Nach dem im ersten Teil das historische Japan der Neuzeit begutachtet wurde, komme ich jetzt zum Japan der Jetztzeit.
Schon im Vorfeld war ich gespannt was mir Japan als Modellbauer bieten könnte.
Noch in Deutschland habe ich Adressen ausgesucht die ich In Tokio näher in Augenschein nehmen wollte. Alle Adressen mit Wegbeschreibung auf meinen neuen Reiselaptop gespeichert und jeweils ausgedruckt als Wegweiser und gleichzeitig als Backup (falls die Steckdosenadapter trotz erwarten nicht passen und mein Läppi stromlos wird).
Wer wie ich eine weite Reise plant sollte sich immer mehr Ziele aussuchen als man wirklich bewältigen kann. Sollte eines der Ziele nicht vorhanden sein kann man auf viele Ausweichziele zurückgreifen.
Schon am Tag 2 meines Tokiourlaubs machte ich eine ausgiebige Shoppingtour durch das Einkaufsviertel Akihabara.
Dank der kundigen (Mit-)Führung eines Freundes der an genau diesem Tag aus Deutschland hereinflog machten wir uns (nach fast 20.000 Flugkilometer gemeinsam) nach dem ersten Händeschütteln und konzentrierten Smalltalk gleich an die Aufgabe viele Yen an die örtlichen Geschäfte zu verteilen. Übrigens ist das Gundam Cafe ein Spitzentreffpunkt, es ist an einem großen öffentlichen Platz. Einfach mal die Wortkombination Gundam Cafe und Akihabara googeln und man wird sofort fündig.
Shoppen bis der Notarzt kommt!
Auf ins Getümmel!
Meine erste Aussage man sollte sich mehr Ziele aussuchen als man bewältigen kann hat sich als wahr herausgestellt nachdem ich feststellte daß einige Läden trotz (noch vorhandener) Internetpräsenz nicht mehr im Geschäft waren.
Aber es wäre nicht Tokio wenn man nicht Ersatz in unmittelbarer Nähe finden würde. Gleich in der Nähe fanden wir einen Laden der im Untergeschoß Modellbauartikel in Hülle und Fülle bereit hielt. Und das ist der Laden...
Ein großer Modellbauladen mit vielen exotischen Bausätzen. Und hier habe ich mir gleich die erste Sache gegönnt....
Weiter ging es im Text...
Das Akihabara Viertel ist eines der vielen Einkaufszentren in Tokio. Jedes Einkaufszentrum hat sich auf eine oder mehrere Zielgruppen spezialisiert.
Da ich in sehr vielen Geschäften war ist mir leider eine detaillierte Auflistung aller Lokalitäten nicht möglich. Zum einen auch deswegen weil wir uns frei Schnauze im Viertel bewegt haben.
Bemerkenswert ist jedoch daß die überwiegende Anzahl der besuchten Geschäfte Second Hand Modellbauläden waren. Diese Läden sollte man sich auf keinen Fall als kleine Krämershops vorstellen, es geht mehr in die Richtung mittelgroßer Läden die auch mehretagig sein könnten. Wie groß ein Laden ist wird meist auch auf der Gebäudevorderseite in großen Buchstaben angegeben. In allen Fällen sind dort die Geschosse vermerkt (Anzahl der Geschosse ober- und unterirdisch).
Wo ich Einkaufstüten ergattern konnte ist auch die Homepage ersichtlich!
Das Personal war immer sehr freundlich und zuvorkommend, leider lies es sich nie dazu bewegen daß man einmal in die Modellbaukästen reinschauen konnte. Diese waren alle zugeschweißt oder mit Tesa gesichert. Devise...erst bezahlen dann reinschauen. Ich muß dazu sagen das es nie Fehlteile gegeben hat.
