Vor einiger Zeit "stiftete" ich jemanden dazu an, deutsche Panzersoldaten des Ersten Weltkrieges in 1:72 zu modellieren. In der Folge wurde ich aber dazu verdonnert, einen A7V zu bauen, damit die neuen Figuren, nunmehr erhältlich von Munich-Kits, auch passend präsentiert werden könnten.
Es war Jahrzehnte her, dass ich mich in diesem kleinen Maßstab mit einem Panzer auseinandergesetzt hatte und so war ich ein wenig gespannt, wie es wohl werden würde. Es wurde ganz gut. Ich konnte bei diesem Projekt direkt mal meine neuerworbenen Acryl-Farben für deutsche Panzer des 1. Weltkrieges von MiG-Productions ausprobieren und meine, überwiegend nur noch in der Theorie vorhandenen, Alterungs- und Verschmutzungstechniken für Militärfahrzeuge anwenden.
Für so etwas ist der A7V ideal geeignet, da er nur über wenige Bauteile verfügt, und ich mich trotz einiger Passungenauigkeiten nicht allzu intensiv mit dem eigentlichen Zusammenbau beschäftigen musste. Ergänzt habe ich lediglich je zwei Handgriffe an den Einstiegsluken, sowie ein eingekürztes, gedrehtes Geschützrohr, das eigentlich zu einem US-Navy Schlachtschiff in 1:350 gehörte. Letzteres war notwendig geworden, da das zum Bausatz gehörige "Rohr" so oval und mit Formversatz "geplagt" war, dass es mir unmöglich erschien, daraus ein halbwegs brauchbares Geschützrohr zu machen. tatsächlich ist das Originalrohr der belgischen 5,7 cm Cockerill-Nordenfelt-Kasematt-Schnellfeuerkanone sehr viel konischer gewesen als mein gedrehtes Schiffsgeschützrohr, aber das war mir "wurscht". Der Gesamteindruck zählte und der hatte sich deutlich verbessert. Etwas kniffelig ist bei diesem Bausatz die Montage der frühen Bocklafette und der Bauplan ist hier auch eher ein Hindernis als eine Hilfe (siehe diverse fehlgeschlagene "Montagen" im Internet), ist aber zu schaffen.
Lackiert wurde, wie schon geschrieben, mit den in einem Set erhältlichen Acryl-Farben von MiG. Gealtert habe ich das Modell sowohl mit Ölfarb-washings, als auch mit unregelmäßig aufgetupften und anschließend nach unten verwischten Ölfarben. Verwendet habe ich hierfür Preußisch-Blau, Saft-grün, Umbra-gebrannt, Sienna und weiß. Anschließend habe ich noch gezielt ablaufende Schmutzbahnen mit Sienna bzw. Umbra-gebrannt an den passenden Stellen aufgetragen. Weitere "massivere" Verschmutzungen wurden am Schluss noch mit Pigmenten und mit Pigmenten angereichertem Acryl-Strukturgel aufgebracht.
Die Decals sind sicher der Hauptschwachpunkt des Bausatzes. Zu dick, zu spröde... einfach nicht gut. Abhilfe schuf hier der Decalbogen des niederländischen Herstellers "Black-Lion-Decals". Aber Vorsicht! Diese Decals dürfen nur ganz kurz ins Wasserbad, am besten nur in eine "Pfütze" legen, sonst zerlegen sie sich. Vom Original-Bogen habe ich nur den Namenszug und das Maling verwendet. Das große Eiserne Kreuz, als Fliegersichtzeichen, ist allerdings aufgemalt.
Auf vielen Fotos der wenigen A7Vs sieht man oftmals Planen, Tarnnetze, Abschlepptrossen bzw. Ketten liegen. Da ich dem Figuren-Modelleur keine unnötigen Steine in den Weg legen wollte, beließ ich es bei einem großen Bündel Tarnnetz, gefertigt aus einem in Weißleim getunkten Stück Bundeswehr-Verbandsmull. Fertig und der Endabnehmer war auch glücklich.
Inzwischen habe ich zwei weitere A7Vs gebaut, aber diesmal für mich selbst. Einen "männlichen" und den einzigen temporären "weiblichen" (Wagen 501) um die neuen Figuren in einem kleinen Diorama in Szene setzen zu können. Mal sehen wie sich das am Ende darstellt.
Olaf Krabbenhöft, Hamburg (Januar 2015)