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Kurt "Kuddel" Ubben

Messerschmitt Bf 109E-1

Modell: Eduard 8261
Decals: Bausatz
Literaturhinweise:
Prien, et al.: Jagdfliegerverbände der Luftwaffe (Reihe)
Prien, et al.: Geschichte des Jagdgeschwader 77 (4 Bde)
Mombeek, Eric: Jagdwaffe (Volume 1 Section 4)
Obermaier: Ritterkreuzträger der Luftwaffe: Bd.1 Jagdflieger

Der Pilot

Kurt "Kuddel" Ubben wurde am 18.11.1911 in Dornstadt/ Harz (Kreis Goslar) geboren. Als Sohn eines Marineoffiziers trat er 1931 in die Reichsmarine ein und erhielt u.a auf der "Gorch Fock" seine seemänische Grundausbildung. Als einer der ersten Seeleute trat er bereits 1935 von der Marine zur Luftwaffe über. Immerhin wurde die Luftwaffe erst in diesem Jahr "enthüllt". Zu Kriegsbeginn gehörte er zur 6. (J.)/Trägergruppe 186, welche für den - nie fertiggestellten - Flugzeugträger "Graf Zeppelin" bestimmt war. Später ging die Gruppe inm Jagdgeschwader 77 auf und Kurt Ubbens Staffel wurde zur 8./JG 77.

Am 10.05.1940 schoss OFw Kurt Ubben an der Westfront seinen ersten Gegner ab - eine niederländische Fokker D.XXI über Den Helder. An der Westfront kam es in Folge für die Trägergruppe zu keinen weiteren größeren Einsätzen mehr, stattdessen verlegte die Einheit Anfang Juni 1940 nach Norwegen. Hier wurde Kurt Ubben vom Oberfeldwebel zum Oberleutnant (!) befördert und übernahm am 22.07.1940 die Führung der 8./JG77. Danach wurde die Gruppe kurz in Dänemark und anschließend mehrere Monate in Döberitz zum Schutz der Reichshauptstadt eingesetzt. Erst ab Ende 1940 kam er an der Kanalfront, vorwiegend beim Begleitschutz zum Einsatz - hierbei kam es für die III./JG77 aber kaum zu Kampfberührungen. Ab April 1941 folgten Einsätze, vorwiegend zur taktischen Bodenunterstützung, über dem Balkan bzw. ab Mai 1941 über Kreta. Er erzielte am 19.April 1941 seinen zweiten Luftsieg gegen eine "Hurricane" und am 22.05.1941 einen der Bombentreffer auf der H.M.S. "Warspite".

Mit der Umrüstung der III./JG77 von der Bf 109E auf die F-Serie und dem Einsatz über der Ostfront konnte Kurt Ubben in kürzester Zeit weitere 30 Luftsiege erzielen. Hierfür, sowie für 26 Bodenzerstörungen und 15 vernichtete Panzer, erhielt er am 04.09.1941 das Ritterkreuz. Nur einen Tag später wurde er Kommandeur der III./JG77 und setzte seine Erfolgsserie fort - bereits am 19.10.1941 hatte er seinen 50. Luftsieg gefeiert, am 20.12.1941 wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet und am 12.03.1942 erhielt er für 69 Luftsiege als Hauptmann das Eichenlaub (Nr. 80). Damit zählte er zu diesem Zeitpunkt mit zu den erfolgreichsten deutschen Piloten im Fronteinsatz. Weitere Luftsiege folgten und als die III./JG77 im Oktober 1942 nach Nordafrika verlegte, war Kurt Ubben schon bei 92 Erfolgen angelangt. Auch über dem neuen Einsatzgebiet konnte er sich beweisen und so fielen am 14.01.1943 sein 100. und 101. Gegner.

