Eisenbahngeschütze gab es zwar schon früher, aber im 2. Weltkrieg liefen sie zu wahrer Hochform auf bzw wuchsen ins Gigantische! Und obwohl diese Kolosse vom Kosten-Nutzen Faktor her eigentlich keinerlei Sinn machten, wurden sie von den verschiedenen Kriegsparteien genutzt, wobei die Deutschen natürlich wieder die Größten hatten ... mit der "DORA" sogar die gewaltigste je gebaute Landkriegsmaschine der Welt!
Hitler selbst hatte den Auftrag zum Bau dreier solcher Waffen erteilt, bis Kriegsende wurden aber nur zwei fertig, wovon allein die DORA zum Einsatz gelangte. Verladen auf 5 Eisenbahnzüge, wurden die Einzelteile nach Sewastopol transportiert, wo ein Heer von 4500 Mann für den Aufbau und das Verlegen der Doppelgleise zu einer 2 km langen Schießkurve abkommandiert waren. In nur drei Tagen war das 1350 Tonnen schwere Geschütz montiert und einsatzbereit.
Am 5. Juni 1942 erfolgte der erste Schuß auf die Festung Sewastopol, weitere 47 folgten. Jeder Ladevorgang dauerte 45 Minuten. Die Granaten waren Kaliber 80cm, 3,60m lang und wogen 7,3t. Bei einer Reichweite von 37-48km durchschlugen sie 1m massiven Stahl, 6m Beton oder gar 30m Erdreich.
Von den abgefeuerten 48 Granaten traf allerdings nur eine einzige und zerstörte einen unterirdischen Munitionsbunker ...
Als der Vorrat an Granaten erschöpft war, montierte man die DORA wieder ab und brachte sie zurück nach Deutschland. Der Kriegsverlauf verhinderte einen weiteren geplanten Einsatz an der Ostfront und so erlebte sie das Kriegsende auf einem Abstellgleis bei Auerswalde, wo 1945 ein Sprengkomando der Wehrmacht alle Spuren zu beseitigen suchte. Allerdings hatte niemand mit der überaus robusten Bauweise gerechnet und so flog trotz Einsatz großer Mengen an Sprengstoff nur der Verschluß auseinander ... und das Dach der Abstellhalle davon. Ein Teil dieses Verschlußes wurde viele Jahre später im Garten eines Hauses wiederentdeckt ... 250 Meter vom Bahnhof entfernt! So fiel DORA fast unbeschadet der heranrückenden Sowjetarmee in die Hände, die die Teile ausgiebig untersuchten. Danach verlor sich ihre Spur, wahrscheinlich worden die Teile zerlegt und eingeschmolzen.
Die Firma Fujimi überraschte uns dieses Jahr mit dem Eisenbahngeschütz "DORA" in 1/144, eine Größe, in der auch feinere Details noch hervorragend darstellbar sind.
Mit der übersichtlichen Bauanleitung war es kein Problem, das Modell fehlerfrei zu montieren ... allerdings hatte ich etwas mit dem ganzen winzigkleinen Fummelkram zu kämpfen. Wenn man sonst nur 1/6 Figuren baut fällt einem sowas doch ein bisschen schwer ...
Das eine oder andere Geländer brach mal eben weg ... aber nach zwei Wochen war es dann geschafft und das Modell stand fertig auf dem Tisch!
Zum Bemalen nutzte ich wieder Acrylfarben über einer Grundierung mit Citadelprimer und anschließend kamen Pigmente für die Alterung zum Einsatz. Ob DORA in ihrer relativ kurzen Einsatzdauer überhaupt Zeit hatte, zu rosten, sei dahingestellt.
Das die Base, also das Gleisbett so hell bemalt ist, hat seine Gründe. Die Schießkurve worde vor Ort in sehr kurzer Zeit aufgeworfen und sicherlich nicht mit Gleisschotter befestigt. Es ist vorstellbar, dass die Schwellen einfach auf ein Sandbett gelegt wurden ... das würde den hellen Sandton rechtfertigen!
Einziger "Fehler", der mir am Modell offensichtlich ins Auge sprang ... die beiligende Granate passt nicht vorn ins Rohr hinein! Da sie aber aus diesem abgefeuert wird und wir hier ein "Maßstabsmodell" vor uns haben, sollte das eigentlich möglich sein oder? Außerdem erscheinen mir einige der Geländer recht hoch, ein Erwachsener müßte sich recken, um oben dran zu kommen ...
Ansonsten ein beeindruckendes Modell, dessen Größe erst durch den daneben stehenden Tiger im selben Maßstab wirklich deutlich wird!
Mario Kanzenbach, Schwerin