Die Zusammenfassung diesmal gleich vorweg: Wer ein Modell der Bf 109 G-6 mit viel Bastelspaß bauen möchte, wem die Maßstäblichkeit nicht allzu wichtig ist und wer über einige Fehlinterpretationen hinwegzusehen bereit ist und ein hübsches Modell, das wie eine "109" aussieht erstellen möchte, wird in diesem Bausatz mit liebevollen Details und einer sehr schönen Oberfläche sicherlich seine Erfüllung finden. Ohne jegliche Arroganz möchte ich diesen Modellbauern, die genauso wie jeder andere Kleber oder Nietenzähler zu unserer Gemeinde zählen empfehlen, die Lektüre dieser Bausatzbesprechung abzubrechen, es wäre reine Zeitverschwendung.
Geschichtliche Randnotizen: Die Messerschmitt Bf 109 Baureihe fand in der ab 1943 hergestellten Variante G-6 zwar nicht leistungsmäßig, doch aber von der Bedeutung im Luftkriegsgeschehen her ihren Höhepunkt. Die G-6 wurde noch nach Kriegsende in einigen Ländern geflogen und die letzten wurden erst im Laufe der 50er Jahre ausgemustert. Die letzten kriegerischen Einsätze flogen mit Rolls Royce Merlin Motoren ausgerüstete spanische HA – 1112 M1L, auf Lizenznachbauten mit G-2 Zellen basierend, in den Jahren 1957 / 1958 von den Kanaren aus im Ifni-Konflikt in Marokko. Die Ausmusterung fand 1967 statt. 1969 gab es dann noch einmal einen großen Auftritt im Kinoschinken "Die Luftschlacht um England".
Grundsätzliches zum Bausatz:
Warum der Bausatz nicht maßstäblich ausgefallen ist, ja sogar in einzelnen Bereichen schwankt, ist bisher auch Modellbaufreunden mit sehr guten Kontakten zum Hersteller verschlossen geblieben. Bekannt ist aber, dass einige "109-Experten" ihre Hilfe in der Projektphase frei und uneigennützig, so diese selber in einigen internationalen Foren, angeboten haben. Außerdem verfügt der Hersteller über die Blaupausen mit den Maßen und hat einige Museumsstücke selbst vermessen, leider teilweise, wie selbst dokumentiert, mit unprofessionellen Methoden. Augenfällig wird dieses Manko, wenn das fertige Modell neben eine Spitfire oder einen der besseren 109 Kits gehalten wird. Hier soll jetzt nicht im Einzelnen darauf eingegangen werden, auf welche Baugruppen sich die jeweils knapp 1cm Übermaß in der Gesamtlänge bzw. Spannweite verteilen. Dafür mögen die Bilder sprechen. Neben den Maßstabsabweichungen sollen jedoch auch die Fehler benannt werden, die als zweites Feld ein Zuviel an Salz in der Suppe eben deren Geschmack verderben können.
Als Beispiel für die Abweichung:
Die Rumpfsektionen 2 (hinter dem Cockpit) bis 7 (vor dem Seitenleitwerk) haben jeweils einen Längenabstand von 453 mm, das macht zusammen 2714mm, in 1:48 müsste ein korrektes Modell 56,625 mm lang sein. Der Eduard Kit ist alleine in diesem beschränkten Bereich 58, 2 mm lang was im 2793,6 mm eines Originals entspräche. Der Zvezda Bf 109 Bausatz trifft die Maße zu 100%.
Anmerkung: Die Abstände der Sektionen entspricht nicht den Abständen der an der Außenhülle sichtbaren Blechstoßlinien! Die Außenhaut war gebördelt, so dass die Stoßkannten im Wechsel einen Abstand von 413mm / 493mm hatten.
Die "harten" Fehler:
Die Seitenflosse hat fälschlicherweise im Modell ein symmetrisches Profil. Im Original ist die linke Seite gewölbt, die rechte Seite flach.
Dem Bausatz liegen nur die "frühen" Federbeine des Hauptfahrwerks für die Versionen F bis G-2/4 bei. Damit lassen sich nur sehr frühe Baulose (eine Handvoll) der G-6 darstellen.
Das Überleitblech zwischen linker Motorverkleidung und Lader hat einen falschen Umriss
Richtig hart ins Auge fällt jedoch der fasche Querschnitt der unteren Motorverkleidung. Im Modell ist weist sie vorne und hinten die gleiche Breite auf, müsste sich jedoch nach vorne verjüngen. In der Folge kommt es zu einem unschönen "bluppsigen" Übergang zum Spinner im Bereich der unteren Öltankabdeckung.
Weniger ins Gewicht fallen die minimal zu großen Abgasstutzen, das Fehlen der frühen Ausführung der Erlahaube und einige Kleinigkeiten in der Oberflächengestaltung.
Meines Erachtens überflüssig ist der Hype den die Beule in der Spaltverkleidung zwischen Rumpf und Fläche verursacht hat. Hier befindet sich der Flügelbolzen. Das Problem ist Sandpapier und Feinspachtel schnell behoben.
Die erstklassig von Cartograph gedruckten Decals sind leider – aber natürlich – für den zu groß geratenen Bausatz dimensioniert. Damit lassen sie sich nicht für eine maßhaltige 109 verwenden.
Immerhin lassen sich einige Teile des Bausatzes etwas trimmen, so dass sie beispielsweise an einer Zvezda 109 F Verwendung finden können.
Zu den vielfältigen Optionen zählen:
Schade, eine vergebene Chance. Aber wir werden sicherlich irgendwann die "definitive 109" bekommen…
Andreas Beck, Mai 2014
Anmerkung Editor: Andreas hat leider keine Bausatzfotos mitgeschickt, da wir aber die Eduard-Kampagne zur Bf 109G-6 auf der Seite haben, ist dies sicherlich kein Beinbruch. Hier sind viele Dinge im Detail zu sehen, auch wenn Eduard danach bereits einige Änderungen, wie die Korrektur der falschen Vernietung am Rumpf und der Fahrwerksbeulen vorgenommen hat. Einen ersten Baubericht haben wir auch bereits publiziert.