Ford Model T 1917
Umbau zum British Machine Gun Carrier

Basis ICM 35663 - 1/35

Vorbild: Das amerikanische Fahrzeug Ford T oder auch als Tin Lizzie bekannt, wurde bereits ab 1908 hergestellt und war mit der Einführung der Fließbandproduktion ein Meilenstein der Automobilindustrie. Unter der Bezeichnung LCP (Light Patrol Car) wurde dieses Fahrzeug in einer Art Cabriolet von der australischen Armee im 1. Weltkrieg eingesetzt. Das Fahrzeug bot Platz für drei Insassen und war mit einem Lewis MG bewaffnet.

Bei der Recherche zu Informationen über die LCP Ausführung bin ich über drei Fotos und Informationen zu einer besonders Variante gestolpert. Es handelt sich dabei unter anderem um ein nachträglich koloriertes Foto auf dem das Fahrzeug in Jaffa, Palästina im Jahre 1920 abgebildet ist. Der Ford wurde in diesem Fall von Briten eingesetzt, die das Automobil extrem abgespeckt haben.

Bereits auf den ersten Blick fällt auf, dass man nahezu alles Entbehrliche entfernt hat. So fehlen neben der Motorhaube die Sitzbank sowie der komplette Heckaufbau, den man nur auf das Allernötigste wieder aus Holz neu aufgebaut hat. "Stripped to the Bone" könnte man dazu sagen, aber warum nur? Beim Diskutieren mit einem Modellbaukollegen, wurde meine Theorie schnell beiseite gewischt. Ich ging davon aus, dass der Grund für die radikale Gewichtsreduktion die Reduzierung des Kraftstoffverbrauches und damit eine Maximierung der Reichweite sei. Deutlich einfacher und auch logischer ist aber die Idee, dass wegen der extrem dünnen Reifen diese Fahrzeuge bei reduziertem Gewicht wesentlich besser in unwegsamen Gelände eingesetzt werden konnten und auch nicht mehr so oft im Sand stecken blieben. Logisch - oder?

Das Projekt: Neben der Farbaufnahme fand ich auch zwei Fotos des MG Trägers vom Heck aus betrachtet, auf dem weitere Details erkennbar sind, die sich deutlich von der LCP Version unterscheiden.

Das Chassis: Wie bereits erwähnt, wurde bei dieser Ausführung alles aufs Allernötigste reduziert. Das beginnt bereits beim Fahrzeugrahmen. Vorsichtig wurden entsprechend dem Vorbildfoto die am Rahmen angebrachten seitlichen Bereiche hinten entfernt und auch vorne die Kotflügel radikal überarbeitet. Man muss dabei Schritt für Schritt vorgehen, damit nicht zu viel entfernt, oder der Rahmen beschädigt wird.

Der Motor: Unter Verwendung von Vorbildaufnahmen aus dem Internet wurde im nächsten Bauabschnitt der Motor deutlich überarbeitet. Dabei habe ich unter anderem die Ventile und Zündkerzen neu aufgebaut, sowie diverse kleine Nieten und Details ergänzt. Die fehlenden Kabel werden erst nach Einbau des Motors nachgerüstet.

Brandschott zum Motor: Beim Vergleich mit dem Original fällt auf, dass die Form und Details der Trennwand zum Motor etwas anders aussah. Aus diesem Grund wurde die Trennwand völlig neu erstellt un auf beiden Seiten mit diversen Details wie Kabelverteiler und Nieten sowie Sicherungsbox und einer Blechleiste im Führerinnenraum versehen. Ebenso habe ich die Lenkstange aus Plastik neu angefertigt und seitlich mit einem Stabilisator versehen.

Sitzbank und Heckaufbau: Die originale Sitzbank ist gemäß Foto durch eine Holzkiste ersetzt und die Rückenlehne und Bank nur mit einer leichten Abdeckung überzogen worden. Kiste und Rückenlehne entstanden neu aus Polystyrol und die Plane wurde mittels in Ponal getränktem Papiertaschentuch angefertigt. Weiter ging es mit der Ladefläche, für die lediglich das Mittelsegment des Bausatzteiles wieder verwertet wurde. Entsprechend Vorbildet habe ich auch einen kleinen Anbau inklusive seitliche Details und Nieten angefertigt, der direkt hinter der Rückenlehne angebracht war.

Weiterhin ist auf dem Foto erkennbar, dass ein Karabiner auf der rechten Fahrzeugseite außen an dem Ersatzreifen befestigt war. Auch dies habe ich inklusive Halterung entsprechend umgesetzt und zusätzlich darunter eine Schaufel angebracht.

Das Fahrzeugheck: Nur auf den Bildern erkennbar, die den Ford von hinten zeigen, ist eine zweiteilige Box, die sich direkt unter dem Fahrzeugheck befand. Diese wurde aus Polystyrolplatten aufgebaut, wobei ich eine der Boxen mit geöffneter Klappe erstellt habe, in die ein Werkzeugteil gelegt wurde.

Weitere Ergänzungen: Das Lewis MG wurde vorne am Mantel aufgebohrt und ein kleiner Waffenlauf eingeführt. Ebenso habe ich die Halterung aus dünnem Plastikstreifen neu erstellt. Die Stabilisierung der vorderen Kotflügel erfolgte gemäß Original mittels Winkelprofilen, wobei die linke Seite anscheinend überstrapaziert wurde und der Schaden auch im Modell durch vorsichtiges Biegen simuliert werden konnte. Nach Einsetzen des Motorblocks habe ich noch einen dünnen Metalldraht im oberen Bereich eingesetzt, der den Kühler mit der Trennwand verbindet und die Konstruktion als Strebe unterstützt. Kurz vor der Lackierung sind noch diverse dünne Kabel aus Bleidraht in den Motorraum eingebaut worden.

Die Figur: Als Figur habe ich diverse Teile aus dem ICM Figurenset ANZAC genutzt, wobei besonders der Tropenhelm außerordentlich gut und schön nachgebildet ist. Der Umbau der Figur erwies sich leider als extrem aufwändig und ich musste beide Beine und Arme mehrfach "brechen" um schließlich einen sitzende und auch passende Haltung zu erreichen, die dem Original auch nur annähernd ähnelt. Dabei entstandenen Lücken wurden sorgfältig mit Magic Sculpt gefüllt und verschliffen.

Die Bemalung: Bei der Bemalung wurde das Fahrzeug zuerst in seidenmattem Schwarz grundiert und dann anschließend mit passenden Farben aus dem Tamiya Sortiment entsprechend Vorbildfoto mittels Airbrush bemalt. Nach ausreichender Trockenzeit folgten ein Washing mit verdünnter Ölfarbe, ein Pin-Washing zur Betonung von Details und nach Highlighting mit heller Farbe sowie Drybrushing und zu guter Letzt ein Einstauben mit Farbpigmenten. Die Figur wurde ebenfalls grundiert und mittels Airbrush bemalt. Der Farbauftrag für alle Details erfolgte mit dem Pinsel und beim Gesicht sowie den Händen wurde Ölfarbe genutzt.

Der Abschluss: Das Projekt wurde damit beendet, dass die Figur Platz nehmen konnte und der Ford seinen Platz auf einem passenden Holzsockel fand. Nach dem Anbringen einer passend hergestellten Namensplakette habe ich seitlich noch einen verkleinerten Ausdruck des Fotos befestigt.

Fazit: Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und ich habe mir bereits Unterlagen heraus gesucht auf dessen Basis ich noch die amerikanische Version des Fahrzeuges als Linkslenker mit einem Browning MG bauen will.

Gert Brandl, Berlin (März 2018)