Antennendrähte
Mit Polyamidgarn verspannte Gloster Galdiator
Auch diesmal wieder ein Tipp, den die meisten sicherlich schon gehört, gelesen oder selbst "erfunden" haben. Auslöser war eine Frage per E-Post, wie man eigentlich Antennendrähte darstellt. Grundsätzlich gelten die Anmerkungen auch für Verspannungen, aber dort treten noch weitere Probleme auf, die vielleicht einmal jemand gesondert beschreiben kann. Diese Aufzählung erhebt natürlich keinen Ansprch auf Vollständigkeit und wenn jemand andere Techniken benutzt oder Korrekturen anbringen kann, bin ich unter web@ipmsdeutschland.de zu erreichen.
Die in den Rumpf führenden Fäden wurden mit einem Stück Zahnstocher beschwert und in den Rumpf gesteckt, so spannen sie sich selber (nicht vergessen die Klarteile aufzufädeln !)Das Polyamidgarn wurde zunächst ins Leitwerk eingeklebt (siehe oben) und anschließend aufliegend auf dem Antennenmast verklebt
Die Antennen- bzw. Verspannungstechniken sind fast so vielfältig wie es Modellbauer gibt. Hauptunterschied ist meist das verwendete Medium. Hier mal eine kurze - sicher unvollständige - Aufzählung:
- aufgerödelte Zahnseide (so dass nur ein Faden verwendet wird)
Vorteil: sehr dünn, gut zu verarbeiten
Nachteil: Staub kann sich recht gut anlagern, durchhängen schwer korrigierbar
- feinster Kupferdraht (z.B. aus abisolierten Elektrokabeln und Geräten) oder auch Silberdraht aus dem Bastelzubehör
Vorteil: leicht erhältlich, starr (kann als erst abgelängt und dann verklebt werden, ohne Spannung), leicht ersetzbar
Nachteil: bei Berührung relativ stark bruchgefährdet an den Klebestellen
Bei diesem Modell hatte ich den Draht vom Mast in den Rumpf vergessen, deshalb ist dieser ein Kupferdraht (ich fand es so ganz witzig und habe ihn kupferfarben gelassen)
- Stahldraht (z.B. von Graupner ab 0,3 mm)
Vorteil: analog Kupferdraht, noch etwas starrer
Nachteil: analog Kupferdraht, Stahldraht ist recht schwer abzulängen! bitte nicht den Cutter für die Plastikteile dafür verwenden!
- gezogene Gußäste (man erhitzt ein Stück des Gußrahmens der Plastikmodelle z.B. über einer Kerze (Plastikstab dabei drehen), wenn das Material anfängt zu glänzen oder die Enden sich unabhängig voneinander bewegen lassen von der Flamme wegnehmen und die Enden auseinanderziehen. Man muss etwas probieren, aber es kostet ja nichts.
Vorteil: billig, sehr leicht ersetzbar, durchhängen kann (sehr vorsichtig!!!!!!) durch leichtes Erhitzen gestrafft werden
Nachteil: muss etwas unter Spannung verklebt werden, sehr leicht Bruchgefährdet (auch mal mitten im "Antennendraht")
Hier ein "gutes" Beispiel für einen gerissenen Plastikfaden (gezogener Gußast)
- ich benutze dafür sog. "unsichtbares Nähgarn" oder Polyamid-Garn, und zwar rauchfarbenes (das durchsichtige glänzt m.E. durch die Lichtbrechung im Faden etwas zu stark )
Vorteil: es ist etwas flexibel, so dass eine versehentliche Berührung beim Transport nicht gleich zum Bruch führt
Nachteil: rel. dickes Material, (wirkt aber durch die Halbdurchsichtigkeit recht realistisch), muss etwas unter Spannung verklebt werden, weil Temperaturschwankungen zum Ausdehnen/Zusammenziehen des Garns führen. Achtung! Nicht zu stark spannen --> Bruch oder Verzugsgefahr bei Antennenmasten!
- es gibt wohl im Eisenbahnbedarf ein Material, dass EZ-Line heißt, habe ich aber hier in Deutschland noch nicht gesehen (muss so 'ne Art Gummiband sein: siehe: Artikel bei Hyperscale)
(Achim hat mir hierzu noch eine Ergänzung geschickt: Bei http://www.weinert-modellbau.de gibt es eine Gummilitze für Seilzugleitungen im Maßstab 1/87. Die Katalog-Nr. ist 7213 "Hauchdünne Gummilitze für Drahtzugleitungen ca.200m" und kostet 7,80 €. Alternativ kann man auch eine Litze aus dem Nähbedarf nehmen, diese heisst Beilauffaden, ist ca. 0,2mm dünn und silbrig-durchsichtig.
- Anglerleine Es gibt sie in Fachgeschäften oder Kaufhausabteilungen für Anglerbedarf in verschiedensten Stärken bis runter auf 0,1 mm, was meine bevorzugte Stärke für 1/48 und kleiner ist.
Vorteile: preiswert (eine 100m-Rolle reicht ewig!) etwas elastisch, extrem reißfest und sehr realistisch, da wirklich hauchdünn in der Optik.
Einziger mir bewußter Nachteil: beim Kauf im Fachgeschäft muß man mit Fragen wie: "was wollen Sie denn genau angeln?" rechnen! Bemalung ist ebenfalls möglich, kleben am besten mit Sekundenkleber oder Holzleim (letzterer nur, wenn ohne Spannung, z.B. zur stumpfen Klebung einer Abzweigung in den Rumpf o.Ä.), Isolatoren lassen sich ebenfalls gut mit einem Tropfen Holzleim darstellen.(Utz Schißau)
Zur Verwendung
Das Material wird an einem Punkt mit Sekundenkleber fixiert. Ich mache manchmal auch noch einen Knoten bzw. wickle das Garn einmal um den "Mast" herum. Das kann man später als Isolator tarnen oder durch übermalen kaschieren. Hierbei ist zu beachten, dass das Material für die Antenne schon zum nächsten Befestigungspunkt zeigt! Nach Trocknung dieser Klebestelle wird das Material zum 2. Befestigungspunkt geführt und hier (evtl. unter leichter! Spannung) verklebt. Nach dem Trocknen wird überschüssiges Material abgeknippst/abgeschnitten und der "Draht" eingefärbt (ich mache es beim Polyamid-Garn nicht).
Bei dieser Ar 234 mussten die Enden in den Rumpf bzw. in das Leitwerk geführt werden
Manchmal ist es notwendig, den "Draht" in das Modell hineinzuführen. Hierzu muss man sich natürlich schon Gedanken machen, bevor dass Modell fertig gebaut ist. Manchmal ist es sinnvoll das Antennenmaterial schon beim Bauen einzukleben, z.B. wenn der Draht aus der Leitwerksspitze oder -front austritt. Hier kann späteres bohren leicht zum Schmelzen des Leitwerks führen (ist alles schon passiert!!) oder es kann später sehr schwer sein, den Faden zu befestigen. Die Drähte die vom Hauptantennenkabel in den Rumpf führen, sind meist weniger problematisch, da die Eintrittsstellen am fertigen Modell (meistens) gut erreichbat sind und diese Drähte oft nicht schnurgerade sein müssen und somit nicht unter Spannung verklebt werden.
Wichtig: Gehirn einschalten! Vorheriges Nachdenken erspart einem meistens viel Arbeit. (Stichworte: Auswahl erster Fixpunkt, Anbringung des "Drahtes" während des Baus, Bohren von Löchern)
Steffen Arndt, Schwerin