Wohl selten habe ich ein Modell so auf die lange Bank geschoben wie die SPAD XIII von Eduard denn mir graute mir vor dem ziehen so vieler Drähte auf engsten Raum. Dann aber ging ich doch ans Werk und griff mir bei der Gelegenheit auch gleich noch 2 weitere SPAD’s der späten Version, dazu in Kürze mehr.
Zum Modell: Über das Modell habe ich bereits im November 2011 einen Bericht angefertigt – nachzulesen bitte hier:First Look
Der Zusammenbau der Baugruppen des Modells lief anfangs ganz gut und einige meiner Befürchtungen schienen sich nicht zu bestätigen. In dieser frühen Phase störten mich lediglich die etwas zu dicken Plastikteile D30, D6-D9 welche als Fotoätzteile sicher dem Original deutlich näher gekommen wären. Jedenfalls passten die Teile des Cockpits gut zusammen und ich begann zügig mit der Bemalung des Innenlebens der Maschine.
Für die Farben des Innenraumes verwendete ich wie immer einen Mix aus verschiedenen Farben von Games Workshop GW-Farben und Sprays von Citadel). Die Holzmaserung wurde nur angedeutet, dafür kamen nach der Bemalung gleich 2 Schichten Washing (mit Gryphonne Sepia) zum Einsatz um die Konturen des Cockpits besser hervor zu heben. Das ganze wurde dann noch ganz leicht hell (Codex Grey) gebürstet bevor es dann an den Einbau der Gurte und diverser Kleinteile im Cockpitbereich ging. Leider stellte Games Workshop erst vor kurzen seine gesamte Farbpalette um so das ich mir dort neue Farbtöne für meine Modelle suchen muss.
Danach wurde es jedoch beim Zusammenbau der echt stressig denn einige Baugruppen passten doch nicht so gut ineinander wie erhofft. So passte die untere Tragfläche (A7) nicht in den Rumpf aber schlimmer war, dass die Rumpfoberseite (C17) etwa einen Millimeter breiter als der zusammengeklebte Rumpf war. Hier half nur der massive Einsatz einer Feile, gefolgt von Schleifpapier. Dafür war dann die Motorhaube (A5) minimal zu klein. Als besonderes Ärgernis erwiesen sich die seitlichen Abdeckungen des Motors welche beim besten Willen nicht in ihre Öffnungen passen wollten, egal wie breit ich diese auch ausschnitt. Hier wären passende Fotoätzteile sicher sehr hilfreich gewesen. Trotz dieser kleineren Probleme dauerte die Nacharbeit nicht sehr lange und ich konnte den Rohbau des Flugzeuges grundieren.
Für die Unter- und Oberseiten des Modells mischte ich alle 6 Farbtöne aus diversen Farben von Cidatel selbst zusammen und kleine (luftdicht verschließbare) Dosen halten die Farben zum Glück über Wochen frisch. Schon im Vorfeld hatte ich mich für die Maschine des italienischen Jagdfliegers Francesco Baracca entschieden… und verzweifelte fast daran. Leider fand ich kein Foto dieser Maschine – allerdings befindet sich im „Italien Aces of World War I and their Aircraft" siehe unten) ein Farbprofil einer SPAD XIII early Baraccas welches der im Bausatz vorgestellten Maschine von C. Guynemer stark gleicht, allerdings keine persönlichen Abzeichen verwendet und über Monate wohl die einzige SPAD XIII Italiens war. Am Ende folgte ich aber doch einer Zeichnung in der I.P.M.S. Italia N°1 1997 für eine SPAD XIII early im Mai 1918.
Nach der kompletten Bemalung folgte das Aufbringen der gut gedruckten Abziehbilder – leider ergaben sich hier zwischen Abziehbildern und den Bemalungshinweisen kleinere Unterschiede bei der Größe der Kokarden – ich wälzte erneut mehrere Bücher, konnte aber nicht eindeutig fündig werden und verwendete letztendlich jene aus dem Bausatz.
Als Verspannung verwendete ich wie üblich 0,25mm starken Draht und nach einer dünnen Schicht Mattlack aus der Dose war das Modell auch schon fast fertig. Denn zu meiner bösen Überraschung löste der Mattlack (erstmals bei einem Modell von mir) die großen Kokarden auf den Flächen teilweise wieder so das hier Nacharbeiten notwendig wurden.
Der Pilot: Francesco Baracca wurde am 09.05.1888 in Lugi di Romagna bei Ravenna geboren. Nach dem Abschluss der Schulbildung in Florenz ging er, entgegen des Wunsches seines Vaters, im Oktober 1907 zur Armee. Über verschiedene Stationen bei der Kavallerie gelangte er schon früh zur Militärfliegerei und erwarb bereits im Juli 1912 eine französische und im September bzw. Dezember des gleichen Jahres eine italienische Zivil- und Militärlizenz als Pilot. Mittlerweile zum Leutnant befördert, diente er bereits 1914 in den ersten italienischen Fliegereinheiten zu einer Zeit als Italien noch als neutral galt und sich aus dem Krieg heraushielt.