Als Europäer muß man sich auch daran gewöhnen daß die Geschäfte trotz ihrer Größe teilweise klaustrophobisch enge Einkaufsgänge haben. Die Läden waren meist knackevoll und Bilder würden die Wirklichkeit schlecht wiedergeben, man muß es einfach mal erlebt haben. Das gleiche gilt auch wenn man das Geschäft verlassen hat. Wir waren in einem Laden im 6- oder 7. Stock der nur von einer sehr schmalen Außentreppe zu begehen war. Die Treppe konnte nicht breiter als 80cm gewesen sein. Kam eine Person entgegen mußte man auf den Halbpodesten ausweichen. Ich mochte mir nicht vorstellen was passieren würde wenn es im Gebäude mal brennt. Damit man auch wirklich die Außentreppe nicht verlässt waren die außenliegenden Treppenteile großzügig mit Maschendrahtzaun "dichtgemacht" worden. Andere Länder andere Baubehörden!
Auch Neuware war in Hülle und Fülle zu bekommen und das zu ausgesprochen günstigen Preisen.Die oben ersichtlichen Zubehörsätze für Mechas kosten dort zwischen (umgerechnet) 3-5 Euro. In Deutschland zahlt man 12-20 Euro für diese (Import-)Ware.
Und nicht nur Modelle haben es bis nach Deutschland geschafft. Die Bücherläden und die dortige internationale Presse haben einiges mehr zu bieten als in heimischen Gefilden.
Eine wichtige Sache sollte nicht unerwähnt bleiben....Transportmittel im Großraum Tokio.
Da ich zu Fuß unterwegs war und auf die nicht gerade billigen Taxis zurückgreifen wollte ist die erste Wahl das U-Bahn und Regionalbahnnetz. Die Stadt hat die Besonderheit daß die beiden Bahnsystem unterschiedlichen Gesellschaften gehören. Um die nicht gerade einfache Preisgestaltung der Anbieter etwas zu vereinfachen habe ich mich für eine Prepaidkarte entschieden. Es gibt mehrere Netzkarten die man allesamt am vollautomatischen Fahrkartenschalter erhalten kann. Nach einigen Überlegungen viel die Wahl auf die Suica Card.
Soweit ich mich erinnern kann war es die zweitgünstigste Möglichkeit Tokio zu erkunden. Außerdem gefiel mir das Motiv auf der Karte, es erinnerte mich an einen Hauptcharakter aus "Die Pinguine aus Madagaskar".
Der nächste größere Hotspot in Tokio ist Shimbashi. Hier ist die Tamiya Plamodel Factory zu besuchen.
Von außen betrachter ist der Laden sehr gediegen. In der Auslage der Fenster sind sauber gebaute Modelle zu sehen. Leider hat hier die Sonneneinwirkung Spuren an den Exponaten hinterlassen.
Wenn man das Innere betritt hat man von der Atmossphäre her den Eindruck man betritt ein gut gepflegtes Museum. Allerdings sind die "Ausstellungsstücke" deutlich jüngeren Datums. Der Laden ist in 3 Etagen aufgeteilt. Der für mich interessante Part war das Erdgeschoss. Hier ist die Produktpalette im Bereich Plastikmodellbau von Tamiya ziemlich komplett abgedeckt. Man findet auch Firmen wie Italeri oder Revell aber die Bausätze sind relativ teuer da es für die hieseigen Verhältnisse Importware ist.
In gut beleuchteten Vitrinen sind von professionellen Modellbauern Modelle plaziert die wirklich zum Einkaufen aninmieren.
Da kann ich nur zustimmen...Viva la France!!
Und während ich so die fertig gebauten Modelle in den Vitrinen bestaunte, das üppige Sortiment durchforstete und einen Augenblick nachdachte ob ich mir ein Tamiya Sweatshirt kaufen sollte oder eher eine Tamyia Kaffeetasse, kam fast unbemerkt das japanische Fernsehen in den Laden und machte eine Reportage. Das alles ging sehr still von sich und wenn man weiter hinten im Laden gestanden hätte so wäre es fast an einem vorbei gegangen. So habe ich mir einen Augenblick ausgesucht an der die Kasse nicht von dem Kamerateam in Beschlag genommen und bezahlte meine T-55 Flotte im Maßstab 1:35.
Das war auch schon ein sehr kleiner Ausschnitt aus der Tokioter Modellbauszene. Weiter geht es in Teil 3 mit einem Modell was es in sich hat... im Maßstab 1:1 !
Martin Kort Nürnberg Juli 2015