Vor einigen Wochen bat mich Sebastian, zu seinem sehr gelungenem Bericht über die History der F-14 einige meiner Bilder und ein paar persönliche Eindrücke über die Tomcat zur Verfügung zu stellen.
Meine erste Tomcat, eine F-14 A von VF-41, sah ich 1997 in Ramstein. Allerdings muß ich zu meiner Schande gestehen, daß ich damals von dieser Maschine wenig beeindruckt war.
Es dauerte ganze 4 Jahre, bis mir die nächsten Tomcats vor die Linse kamen. Auf der Air Show in Syracuse, New York, standen damals sogar 5 F-14B bzw. D Tomcats im Static-Display!! Diese F-14 von VF-32, VF-211 und VF-213 waren schon mit den stärkeren General Electric F110 Triebwerken ausgestattet. Diese Versionen fand ich zwar schon um einiges attraktiver ( die TF30 Triebwerke der A-Version gefallen mir bis heute nicht), aber auch nach diesem Besuch hielt sich meine Tomcat -Begeisterung in Grenzen.
Im Sept 2004 überredete mich dann ein Freund, mit auf die NAS Oceana Air Show zu kommen, der Heimat der letzten F-14 Staffeln. Dort sollte ich dann auch meine erste Tomcat in Aktion erleben. Der Start mehrerer Tomcats kurz hintereinander war schon recht interessant, aber als die erste Maschine mit voll angelegten Tragflächen in geringer Höhe den Platz überflog und dabei fast die Schallmauer durchbrochen hätte, packte auch mich das Tomcat-Fieber.
Mein Freund und ich bemühten uns die letzten Tage der Tomcat hautnah mitzuerleben und flogen noch viele Male zur NAS Oceana um den übrig geblieben Tomcat-Staffeln einen Besuch abzustatten. Von Mal zu Mal sahen wir immer weniger Tomcats, dafür aber immer mehr SuperHornets. Das Aussterben des Kater`s hatte bereits begonnen....
Im Dez 2004 wurden wir eingeladen, das letzte Homecoming der bekannten "Jolly Rogers" Tomcats von VF-103 live mitzuerleben. Die Staffel war zu diesem Zeitpunkt dem CVW-17 zugeordnet und hatte gerade eine 6-monatige Fahrt an Bord der USS John F. Kennedy hinter sich gebracht. Nach knapp 30 Jahren mit der F-14, flogen die Jolly Rogers im Januar 2005 die letzten ihrer Kater ins AMARC (Aerospace Maintenance and Recovery Center) in Tucson, Arizona, wo sie als Teil der Kriegsreserve eingelagert wurden.
Als wir im April 2005 bei den VF-31 "Tomcatters" und VF-213 "Black Lions" in Oceana zu Gast waren, ahnten wir noch nicht, daß wir nur knapp 8 Wochen später das Glück haben sollten, mit diesen beiden letzten Tomcat-Staffeln an Bord der USS Theodore Roosevelt zu sein.
Die Tomcat ein letztes Mal in ihrer gewohnten Umgebung, nämlich an Bord eines Flugzeugträgers abzulichten, war für uns schon etwas ganz besonderes.
Wir bestiegen unser "Taxi", eine C-2 Greyhound COD (Carrier onboard delivery) in Jacksonville, Florida. Nach ca. 50 Minuten Flug befanden wir uns im Endanflug auf die CVN-71 USS Theodore Roosevelt. Kurz vor dem Aufsetzen bekamen wir von der Crew das Zeichen zur Landung. Jetzt hieß es nur noch: Festhalten und beten.
Kurze Zeit später gab es einen heftigen Schlag, der die ganze Maschine durchrüttelte und man wurde vom Abbremsen tief in den Sitz gedrückt, da die Sitze im Frachtraum einer C-2 entgegen der Flugrichtung eingebaut sind. Als sich die Heckklappe der Greyhound öffnete, sahen wir die ersten Nasen der eng geparkten Tomcats. Wir befanden uns wirklich an Bord eines amerikanischen Carriers inmitten von Tomcats, die sich auf ihrer letzten Einsatzfahrt befanden.
Diese F-14 D`s von VF-31 und VF-213 waren dem Carrier Wing 8 (CVW-8) zugeteilt und bereiteten sich gerade gemeinsam mit den F/A-18 C von VFA-15 "Valions" und VFA-87 "Golden Warriors" darauf vor, die Bodentruppen bei der Operation Iraqi Freedom zu unterstützen.
Während ihrer letzen Fahrt, absolvierten die Tomcats 1.163 Kampfeinsätze und erflogen während dieser Zeit 6.876 Flugstunden!!VF-31, die zweitälteste Navy-Staffel, warf am 13. Feb 2006 die letzte Bombe von einer F-14 ab. VF-31 flog in diesem Zeitraum mehr Einsätze als jede andere Tomcat-Staffel zuvor.
VF-31 wurden diverse Auszeichnungen, wie z.B. dem Arleigh Burke Award für die wirksamsten Kampfeinsätze, dem Fleet Forces Command Golden Anchor und dem Battle E für die beste Atlantik-Staffel verliehen. Die Staffel traf 100% der zugeordneten Ziele!! Das schaffte bisher keine andere Staffel während eines Deployment.