Nach den schweren Einsätzen über Tunesien, Sizilien und Italien bezeichnete sich die III./JG77 selbst als "Wanderzirkus Ubben" was auch im Schriftzug um das Gruppenwappen seinen Niederschlag fand. Nach dem 110. (a.Q. 109 bzw. 111.) Luftsieg - eine B-17 am 01.10.1943, verlegte die Einheit im Oktober 1943 nach Rumänien um die Ölfelder von Ploesti zu schützen - hier gab es deutlich weniger Feindflüge so das Major Kurt Ubben keine weiteren Siege mehr erzielen konnte. Am 10.03.1944 wurde er zum Nachfolger des am Vortages gefallen OTL Egon Mayer als Kommandeur des JG 2 "Richthofen" ernannt. Bei dieser Einheit fiel er bereits bei seinem 3. Feindflug am 27.04.1944 westlich von Reims im Luftkampf mit amerikanischen Jagdflugzeugen. Zwar konnte er seine Maschine (Fw-190A-8R2/R6 WNr. 680113) noch verlassen aber sein Fallschirm öffnete sich wegen der zu niedrigen Absprunghöhe nicht mehr. Bis zu seinem Tod hat Major Kurt Ubben über 500 Feindflüge unternommen und dabei etwa 110 Gegner im Luftkampf bezwungen.

(Quelle: Baubericht Holger Schimpf und Obermaier (s.o.))

Bausatz: Zur Spielwarenmesse 2012 in Nürnberg hat Eduard die Bf 109E-1 als ersten einer ganzen Reihe von Bausätzen der E-Reihe heraus gebracht. Mein Eindruck des Kits im Kasten war und ist außergewöhnlich gut und auch die ersten Diskussionen in einschlägigen Foren konnten mir die Vorfreude nicht verderben. Das Muster erhielt ich direkt auf der Messe. Zusätzlich hatte ich Jan Zdiarski noch den Ätzteilbogen für diesen Bausatz aus dem Kreuz geleiert und so machte ich mich gleich nach der Messe ans Werk. Aber ich bin ein langsamer Modellbauer und die zusätzlichen Fotoätzteile brauchen auch ihre Zeit, so dass mein Modell erst jetzt (Ende April) fertig geworden ist…

Kürzlich hat Holger ja bereits seine Eindrücke von diesem neuen Eduard-Bausatz in seinem Baubericht auf der Website geschildert. Kurz gesagt war er nicht sonderlich begeistert. Bereits als wir uns während des Baus austauschten, war ich ziemlich überrascht, wie unterschiedlich unsere Erfahrungen waren. Nach meiner Ansicht ist nicht nur die Oberflächen Gestaltung sehr gut, sondern die 109 ist auch vom Bausatzdesign einer der besten Eduardbausätze bisher. Die Passgenauigkeit war bei mir top, insbesondere der Flügel-Rumpf-Übergang ist hervorragend.

Bau: Aber der Reihe nach. Begonnen habe ich mit dem Zusammenfügen der Cockpitteile und des Flügels. Hier müssen gleich eine ganze Reihe von PE-Teilen des Detailsatzes verbaut werden. Beim Cockpit habe ich auf die Ruderpedale verzichtet, da von diesen später ohnehin nichts mehr zu sehen sein wird und die Plastikteile nach meiner Ansicht ausreichend detailliert sind. Außerdem entschied ich mich für die Plastiktrimräder, was sich im Nachhinein als nicht besonders clever herausstellte, aber mir gefallen diese einfach besser. - Wer dies ebenso sieht, sollte die Sitzverstellung aus Fotoätzteilen sehr eng an den Sitz bauen. - Jedenfalls musste ich etwas Material aus der linken Rumpfhälfte kratzen, damit alles passt. Kein großes Problem und vollständig meine eigene Schuld.

Die Ätzteile für die Ledermanschette im Fahrwerksschacht passten bei mir nicht besonders gut. Ansonsten lief der Zusammenbau der Fläche problemlos. Auf die kleinen PE-Teile an den Querrudern habe ich verzichtet. Die große Bruch- bzw. Verlustgefahr der mikroskopischen Teile, die mit Kleber wahrscheinlich auch nicht besser als das angegossene Plastikteil aussehen, ließ mich davon Abstand nehmen. Die Ausgleichsgewichte und das Pitot habe ich erst nach der kompletten Farbgebung angebaut.

