Der Einstieg in die Figurenbemalung

von Daniel Müller

Vorarbeiten

Zunächst sei gesagt, dass man eine gewöhnliche Plastik-Spritzguss-Figur noch etwas nachdetaillieren sollte, wenn sie wirklich realistisch aussehen soll. Speziell die Nähte sollte man mit dem Bastelmesser nachziehen und auch die Hände sollte man verbessern (welche Hand erscheint schon realistisch, wenn der Daumen erkennbar ist und die anderen vier Finger aus einem Klumpen bestehen?). Besonderen Wert sollte man aber auf den Kopf legen, da dieser am Ehesten betrachtet wird. Ich bevorzuge deshalb Köpfe aus Resin von Firmen wie z.B. Warriors und Hornet.

Vorbereitung zur Bemalung

Als Erstes sollte man sich darüber im Klaren sein, ob die Figur vor oder nach dem Zusammenbau bemalt werden soll. Dies ist davon abhängig, ob nach dem Zusammenbau noch alle Stellen für den Pinsel frei zugängig sind oder nicht. Eine stehende Figur mit abgewinkelten Armen beispielsweise kann man getrost vor der Bemalung bauen. Ist sie jedoch abgehockt und hat auch noch beide Arme vor dem Körper, um einen Gegenstand zu halten, so sollte man sie erst bemalen und dann zusammenbauen. Erst recht gilt dies natürlich, wenn sie auch noch eine Uniform mit kompliziertem Tarnmuster trägt (beispielsweise das Heeressplittermuster 36 oder das fein gepunktete Bundeswehrtarnmuster).

Vor der Bemalung sollte man übrigens ein kleines Loch in die Figur bzw. die Einzelteile bohren und sie auf ein Stück Holz oder Ähnliches stecken, um sie bei der Bemalung besser halten zu können. Dies ist speziell bei Kleinteilen wie Armen oder Gepäckstücken sehr hilfreich. Des Weiteren ist ein ordentliches Pinselsortiment von Nutzen. Angefangen bei großen Haarpinseln der Größe 2 für die Grundierung der Uniform, bis hin zu feinen und allerfeinsten Pinseln der Größe 5/0 und 10/0 für Nähte, Knöpfe, weitere Kleinigkeiten und speziell das Gesicht. Auch auf Hilfsutensilien wie Zahnstocher verzichte ich nicht. Diese sind von Großem Nutzen, wenn mal etwas zuviel Farbe auf das Modell gekommen ist und man diese nun wieder aus kleinen Winkeln, Nähten oder sonstigen Falten entfernen will. Bei beiden Varianten (Bemalen vor dem Bau/nach dem Bau) ist der Malstil aber derselbe.

Jetzt geht's los

Zuerst wird die Figur grundiert. Das heißt ich male beispielsweise die Hose in Feldgrau 67 von Revell an. Wenn diese getrocknet ist (man sollte lieber länger warten, als ein Risiko einzugehen), mischt man viel Feldgrau mit etwas schwarz (dunkelbraun ist genauso brauchbar) und malt mit dieser Mischung (die natürlich leicht verdünnt ist) sämtliche Falten der Hose aus. Dadurch wirkt sie schon mal etwas plastischer.

Nachdem auch diese Schicht getrocknet ist, mischt man wieder Feldgrau mit schwarz, dieses mal aber mit etwas mehr schwarz, als vorher. Hiermit werden nun die tieferen und engeren Falten ausgemalt. So kann beliebig oft weitermachen, bis man schließlich bei fast reinem Schwarz für die Nähte angekommen ist. Ich beschränke mich bei meinen Farbabstufungen jedoch auf höchstens vier bis fünf Schritte.

