Da Holger und Steffen über diesen Kit und die Geschichte seines Vorbildes in ihren hervorragenden First Looks Profi Pack und Royal-Class bereits alles wichtige berichtet haben, bleibt mir eigentlich nur, die Unterschiede dieser Weekend-Ausgabe zu den vorausgegangenen darzustellen.
Seinem Marketingkonzept entsprechend bietet Eduard diesen preiswerten Bausatz ohne die hauseigenen Ätzteile und Maskierfolien an. Die Bauanleitung ist in schwarzweiß gedruckt und die Decals bieten nur eine Bemalungsversion.
Die Teile sind natürlich von der selben hohen Qualität, die man inzwischen von Neuerscheinungen der Tschechen zu erwarten gewohnt ist. An vier Gussrahmen finden sich makellose Teile ohne Sinkstellen, Auswurfmarkierungen und Flash. Was mir persönlich neu war ist die Farbe des Materials: Statt des gewohnten Khakibraun sind alle Teile in einem angenehmen Dunkel(blau)grau gespritzt, was der Applikation der überwiegend blauen und grauen RLM-Farbtöne entgegenkommen dürfte! Sehr schön! Die Glasteile sind ebenfalls ohne Fehl und Tadel.
Der Decalbogen bietet eine Version aus Norddeutschland, die gelbe 2 der 6./JG 52 aus Husum mit gelber Motorhaube Greif und gelbem Leitwerk. Leider fehlen sämtliche Wartungshinweise bis auf das Oktandreieck und das kleine Rote Kreuz für den Verschluss des Rumpfabteils. Ob man bei Eduard annimmt, dass am namensgebenden Wochenende die Zeit nicht mehr reicht, um die zumindest an fabrikneuen Maschinen) doch recht zahlreichen Wartungshinweise alle anzubringen, oder ob man den Verkauf der hauseigenen Decalsatzes pushen möchte, sei dahin gestellt. Ich für mein Teil besitze noch ein altes Stencil-Set von Aeromaster, das hier Verwendung finden wird!
Die Option offene/geschlossene Motorhaube würde ich für mich folgendermaßen entscheiden: entweder geschlossen (auch wenn es etwas schade um die schönen Motorteile ist) oder offen, aber dann mit den neuen Brassin-Sets für die Rumpfbewaffnung und den DB 601A/N! Die Spritzguss-Motorhaube ist mir zu dick und es fehlen ihr auch sämtliche Innendetails, so dass sie wenig realistisch wirkt. Aber das muss natürlich jeder für sich entscheiden. Interessant ist, dass auch in der Bauanleitung diese Kits, wie schon bei der Royal Class der Anbau der Aufpuffstutzen nachträglich und von außen empfohlen wird!
Mir persönlich gefallen an den neueren Eduard-Kits besonders die extrem feinen Nieten, die der Realität optisch sehr nahe kommen. Ob sie alle an der richtigen Stelle und in der richtigen Anzahl angebracht sind, habe ich nicht geprüft (und werde es gewiss auch nicht tun!) Aber auch die tollen Räder mit den separaten dreiteiligen Felgen und den Bremsleitungen aus Spritzguss können gefallen, dito die gesamte Inneneinrichtung!
Wie bei meiner Rezension der Bf 110E aus der Weekend-Reihe kann ich nicht umhin, auf die relativ hohe Komplexität auch dieses Bausatzes hinzuweisen, die im Widerspruch dazu steht, dass die zugehörigen (hervorragenden) Ätzteile und die m.E. wichtigen Wartungshinweise fehlen.
Aber eigentlich ist die Verkaufspolitik der Tschechen ganz verständlich, man bietet für jeden Geldbeutel eine Variante an von Weekend bis Royal Class. Auf der Website des Anbieters gibt es gelegentlich sogar besonders preiswerte sogenannte Overtrees zu kaufen, Spritzrahmen ohne jedes Zubehör für den ganz autonomen Bastler!
Wegen der zahlreichen winzigen Teile sei dieser Kit nur Modellbauern mit etwas Erfahrung und ruhigen Händen empfohlen. Wenn der Bau hält, was der erste Eindruck verspricht, ist dies die beste Bf 109E in 1/48 auf dem Markt.
Utz Schißau (Berlin, Dezember 2012)