Zurück zum Rumpf. Da ich nun die Cockpitwanne im Rohbau fertig hatte, konnte ich das Brandschott einbauen. Die Konstruktion ist deutlich besser als bei der Fw 190, aber an dieser Stelle sollte man trotzdem Zeit und Konzentration investieren. Ich habe zunächst alle Teile an das Schott angeklebt und dann die fertige Baugruppe in eine Rumpfhälfte eingeklebt. Dazu habe ich auch den Gepäckfachdeckel eingeklebt, den Cockpitrohling dazwischen gesteckt und den Rumpf ausgerichtet und mit etwas Tamiyaband fixiert. Das Ganze steckte ich dann auf die Tragfläche, die zusätzlich für eine gute Ausrichtung sorgt.

Nachundnach habe ich das Cockpit komplettiert und bemalt - die rechte Konsole nicht mittels des bedruckten Ätzteils sondern von Hand. Ich wollte das Paneel einfach in RLM 02 haben. Ob dies historisch korrekt ist, weiß ich allerdings nicht. Beim Hauptinstrumentenbrett habe ich aber auf die schönen Teile von Eduard zurückgegriffen. So toll könnte ich das nicht selbst hinbekommen … auch wenn es manchem etwas zweidimensional vorkommen mag. Die Gurte sind hervorragend dünn und müssen nicht mehr aus 3 oder mehr Lagen zusammengebastelt werden... das gefällt mir sehr gut.

Nun kann "schon" der Rumpf zusammengeklebt werden. Hier kommt meine große Abweichung von der Bauanleitung. Diese hat zwei Gründe. Erstens erzählte mir Jan auf der Messe, das einer der Testshot-Bauer die V-Stellung der Flügel versaut hat, weil er den Kühler nicht richtig eingeklebt hatte, der Rumpf daher zu breit wurde und mit Gewalt in die Flügelbaugruppe gepresst wurde. Zweitens hatte ich so meine Bedenken, die Auspuffstutzen korrekt anzukleben, so dass der Motor wirklich gut passt und nichts schief-und-krumm ist. Deshalb habe ich also den Motor ohne Auspuffstutzen gebaut.

Der Rumpf wurde zunächst komplett mit Cockpit und Spornrad verklebt, dann habe ich den Kinnkühler ausgerichtet (mit eingeklinkter Fläche) und eingebaut. Erst anschließend montierte ich den Motor mit Träger und Anbauteilen. Bei den Abstützungen und der Benzinleitung musste ich etwas herumfummeln, aber die Fläche habe ich dafür wieder abgenommen und dann ging das ganz gut. Die Auspuffstutzen habe ich später von Außen und von vorn nach hinten durch die Schlitze eingeklebt. Diese sind regelrecht in die Montagelöcher eingeschnappt und das Endergebnis ist ziemlich gut geworden - und ohne Passprobleme entstanden.

An den Motor habe ich bis zu diesem Zeitpunkt nur die nötigsten Teile angebracht, da er ja für die Lackierung maskiert werden musste. Deshalb habe ich das Modell auch dort während der Bemalung angefasst und den Motor im hinteren Bereich leicht verdreht, was aber zum Glück durch den Anbau der MGs kaschiert wurde.

Nun geht es also zur Lackierung. Die Fahrwerkschächte waren schon RLM 02 (Gunze) gespritzt und mit Devlan Mud (Citadel Wash) "verschmutzt". Diesen Bereich habe ich mit Klopapier maskiert - kleine Fetzen etwas anfeuchten und den Hohlraum füllen. Den Motorraum habe ich mit Tamiya Tape und Maskol vor Farbnebel geschützt, die Kanzel natürlich mit den beiliegenden Masken. Von Tesa gibt es inzwischen auch ein "Tamiya-ähnliches" Abdeckband. Bei den schmalen Größen gefallen mir Tamiya und Aizu Tape zwar noch besser, aber für große Flächen greife ich jetzt auf das Baumarktprodukt zurück.