Nun wirkt die Hose schon sehr plastisch, allerdings kann man jetzt noch etwas in entgegen gesetzter Richtung tun: Nämlich die Hose an ihren erhabenen Stellen aufhellen. Dies mache ich folgendermaßen: Ich nehme wieder eine ganze Menge Feldgrau und mische etwas weiß (gelb ist auch möglich) dazu. Es ist ratsam an dieser Stelle ÖLFARBE zu nehmen, da diese aufgrund ihrer längeren Trockenzeit eine längere Verarbeitungszeit erlaubt. Damit wären wir auch schon beim Thema:

Drybrushing

Das Ganze nennt sich auch "Trockenmalen". Man nehme die angemischte Farbe mit einem breiten und weichen Pinsel auf und wische diesen solange in einem Tuch aus, bis er fast trocken ist. Dann erst wagt man sich damit an die Hose. Das mit Worten zu beschreiben ist etwas schwer. Man reibt halt vorsichtig mit dem Pinsel über die erhabenen Stellen der Hose und hellt diese damit auf. Das sollte man besser erst an alten Figuren üben. Auch dieses Aufhellen kann man in mehrere Stufen machen, bis schließlich die allerschärfsten und spitzesten Falten fast weiß sind. Bei einer schwarzen Uniform sollte man es natürlich nicht ganz so weit treiben. Da es mir persönlich nicht gefällt, dass die Hose nun etwas seidenmatt erscheint (aufgrund des vielen Wischens beim Trockenmalen, was fast wie Polieren wirkt), sprühe ich nach dem Trocknen eine dünne Schicht matten Klarlack über die Hose. Hierbei sei darauf hingewiesen, dass man den Lack sprühen sollte, gepinselt wirkt er bei mir nie richtig matt. Soweit zum Aufhellen und Abdunkeln eines Kleidungsstückes.

Es wird Komplizierter

Nun zu den komplizierteren Dingen, wie einem Tarnmuster. Im Grunde kann man hier nicht viel sagen, außer dass man sich Zeit und Geduld nehmen sollte, wenn man ein solches Muster in Angriff nimmt. Mann kann zuerst genauso vorgehen, wie bei der Hose (nur dass man jetzt die Grundfarbe des Tarnmusters verwendet). Man macht also alles genauso mit dem Abdunkeln und Aufhellen, wie oben genannt. Dann nimmt man einen möglichst feinen Pinsel und trägt leicht verdünnt das Muster auf. Man kann dann auch noch dann Muster abdunkeln bzw. aufhellen, wenn es in einer Falte oder auf einer erhabenen Stelle liegt, jedoch ist dies nicht unbedingt nötig. Bei einigen Tarnuniformen wie z.B. dem Bundeswehrtarnmuster wird es sich kaum lohnen erst den vielen Aufwand mit dem Schattieren der Grundfarbe zu betreiben, da von dieser Grundfarbe letztendlich kaum noch etwas zu sehen ist. In diesem Fall könnte man die komplett fertige Uniform einfach mit einem Wash (stark verdünnte dunkle Farbe) überziehen. Dies wirkt auch halbwegs realistisch.

Face to Face

Das Schwierigste bei de Figurenbemalung ist aber letztendlich das Gesicht. Auch hier gibt es, wie überall, unzählige Methoden, es zu bemalen. Ich gehe folgendermaßen vor:

Zuerst wird das Gesicht mit der Hautfarbe 35 von Revell grundiert. Anschließend nach einer längeren Trockenzeit überziehe ich das gesamte Gesicht mit einem leichten Wash aus rotbrauner Ölfarbe. Dieser Schritt dient mir aber nur als Orientierung, um die Erhabenheit des Gesichtes besser zu erkennen. Wenn nun auch diese Prozedur abgeschlossen ist, widme ich mich der eigentlichen Schattierung des Gesichtes. Hierfür mische ich mir wieder eine etwas dunklere Hautfarbe an. Allerdings sollte man hierbei kein Schwarz nehmen, da man hierbei auf weniger realistische Grüntöne stoßen kann. Ich bevorzuge deswegen viele unterschiedliche Brauntöne. Hier geht man prinzipiell nach demselben Schema vor, wie bei der Hose. Die leichten Vertiefungen werden nur schwach abgedunkelt und die stärkeren Falten, wie zum Beispiel der Bereich um Augen, Nase, Mund und Ohren wird stärker schattiert. Während diese Abdunklungen nun trocknen, verdünne ich die angemischte Farbe sehr stark und ziehe dann damit einen leichten Wash über das gesamte Gesicht, um damit die Konturen zu brechen und damit die Übergänge weicher erscheinen zu lassen.

