Henschel Hs123 B-1

GasPatch Models 16-48096 - 1/48

Das Vorbild: Erst im März 1933 war die Henschel-Flugzeug-Werke AG gegründet worden. Schon im Mai begannen die ersten begannen Projektierungsarbeiten an den ersten Flugzeugtypen, zunächst in Johannisthal, später dann in Schönefeld (beide bei Berlin). Eines der ersten und auch eines der erfolgreichsten sollte die Hs 123 werden. Unter Leitung des erfahrenen Dipl. Ing. Nicolaus begannen im Frühjahr 1934 die Arbeiten an diesem Flugzeugmuster.

Konkurrenten um den lukrativen Auftrag aus dem RLM waren Fieseler (Fi 98) und Hamburger Flugzeugbau (Ha 137). Der Entwurf von Henschel war jedoch so gelungen, das die Mitbewerber chancenlos waren. Er vereinte Robustheit mit einem vielseitigen Einsatzspektrum als Sturzkampf- und Schlachtflugzeug oder sogar als Jagdflugzeug.

Die Hs 123 war ein einstieliger, unverspannter Anderthalbdecker in Ganzmetallbauweise mir einem 600 PS BMW 132 (A) Sternmotor als Antrieb. Die Baureihen A-1 und B-1 unterschieden sich nur in der Flügelbeplankung, den Spaltabdeckungen für die Querruder, den Querrudern selbst und in deren Lagerung. Die Unterschiede waren wie folgt:

Hs 123 A-1 Hs 123 B-1
Oberflügel:
Auf der Oberseite über den Endrippen 2-15 mit Stoff bespannt, sonst mit Duralblechen beplankt. Unterseite bei beiden Baumustern bis auf die Flächenwurzeln, die Flächenenden und die Rippen 14-15 mit Stoff bespannt.

Die gesamte Oberseite ist mit Duralblechen beplankt.
Unterflügel:
Die Tragfläche ist über den Endrippen auf beiden Seiten überwiegend mit Stoff bespannt.

Die Oberseite ist überwiegend mit Duralblechen beplankt.
Querrudernase:
18 Nasenrippen ohne Hilfsholm und Aussteifungen

Querrudernase: 4 Nasenkästen mit je 2 Nasenrippen, Hilfsholm und mit Aussteifungen
Lagerbeschläge:
Technische Details in Luftfahrt International S.207 (siehe unten)

Gefertigt wurde bei Henschel in Schönefeld und AGO in Oschersleben in einer Stückzahl von 265 Exemplaren (einschließlich V-Muster und Nullserie). Nach Entscheidung der OHL wurden Bauvorichtungen usw. zerstört, da das Flugzeug für die zukünftige Kriegsführung als obsolet angesehen wurde. 12 Exemplare wuren nach China exportiert. (siehe Flugzeug Profile 42, Jet & Prop 4/01, ...)

Trotz ihres recht antiquiert Aussehens war die Hs 123 in der ersten Kriegsphase recht erfolgreich. Die einfache, robuste Auslegung und die damit verbundene Wartungsfreundlichkeit ermöglichten selbst in den harten Rußlandwintern eine hohe Einsatzbereitschaft. Daneben zeigte die Hs 123 sehr gutmütige Flugeigenschaften und war bei ihren Piloten sehr beliebt. Als die Einsätze in der ersten Frontlinie wegen Feindüberlegenheit nicht mehr möglich waren, wurden die Flugzeuge zu Störangriffen und zur Ausbildung verwandt. (Quellen: Siehe unten)

Bausatz: Man sehe mir nach, dass ich hier auf das Review der A-1 zurückgreife und nur an einigen Stellen Anpassungen vorgenommen habe. Seit gut zwei Jahren kündigt GasPatch diesen Bausatz bereits an und nun ist er erschienen. Alle Reinkarnationen des alten ESCI Bausatzes können jetzt auf's Altenteil geschickt werden. Was der griechischer Hersteller hier liefert ist nämlich erste Sahne! Natürlich habe ich nicht alles vermessen und ich kann mir auch vorstellen, dass noch der eine oder andere kleine Ausrutscher gefunden wird. ABER der Bausatz gehört in Aufmachung und Ausstattung zur obersten Liga.