Grundfarbe war das RLM 65 von JPS (Jens Popp) mir gefällt der Blaustich hier sehr gut, wobei das erste RLM 65 weniger blau war, als das ab etwa 1940 verwendete… aber in diese Diskussion möchte ich hier nicht einsteigen. Das RLM 02 ist wieder von Gunze wie auch das RLM 71 und das RLM 70 (für den Propeller). Den Tarnplan entnahm ich dem Bausatz.

Holger wies mich darauf hin, dass die Maschinen der Trägergruppe das RLM 65 recht weit auf die Tragfläche herunter gezogen hatten. Zwei schöne Fotos dieses Flugzeugs sind z.B. in der Reihe Jagdwaffe (1/4) zu finden (eines zu einem späteren Zeitpunkt ohne Hexe). Dies habe ich an meinem Modell korrigiert. Auch habe ich die Flügelvorderkante anhand des Fotos nachempfunden. Ebenfalls empfehlenswert ist die Reihe "Jagdfliegerverbände der Luftwaffe" von Jochen Prien.

Eine Schicht Klear versiegelt das Ganze. Dann folgten die Abziehbilder, welche sich sehr gut verarbeiten ließen und eine weitere Schicht Klear. Ich war wirklich sehr froh darüber, dass ich den Farbauftrag sehr dünn hinbekommen hatte (für meine Verhältnisse). Weil mir Eduards Oberflächengestaltung sehr gut gefällt, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen, diese mittels eines sehr dunklen Washs hervorzuheben. Dies ist sicher nicht vorbildgerecht, aber gewollt.

Im Unterschied zu den meisten meiner Modelle folgte nun noch eine ganze Menge Arbeit. Der Motor- und Rumpfwaffenbereich musste fertiggestellt werden und am Fahrwerk gab es auch noch zahllose Teile zu ergänzen. Eine Schicht Mattlack von Gunze rundet das Modell ab. Aber auch jetzt war noch nicht Schluss, denn die Kanzel musste demaskiert werden und einige Kleinteile am Modell verteilt werden (Antennemast, Pitot, Ausgleichsgewichte, Steuerkabel für die Ruder usw.) Für die Ausstellung in Lübeck hatte ich die Antenne selbst noch weggelassen, was ein weiser Entschluss war, da sich selbige als sehr störrisch erwies und der Mast der leichten Zugbelastung wegen des kleinen "Passgnubbels" (statt Passzapfen) bereitwillig nachgab. Ausgiebiger Einsatz von Sekundenkleber wurde hier notwendig und ich bin froh, dass dabei nur leichte Beschädigungen an der Kanzel entstanden…. dann war’s aber geschafft.

Fazit: Sicher ist auch dies nicht die ultimative Bf 109E - falls es so etwas gibt. Aber dies ist ein sehr guter Bausatz! Der Tamiyabausatz ist einfacher zu bauen und die Lösung mit dem separaten Kinnkühler ist besser. Der Eduard Bausatz bietet aber schon aus dem Kasten eine enorme Detailfülle, die den Konkurrenten nur mit finanziellem Mehraufwand verabreicht werden kann. Trotzdem ist der Bausatz als Weekendedition - also ohne Ätzteile- über ein langes Wochenende baubar. Der zusätzliche Ätzteilbogen bietet eine handvoll Teile, die wirklich sinnvoll sind, der Rest ist bestenfalls "nice-to-have" und verkompliziert den Bau. Daher würde ich diesen Satz nur absoluten Detailfreaks empfehlen, die sich ohnehin noch weiteres Zubehör besorgen.

Steffen Arndt, Barsinghausen (April 2012)