Im Mai 1915 testete er bei Macchi ein neues Jagdflugzeug und wurde dann nach Frankreich geschickt um sich die ersten Nieuport-Flugzeuge anzuschauen… und kehrte erst Ende Juli 1915 in seine Heimat zurück. Mittlerweile war Italien aktiv auf Seiten der Alliierten in den Krieg eingetreten und F. Barraca wurde als Verbindungsoffizier einer französischen Einheit mit Nieuport 10 nach Venedig geschickt. Aus dieser Einheit wurde die 8a Squadriglia Nieuport und 2 Maschinen kurz darauf nach Udine geschickt - dort absolvierte F. Baracca am 25.08.1915 seinen ersten Feindflug und am 07.09.1915 seinen ersten Luftkampf. Am 19.11. des gleichen Jahres war er am Abschuss einer Albatros B.I beteiligt aber erst mit der Ausrüstung seiner Einheit mit der Nieuport 11 erzielte er am 07.04.1916 seinen ersten Abschuss, eine Brandenburg C.I.
Im Rahmen einer Umstrukturierung der italienischen Fliegerkräfte wurde seine Einheit in 70a Squadriglia Caccia umbenannt und F. Barraca erhöhte seine Abschussbilanz bis zum Jahresende 1916 auf 6 Gegner und wurde zum Hauptmann befördert. Etwa zu diesem Zeitpunkt tauchte erstmals sein persönliches Kennzeichen, das sich aufbäumende schwarze Pferd, auf seinen Flugzeugen auf. Als im Sommer 1917 die besten Asse der italienischen Fliegerkräfte in der neuen 91a Squadriglia Caccia zusammengezogen wurden, hatte F. Baracca bereits 9 Gegner bezwungen und neben der Nieuport 11 auch die Nieuport 17 sowie die SPAD VII im Einsatz geflogen, wurde aber anfangs nicht Kommandeur dieser Staffel.
F. Baracca war bei seinen Kameraden wegen seines Auftretens und unkomplizierten Wesens sehr beliebt und verhielt sich auch seinen Gegnern gegenüber stets fair. Mit der SPAD VII (und später der SPAD XIII) kam er hervorragend zurecht und erhöhte seine Abschussbilanz in schneller Folge – bereits zum Jahresende 1917 waren es 30 Siege und er mittlerweile zum Major befördert und mit den höchsten Orden ausgezeichnet worden. Doch die Beanspruchungen des Krieges gingen nicht ganz spurlos an ihm vorbei und so wurde er einige Monate nach Turin geschickt, um neue Jagdflugzeuge zu testen, kehrte nur kurz zur Front zurück um dann nach Mailand zu gehen. Erst im Mai 1918 konnte er seine Siegesserie an der Front mit 4 weiteren Abschüssen fortsetzen und wurde der erfolgreichste italienische Jagdflieger.
Den Tod fand das größte italienische Fliegerass am 19.06.1918 im Alter von 30 Jahren in einer SPAD VII durch Abwehrfeuer bei einem Tiefangriff auf feindliche Infanterie bei Montello. Das Flugzeug fiel nahe der Front auf österreichischer Seite herab und brannte aus – ob F. Baracca die Maschine selbst in Brand setzte und beim Kampf gegen Infanterie fiel die zur Absturzstelle eilte oder bereits in der Luft starb und die sich zurückziehenden Österreicher das Flugzeug in Brand setzten oder ob er sich selbst erschoss weil die Maschine brannte ist fraglich - die genauen Umstände sind bis heute nicht geklärt.
Sein Andenken lebte weiter – sowohl in der italienischen Luftwaffe welche seine persönliche Markierung, das sich aufbäumende schwarze Pferd zu verschiedenen Zeiten auf den Flugzeugen mehrerer Einheiten führte als auch im Rennsport wo dieses Pferd noch heute alle Wagen der Firma Ferrari schmückt.
Fazit: Trotz einiger Schwächen des Modells und der Farbgebung wurde ich doch positiv überrascht und bin froh, gleich 3 SPAD XIII (1x early, 2x late) meiner WW I-Sammlung hinzugefügt zu haben. Fehlt mir jetzt nur noch eine SPAD XII von der es ja auch nicht gerade wenige mit einer Ass-Bemalungen (z.B. von G. Madon, G. Guynemer und R. Fonck) gab.
Quellen/ Literatur:
Holger Schimpf, Erfurt (Mai 2012)