz auf den Markt zu bringen. Man kann nur hoffen, dass der „Kranich“ trotz des hohen Preises angenommen wird. Für den Preis wäre m.E. ein Fahrwerk aus Messing und Gurtzeug wünschenswert. Geeignet nur für Experten und Freunde ohne Platzprobleme.

Jürgen Bauer (Mai 2023)

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