Vorbild: In den Jahren 1932 bis 1934 wurden neben zivilen Varianten des Fiat 508 auch robuster gebaute Ausführungen für das italienische Militär mit der Bezeichnung 508 M gebaut. Diese Version besaß bereits das beim normalen Balilla erst 1934 eingeführte 4-Gang-Getriebe sowie den längeren Radstand von 2300 mm. Zusätzlich wurden etwas größere Räder angebracht, um mehr Bodenfreiheit im Gelände zu erreichen. Für die Motorisierung wurde der gleiche Motor eingebaut wie bei der zivilen Ausführung der mit einem Hubraum von 995 ccm knapp 20 PS lieferte. Trotz der schwachen Motorisierung konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h für den offenen Zweisitzer erreicht werden. Einsatz fand das Cabriolet neben dem Militär auch bei der Polizei sowie in den italienischen Kolonien.
Der Bausatz: Vor etlichen Jahren hat die italienische Firma Criel einen Resinbausatz des Fiat 508 M veröffentlicht. Dieser unterscheidet sich hinsichtlich Form und Größe deutlich von der inzwischen als Plastik Bausatz erhältlichen Ausführung 508 CM Coloniale. Über mehrere Jahre habe ich vergeblich versucht den Criel Bausatz zu erhalten und war erst vor kurzem bei einer Online Auktion des bekannten Anbieters mit dem Motto "3,2,1 - meins" erfolgreich.
Das Bauprojekt: Als der Bausatz endlich eintraf war die Freude daher groß und nach eingehendem Studium der Teile und der Bauanleitung habe ich noch im Internet recherchiert, um eventuell vorhandene Schwachstellen am Modell zu beseitigen. Besonders angetan war ich dann von einem sehr schön restauriertem Fahrzeug in sandgrüner Lackierung das zwar einige Modernisierungen hat um im aktuellen Verkehr fahren zu dürfen, aber dennoch alle wesentlichen Merkmale des Originals zeigte.
Die Resinteile des Bausatzes waren leider teilweise beschädigt und wiesen auch kleinere Luftblasen auf. Somit mussten alle Teile zunächst wieder in deren ursprünglichen Zustand gebracht werden. Mittels heißem Wasser, Plastikabfällen, Superkleber, Sandpapier und viel Geduld war dann alles perfekt für den Bau vorbereitet.
Mir ist aber noch aufgefallen, dass bei den hinteren Kotflügeln am Außenrand eine kleine Wulst fehlte. Diese wurde kurzerhand mit dünnen Plastik Streifen aus der Evergreen Reihe hinzugefügt. Von der Firma Evergreen, die sich auf Architektur und generellem Modellbau spezialisiert hat, gibt es nahezu alles, was das Modellbauer Herz höherschlagen lässt, wenn man Umbauten vornehmen will.
Nach Waschen der Resinteile mit Spülmittel und nach angemessener Trockenzeit ging es dann an den Bau des Fahrzeuges. An einigen Stellen konnte ich mich nicht zurückhalten und habe noch ein paar Kleinigkeiten ergänzt. Unter anderem wurden dabei ein paar Knöpfe auf dem Armaturenbrett ergänzt sowie die Sitze mit einer dünnen Lage aus Papiertaschentüchern versehen um die Oberfläche gebraucht aussehen zu lassen.
Ebenso wurde noch ein Scheibenwischer aus Plastikabfall ergänzt. Besonders schmunzeln musste ich dabei über die technisch nicht gerade anspruchsvolle Umsetzung des Antriebes, der aus einem einfachen Hebel direkt im Innenraum hinter der Windschutzscheibe bestand, der vom Fahrer im Bedarfsfall von Hand zu bedienen war. Nach Aufbohren des Auspuffs ist mir dann noch ein größerer Schnitzer aufgefallen: Beim Bausatz lag lediglich für die linke Fahrzeugseite ein Ersatzreifen bei. Meine Referenzbilder zeigten diese jedoch auch auf dem rechten Kotflügel. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass beide Varianten existierten. Da ich aber das Vorbild möglichst genau als Modell umsetzen wollte, wurde vom Ersatzreifen kurzerhand eine Kopie aus Resin erstellt, die dann inklusive Halterung so angepasst wurde, dass sie ein Spiegelbild zum anderen Reifen darstellte. Ebenso wurde auf dem rechten Kotflügel eine Vertiefung eingefräst, um den Reifen aufnehmen zu können. Bei den Scheinwerfern habe ich die vorderen Flächen plan abgeschliffen und in meinem Fundus passende Scheinwerfergläser gefunden, die nach den Lackierarbeiten aufgebracht wurden.
Nach Grundierung mit seidemmatten Schwarz aus dem Tamiya Sortiment erfolgte die Lackierung mittels Airbrush. Es bedurfte einiger Anläufe, bis ich den Farbton vom Original durch Mischen unterschiedlichster Farben endlich angemessen erzielen konnte. Nach Versiegelung mit "Clear" (auch jeder andere Klarlack funktioniert) wurden noch Abziehbilder für die italienischen Kennzeichen ergänzt und dann ging es an das Altern des Fahrzeuges mittels Wash, Filter und "Dry-Brushing", wodurch aus dem zunächst wie ein Spielzeug aussehendem Fahrzeug ein wirklich nettes Modell entstand.
Nach Anbringen der Scheinwerfer folgte noch ein etwas schwierigeres Vorhaben. Bei Resin Modellen liegen in der Regel keine Teile für die Windschutzscheibe bei. Diese ist aus durchsichtiger Plastikfolie selbst zu erstellen. Hier das perfekte Material (nicht zu dünn und nicht zu dick) ist das Eine, noch spannender wird es dann aber, wenn man die Windschutzscheibe in die richtige Form bringen muss. Bei mir hat das einige Stunden gedauert, bis ich mit dem Sitz zufrieden war. Die Scheibe konnte einfach eingeklickt werden und wurde dann an ein paar Stellen mit Weißleim gesichert. Nicht zu vergessen ist ein Trick, den ich erst seit kurzem kenne. Die Kannten der Scheiben sollte man unbedingt mit schwarzem Edding vorsichtig einfassen. Damit wirkt die Scheibe deutlich authentischer.
Um das Fahrzeug dann noch richtig in Szene setzen zu können habe ich eine Holzplatte mit etwas Wüstensand und Wüstengras versehen und entsprechend bemalt. Dazu gesellte sich noch eine passende Figur aus dem Tamiya Sortiment, die noch entsprechend bemalt wurde. Schließlich spendierte ich dem Fahrzeug noch eine Landkarte, einen Helm, sowie eine italienische Beretta MP und natürlich die in trockenen Gegenden obligatorische Wasserflasche. All das wurde dann möglichst realitätsgetreu auf dem Beifahrersitz drapiert.
Und dann hatte ich nach knapp einer Woche Bastelspass endlich, dass so lange ersehnte Modell des Fiat 508 M auf meinem Tisch.
Gert Brandl, Berlin (Mai 2020)