Ein Modellbauer in Tokio 2015, ein Bericht in 3 Teilen

Teil 1 "Zeitgeschichte"



Tokio Odaiba Marinepark, im Hintergrund eine verkleinerte Version der amerikanischen Freiheitsstatue, geschätzter Maßstab 1:5

Nach langer Vorbereitung hatte ich das Vergnügen am 24.03.15 eine Reise nach Tokio zu unternehmen.

Mein Flug begann in Nürnberg wo ich mit einem kleinen Zubringer der Lufthansaflotte in 20 Minuten über dem Luftraum von Frankfurt am Main war. Dort mußte ich nur kurz warten bis mich eine neue Boeing 747-8I (Interkontinental) mitnahm auf eine 12-stündige Reise Richtung Osten.

Da ich in die Nacht hineinflog versuchte ich natürlich etwas Schlaf zu bekommen, aber Triebwerk Nummer 2 auf der Backbordseite war dafür eindeutig zu laut. Nachdem ich die Nacht nun mehr schlecht als recht durchwacht habe, schaute ich am nächsten Morgen aus meinem, leicht mit Eiskristallen bedeckten, Fenster und sah die letzten Ausläufer Sibiriens bevor die 747 die japanische See erreichte. Bei besten wolkenlosen Wetter überquerten wir die See und flogen auf die nordwestliche Küste zu. Der Landeanflug in der Tokioter Bucht war reibungslos. Ich hatte auch das gute Gefühl das der ganze Flug so war als wäre die 747 auf Schienen geflogen, keine Turbulenzen. Nach kurzer Einweisung in der Migration Zone (Zoll/Einwanderung) war ich auch offiziell auf japanischen Boden.

Da ich mich schon in Deutschland kundig tat wie denn die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen sind, fand ich ohne Probleme meine Hotelunterkunft in Asakusa. Dort holte ich erst einmal den versäumten Schlaf nach.

Ich hatte mir lange überlegt was ich denn alles in Tokio besichtigen will. Auf der Liste stand ganz weit oben der Besuch des Yasukunischreins mit dem darin enthaltenen Yüshükanmuseum.

Dort ist eine Zero Typ 52 die ich unbedingt in real fotografieren wollte

Das Yushukanmuseum unterteilt sich in 2 Areale in einen der frei zugänglich ist und einen für den man Eintritt bezahlt. Unglücklicherweise ist im 2. Teil das fotografieren verboten. Und da ich zuvor schon Berichte im Internet gelesen habe (überwiegend von Amerikanern) wo den Besuchern dann die Kamera abgenommen wurde, habe ich es erst garnicht versucht die Angestellten vor Ort herauzufordern.

Die Zero steht im Eingangsbereich des Museum und ist sehr schön präsentiert in lichtdurchfluteten gläsernen Raum. Für die Besucher steht auch ein kleiner Aufgang zur Verfügung wo man die Zero gut fotografieren kann.

Außer der Zero sind auch Artilleriestücke und eine Dampflok präsentiert



Der 2. Teil des Museums befindet sich eine Etage höher und erzählt die ganze japanische Geschichte. Hervorzuheben ist auch die Bildergalerie die im vorgelagerten Bereich zu den Ausstellungsräumen steht und als Inhalt die Zeit des 2. Weltkrieges hat. Zum Teil fotorealistisch in Öl zum Teil im klassischen westlichen Stil gemalt werden Momente im Bereich des Heeres der Luftwaffe und der Marine wiedergegeben. Ich denke die Japaner sind auch bis heute stolz darauf diesen großen Militärapparat gehabt zu haben. Eine ähnliche Präsentation wäre in Deutschland kaum durchzusetzen bzw. unmöglich.

Die Ausstellung umfasst einen Zeitpfad den man abschreiten kann. Da ich mich hauptsächlich die Epoche des zweiten Weltkrieges interessiert habe, überging ich die Edo Zeit, die Samurais und war nach kurzer Zeit in einer Halle in der eine Aichi D4Y Torpedobomber präsentiert wurde. Sie steht auf dem Boden mit ausgefahren Fahrwerk und zusätzlich gestützt von 2 Stahlträgern. Auf mich hat sie einen sehr gerupften Eindruck gemacht aber ich konnte Sie in Originalgröße sehen. Von der Decke hängt eine Ohka die mit dem Gefechtskopf leicht nach unten zeigt.

Es gibt auch viele Modelle im Maßstab 1:50 zu bestaunen. Das größte Diorama zeigt eine Formation von Bettybombern und daran befestigten Ohkas die unterstützt von Zerojägern einen Angriff ausführen. Das ganze Diorama ist hinter Glas und füllt eine Seite der Halle aus. Der Hintergrund ist passend zu dem endgültigen Auftrag in Form eines Sonnenunterganges gemalt.

Es gibt auch den Kaitentorpedo im schwarzen Anstrich zu bestaunen. Dieses bemannte Einwegfahrzeug besticht durch seine sehr grobe technische Ausführung. Man hat zum Schluß des Krieges doch nicht mehr alle Schweißnähte verschliffen.

Es gibt sehr viel an Ausrüstungsgegenständen zu sehen. Teilweise restauriert, teilweise im Zustand der Fundstelle belassen. Auch ein japanischer Panzer ist zu sehen kann mich aber an den genauen Typ nicht mehr erinnern.

Wenn man dies alles gesehen hat, kehrt man zum Eingangsbereich zurück und hat die Möglichkeit im Museumsshop viel Geld loszuwerden. Allein für die Bücher könnte man ein kleines Vermögen ausgeben.

Habe mir dann ein Buch über die Zero gekauft.

Ferner war ein kleines aber feines Sortiment von Bausätzen der Firmen Finemolds und Tamiya vorhanden. Ich wollte mich eindecken, aber ich wußte nicht was die Reise alles noch bringen wird, mein Kofferraum war begrenzt und so habe ich erst einmal die Sachen liegen lassen.

Im Bereich des Yasukunischreins war starke volksfestliche Atmossphäre. Mit einer der Gründe meine Reise zu genau dieser Zeit durchzuführen war die Kirschblüte (Hanami). Ich habe gehört daß für die Japaner die Kirschblüte so ist wie für die Europäer Ostern und Weihnachten und Sylvester zusammen. Ich war da und kann das bestätigen. Auf dem Geände des Schreins, schon ab dem ersten Torii (symbolisches Tor) ist alles belegt mit Bühnen, Ess-Ständen jeder Art und nicht zu vergessen Souvenirläden.

In Unkenntniss der Tatsache wie scharf japanischer Senf sein kann habe ich als Folge davon mich durch alle Süßgetränke durchprobiert.



Auffahrt zum Yasukunigelände, hinter mir das Daichi Torii (Großes Tor) Weiter geht es in Teil 2 "Gegenwart"

Martin Kort Nürnberg Juli 2015