Den Ort der Handlung beachten !

Ob man dann nach einer langen Trockenzeit noch trockenmalt bleibt einem selbst überlassen. Ich mache es gelegentlich, manchmal aber auch nicht. Je nachdem, wo die Figur sich befindet. Handelt es sich um einen braungebrannten weißen Soldaten in Afrika, so unterlasse ich das Trockenmalen, steht er jedoch im tiefsten Winter irgendwo in Russland, so kann man ruhig etwas Trockenmalen, um damit eine gewisse Blässe zu zeigen. Hierbei geht man wieder genauso vor, wie bei der Hose. Leichte Erhebungen (z.B. Wangenknochen) werden nur schwach erhellt, Starke (z.B. Nasenrücken) stärker.

Im Auge des Betrachters

Die Augen stellen den komplizierten Teil des Gesichtes dar. Auch hier gibt es wieder mehrere Methoden. Ich mache es in der Regel so: Zuerst wird der Augapfel mit einem weißen ellipsenförmigen Strich angedeutet. Diesen umrandet man dann mit dem 10/0 Pinsel mit ganz feinen schwarzen Strichen, welche die Wimpern darstellen. Dies erfordert etwas Übung, von daher sollte man es nicht gleich bei einem teuren Resinkopf ausprobieren, sondern erst einmal bei einem einfachen aus normalem Plastik. Die Iris setze ich dann mit einem gespaltenen Zahnstocher. Auch hierbei ist wieder etwas Übung erforderlich. Wichtig ist an dieser Stelle, dass die Farbe für die Iris (egal ob blau, grün, braun oder schwarz) nicht zu dünnflüssig ist, sonst könnte es nämlich passieren, dass sie aufgrund des Kapillareffektes in das gesamte Auge läuft. Ich bevorzuge an dieser Stelle Farbe die so dick ist, dass sie schon fast wieder trocken ist. Die Augenbrauen male ich mit einem feinen Pinsel und brauner oder schwarzer Farbe ganz einfach Freihand je nach Gesichtsausdruck.

Jetzt wird's haarig

Trägt eine Figur mal keine Kopfbedeckung sollte natürlich auch die Haarpracht schön zur Geltung kommen. Deswegen arbeite ich auch hier mit dem Trockenmalmethode. Erst kriegt die Frisur eine dunklere Farbe als Grundton und dann wird mit einer helleren trockengemalt. Jedoch fällt es mir sehr schwer ein überzeugendes Ergebnis zu erzielen, da Haarfarben einfach schwer zu treffen sind. Bei schwarzen Haaren ist das relativ einfach, da schwarz ja leicht aufzuhellen ist, aber wie man blond Haare erzeugt weiß ich auch noch nicht genau. Mit gelb, weiß, ocker, und gold erreicht man schon halbwegs "blonde" Ergebnisse, jedoch bin ich da noch nicht ganz zufrieden.

Abschließende Details

Weiterhin sollte man bei einer Figur einfach auf alle möglichen Kleinigkeiten achten, wenn es sich um eine Einzelpräsentation handeln soll. Beispielsweise Fingernägel. Diese lassen eine Hand gleich viel echter aussehen. Man setzt einfach einen braunen Fleck als Rand und setzt in diesen einen hautfarbenen hinein. Dadurch wird der dunkle Punkt zu einem Rand und erscheint damit, wie der Dreck der sich bei ungewaschenen Händen im Gelände zwangsläufig ergibt. Auch wirken Zurrbänder und Schnürsenkel echter, wenn man sie selber anfertigt (z.B. aus den dünnen Drähten eines alten Kabels). Genauso überzeugend ist es, wenn man Gurte und Riemen aus Papier oder dünner Kupferfolie anfertigt und damit die vorhandenen Plastikerscheinungen ersetzt. Auf diese Art und Weise kommt man zwar vom 100. zum 1000. und es fällt einem bei jeder weiteren Figur immer wieder etwas Neues auf, das man noch verbessern könnte, aber es lohnt sich einfach.

OK, das ist erstmal alles was mir so auf Anhieb einfällt. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Daniel Müller