Los gehts schon beim Karton. Die stabile Faltschachtel mit aufklappbarem Deckel (ähnlich neueren ICM Kits) ist sehr ansprechend gestaltet. Tolles Titelbild, alle Bemalungsvarianten farbig auf der Schachtelseite abgebildet. Die Oberfläche ist seidenmatt wie bei den Meng kits mit angenehmer Haptik. Also Deckel auf: Der 34,5x24x6cm große Karton ist gut gefüllt aber nicht übervoll, das heißt Alles passte nach dem Fotografieren wieder hinein. Sechs graue und ein klarer Gießrahmen enthalten die zu verbauenden Plastikteile. Hinzu kommen ein kleiner Fotoätzteilbogen, ein kleiner Film mit den Scheiben für das Revi, Vinylmasken für die Kanzel (innen und außen), eine aus Pappe gelaserte Helling für den Anbau des Fahrwerks und natürlich die Nasschiebebilder für die Markierungen von 5 Vorbildern.

Die Plastikteile sind sauber abgespritzt und haben ansprechende versenkte und erhabene Details. Die Gravurlinien sind nicht ganz so filigran wie bei neuen Eduard oder Tamiya-Bausätzen, aber auch nicht maßlos überdimensioniert. Die feinen erhabenen Nieten im Motorbereich sehen hingegen sehr gut aus. Die Angüsse der Teile sind auch etwas stabiler als bei den eben genannten Herstellern, aber so können die Teile nicht beim Transport herausbrechen. Beim Abtrennen muss man aber Vorsicht walten lassen. Das Cockpit ist im Bausatz gut ausgestattet und die unterschiedlichen Materialien werden gut eingesetzt, um diesen Bereich zu detaillieren. Die Instrumentenskalen liegen als Decal bei und die Bauanleitung ist nicht nur in diesem Abschnitt hervorragend!

Etwas irritierend ist die Montage des Visiers. In der Anleitung fehlt diese zunächst, später wird jedock klar, dass die Reflektorscheibe durch einen versenkten Bereich im Windschutz nachgebildet ist [Anm.:Das Hs 123A-1 Review wurde entsprechend korrigiert]. Nach meiner Ansicht wird das Hilfsvisier nur bei Ausfall des Revi genutzt und befindet sich sonst seitlich geklappt daneben (nicht wie in der BA dargestellt vor dem Revi; siehe hier - bei diesem Gerät fehlt die senkrechte Scheibe), hier kommen wir aber schon in den Bereich der Nietenzählerei und darauf habe ich eigentlich keine Lust...

Die Vorbildunterschiede bei den Tragflächen sind im Bausatz berücksichtigt und es gibt jeweils spezifische Gießrahmen für die Hs 123A und B (im jeweiligen Bausatz, ich hab natürlich beide Bausätze gekauft). Die Flügelunterseite der unteren Tragfläche liegt ebenfalls doppelt bei, damit man das verkleidete, teilverkleidete oder unverkleidete Fahrwerk darstellen kann. Die Darstellung der Stoffbespannung ist subtil, allerdings glaube ich das diese am Vorbild noch glatter war. Das wäre dann aber am Modell kaum noch von Blechbeplankung unterscheidbar und so halte ich dieses bisschen künstlerische Freiheit für angemessen. Alle Steuerflächen liegen separat bei und können ausgelenkt montiert werden, natürlich muss dies bei der Montage des Steuerküppels und der Pedale berücksichtigt werden.