Während den 24 Stunden an Bord des Flugzeugträgers kam es bis auf eine Notlandung einer VF-213 Maschine wegen Hydraulikproblemen zu keinen größeren Zwischenfällen. Das klingt nicht besonders ungewöhnlich, aber wenn man sich den Flugbetrieb an Bord eines Flugzeugträgers einmal anschaut, verwundert das umso mehr.
So ein Träger der Nimitz-Klasse ist zwar riesig, aber wenn man am Heck dieses Schiffes steht, wo 5 Meter neben einem eine Tomcat ins Fangseil geht und man den Sog der Maschine spürt, stellt man schnell fest, daß es auf dem Träger durchaus sehr eng zugehen kann.
Ich bin seit vielen Jahren Flugzeugmechaniker und sowohl den militärischen als auch den zivilen Flugbetrieb gewohnt, aber was die Flugzeugbesatzungen und Deck-Crews auf den Flugzeugträgern leisten ist wirklich außergewöhnlich! Hitze, Lärm, Stress und 12 Stunden Schichten sorgen für zusätzliche Belastungen. Diese Leute können sich zu Recht als Elite bezeichnen.
Allerdings gibt es auch Momente, wie z.B. das unglaubliche Gefühl auf der Brücke zu stehen und den Fahrtwind zu spüren, während am Horizont gerade die Sonne aufgeht. Solche Momente lassen einen den ganzen Stress und die Müdigkeit vergessen und werden mir noch lange in Erinnerung bleiben.
Als am Nachmittag die Greyhound über der Roosevelt auftauchte, wurde es langsam Zeit unser Gepäck zu packen und uns für den COD-Flight einzutragen. Zum Abschluss unserer Tour erwartete uns allerdings noch ein weiteres Highlight ...
.... der Katapultstart!
Ich dachte eigentlich, daß die Landung nicht zu überbieten sei, aber der Katapultstart war der Oberhammer!! Von 0 auf 150 Meilen ( ca.240 km/h ) in 2 Sekunden!!! Das war besser als jede Achterbahn und beendete unseren Trip auf die Roosevelt!!
Im September 2005 flog ich wieder nach Oceana, um "Gunfighter 160" (164601), eine Tomcat im Retro-Design der Tomcat-Ausbildungseinheit VF-101 "Gream Reapers", zu fotografieren. Sie ging in die Tomcat-Geschichte ein, als die F-14, die die letzte, aber sehr beeindruckende Tomcat-Demo während der NAS Oceana Air Show 2005 flog. Kurz nach der Air Show wurde die Staffel dann deaktiviert.
Zur Oceana Air Show im Sept 2006 konnte ich diese Navy-Legende gemeinsam mit tausenden Tomcatfreaks ein letztes Mal in der Luft bewundern. VF-31, die letzte Tomcat-Staffel, ließ es sich nicht nehmen, ihren mit Awards geschmückten Kater noch einmal der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Allerdings durften die Crews nur "normale" Base-Attacks und Fleet-Fly-by Manöver zeigen, da es seit der Deaktivierung von VF-101 keine Tomcat Piloten mehr gab, die im Besitz einer Air Show Demo-Lizenz waren.
Nach der "Final Tomcat Flight" Zeremonie in Oceana vor wenigen Tagen, ist die Ära der Tomcat nun endgültig zu Ende und sie überlässt das Feld der moderneren SuperHornet.
Ich halte die SuperHornet für ein würdigen Nachfolger, der mir noch dazu, von der Optik her gut gefällt. Allerdings wird in Zukunft die Artenvielfalt bei der Navy stark unter dem "Allround-Talent" der SuperHornet leiden. Die F/A-18 E/F/G wird nicht nur die Tomcat, sondern auch die Prowler und die Viking ersetzen.
Im Juli war ich mit dem CVW-7 und den SuperHornets von VFA-103 "Jolly Rogers" und VFA-143 "Pukin Dogs" an Bord der USS Dwight D. Eisenhower (CVN-69). Hier waren zwar noch Prowler an Bord, aber die Vikings waren bereits verschwunden. Diese SuperHornets sahen spitze aus, aber irgendwie fehlten doch die Tomcats auf so einem Träger...
Ein RIO sagte mal zu mir: Eine Super Hornet ist klasse, eben wie ein moderner Mini-Van mit viel Schnick-Schnack, DVD-Player, Navi und Bildschirmen..........aber es geht einfach nichts über einen lauten 67er V8 mit ordentlich Schub unter der Haube!!
Ich jedenfalls werde den Sound der Tomcat vermissen...........
Bye,bye Baby
Kai Wolter aka Bones
P.S. Weitere Tomcat-Bilder und den Online-Baubericht der 1/32 Tamiya Tomcat (conv. to F-14B VF-103) von mir, findet ihr im Flugzeugforum (www.flugzeugforum.de) unter meinem Benutzernamen: Bones.
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