Da Holger und Steffen über diesen Kit und die Geschichte seines Vorbildes in ihren hervorragenden First Looks Profi Pack und Royal-Class bereits alles wichtige berichtet haben, bleibt mir eigentlich nur, die Unterschiede dieser Weekend-Ausgabe zu den vorausgegangenen darzustellen.
Seinem Marketingkonzept entsprechend bietet Eduard diesen preiswerten Bausatz ohne die hauseigenen Ätzteile und Maskierfolien an. Die Bauanleitung ist in schwarzweiß gedruckt und die Decals bieten nur eine Bemalungsversion, plus Decals für das Instrumentenbrett.
Die Teile sind natürlich von der selben hohen Qualität, die man inzwischen von Neuerscheinungen der Tschechen zu erwarten gewohnt ist. An vier Gussrahmen finden sich makellose Teile ohne Sinkstellen, Auswurfmarkierungen und Flash. Statt des gewohnten Khakibraun sind bis auf die Flügel alle Teile in einem angenehmen Dunkel(blau)grau gespritzt. Die Glasteile sind ebenfalls ohne Fehl und Tadel.
Die Bf 109 E-1 und E-3 waren parallel produzierte Reihen, die sich im Prinzip nur in der Flügelbewaffnung unterschieden: die E-3 trug erstmals 20mm MG FF in den Tragflächen. Dementsprechend legt Eduard bei diesem Kit geänderte komplette Teile für diese Flügel bei.
Der Decalbogen bietet wie üblich nur eine Version. Diesmal handelt es sich um die "gelbe 1",eine frühe Maschine des Fliegerasses Oberleutnant Josef "Pips" Priller, im Herbst 1940 Staffelkapitän der 6. Staffel JG 51 in Frankreich. Leider fehlen wieder sämtliche Wartungshinweise bis auf das Oktandreieck und das kleine Rote Kreuz für den Verschluss des Rumpfabteils. Eduard bietet hier selbst Abhilfe in Form eines separat zu erstehenden Stencil-Bogens.
Die Option offene/geschlossene Motorhaube würde ich für mich folgendermaßen entscheiden: entweder geschlossen (auch wenn es etwas schade um die schönen Motorteile ist) oder offen, aber dann mit den neuen Brassin-Sets für die Rumpfbewaffnung und den DB 601A/N! Die Spritzguss-Motorhaube ist mir zu dick und es fehlen ihr auch sämtliche Innendetails, so dass sie wenig realistisch wirkt. Aber das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Interessant ist, dass auch in der Bauanleitung diese Kits, wie schon bei der Royal Class der Anbau der Aufpuffstutzen nachträglich und von außen empfohlen wird!
Mir persönlich gefallen an den neueren Eduard-Kits besonders die extrem feinen Nieten, die der Realität optisch sehr nahe kommen. Ob sie alle an der richtigen Stelle und in der richtigen Anzahl angebracht sind, habe ich nicht geprüft (und werde es gewiss auch nicht tun!) Aber auch die tollen Räder mit den separaten dreiteiligen Felgen und den Bremsleitungen aus Spritzguss können gefallen, dito die gesamte Inneneinrichtung!
Wie bei meinen Rezensionen der Bf 110E und der Bf 109E-1 aus der Weekend-Reihe kann ich nicht umhin, auf die relativ hohe Komplexität und Detaillierung auch dieses Bausatzes hinzuweisen, die im Widerspruch dazu steht, dass die hervorragenden hauseigenen Ätzteile und die Wartungshinweise fehlen. Aber eigentlich ist die Verkaufspolitik der Tschechen ganz verständlich, man bietet halt für jeden Geldbeutel eine Variante an von Weekend bis Royal Class.
Wegen der zahlreichen winzigen Teile sei dieser Kit nur Modellbauern mit etwas Erfahrung und ruhigen Händen empfohlen. Wenn der Bau hält, was der erste Eindruck verspricht, bietet die Eduard-Serie die besten Bf 109E in 1/48 auf dem Markt.
Utz Schißau (Berlin, März 2013)