Weitere Optionen sind das Öffnen des Gepäckfachs, die Anbringung des Zusatztanks sowie von 4 50kg Bomben. Besonders gut gefällt mir die beiliegende Helling für die Montage des Fahrwerks, deren Gebrauch in der Bauanleitung sehr deutlich erklärt wird! Weiterhin gibt es auch eine Biegehilfe für den Korb der Sauerstofflasche. Dieser Bausatz hat eine in den für diese Version anderen Merkmalen geänderte Bauanleitung. Ich bin kein Freund von Bildern der Bauanleitung in solchen Reviews, für die A-1 habe ich aber ein paar Fotos gemacht, die man sich dort anschauen kann. Die Anleitung ist etwas größer als A5 und zeigt auf 24 Seiten die Montage und 5 Bemalungsoptionen. Alles in Farbe mit Ausschnittvergrößerungen und Detailbildern (Zeichnungen, CAD und Fotos) für die Bemalung und Aussehen nach der Montage. Hier und da sieht man auch das von Airfix bekannte farbige Hervorheben eines Bauschritts. Verspannungsmaterial liegt nicht bei, aber es an den wenigen Stellen wo es nötig ist, wird darauf hingewiesen. Außerdem gibt es am Schluss eine Abbildung für die Verankerung des Flugzeugs am Boden, wie es oft auf Feldflugplätzen erfolgte.

Bemalungen: GasPatch hat 5 Bemalungsvarianten für die Hs 123 B-1 recherchiert. Die Angaben dazu sind aber reichlich dünn. Insbesondere die beiden polnischen Publikationen helfen hier mit einigen Fotos und Infos weiter (siehe unten). Die Maschine von Leutnant Menapace dürfte zu den am besten dokumentierten gehören, da sie nach seiner Ritterkreuzverleihung als Fotohintergrund diente. Die Farbangaben sind in der Bauanleitung lediglich als Farbbenennung und -druck angegeben. RLM codes finden sich am Anfang der Anleitung, Farbsysteme diverser Hersteller gibt es nicht. Die Decals wurden von Cartograf gedruckt.

  1. Henschel Hs123 B-1, "Δ + blaues N", 10.(Schl.)/LG 2, Operation Marita, Balkan April 1941
  2. Henschel Hs123 B-1, "Δ + blaues N", 10.(Schl.)/LG 2, Operation Barbarossa, Ostfront April 1942
  3. Henschel Hs123 B-1, "Δ + blaue 4", Erg.St./LG 2, Operation Barbarossa, Winter 1941-42
  4. Henschel Hs123 B-1, "L2 + AM", 4.(Schl.)/LG 2 Adolf Galland, Polen, September 1939
  5. Henschel Hs123 B-1, "Winkel I + Δ", 7./Schl.G 1, Ltn. Josef Menapace Ostfront August 1942

Das Fazit kann hier natürlich nicht anders ausfallen als bei der A-1: bin ich von diesem Bausatz begeistert. Aufmachung und Ausstattung sind hervorragend. Man kann nur hoffen, dass diese Bausätze (eine A-0 ist angekündigt) dem griechischen Hersteller finanziellen Erfolg bringen, so dass man auf weitere Bausätze in dieser Qualität hoffen kann!

Ich hab meine Bausätze direkt bei Gaspatch gekauft. Es wird sich aber sicher auch ein deutscher Vertreiber finden.

Steffen Arndt, Barsinghausen (Juni 2017)

Literaturtipps:

Marek J. Murawski
Henschel Hs 123
Monografie 48
Kagero Lublin 2012
ISBN 978-83-62878-15-4
Robert Panek
Henschel Hs 123
Orange Series 8115
Mushroom Model Publications 2014
ISBN 978-83-61421-48-1
Henschel Hs 123
in Luftfahrt international Sammelband 1
Seite 163f.(Heft 2) und Seite 413 f. (Heft 3)
E.S. Mittler & Sohn GmbH Herford
Rudolf Höfling
Henschel Hs 123
FLUGZEUG Profile 42
UNITEC-Medienvertrieb 2004
Rezension
"Der Fliegende Obergefreite" - eine Typendokumentation der Hs123; in Flugzeug Extra Heft 1/2004 (Teil 1), Heft 1/2005 (Teil 2); Manfred Griehl, UNITEC-Medienvertrieb