Vorbild: Unter der Bezeichnung Wasserfall wurde ab dem Jahre 1943 eine Flüssigkeit betriebene Flugabwehrrakete entwickelt. Ab Januar 1944 fanden etwa 40 Probeflüge statt. Die Rakete sollte zur Unterstützung von Flak-Batterien gegen hochfliegende Bomber bis zu einer Entfernung von 48 km dienen. Nach dem Krieg war sie eine der Grundlagen zur Entwicklung der ersten amerikanischen (Projekt Hermes) und sowjetischen Flugabwehrraketen.
Bei der Entwicklung wurden für die damalige Zeit bereits hoch innovative Ideen und Technologie umgesetzt. Zum einen sollte die Waffe in modularer Bauweise montiert werden, wobei die Fertigung jeder Sektion individuell angedacht war und damit ein Produktionsausfall eines Teiles relativ schnell auf ein Ausweichwerk umgelenkt werden konnte. Die Module wiederum enthielten die jeweils wichtigen Elemente und wurden nur noch ohne Kabelbäume oder Seilzug miteinander verbunden.
Des Weiteren sollten die Raketen abschussbereit aufgestellt werden und im Bedarfsfall eine Aktivierung für den Start innerhalb kürzester Zeit möglich sein. Sobald das anfliegende Ziel und ein vorausberechneter Vektor sich überschnitten, wurde der Sprengkopf entsichert und die Rakete gestartet. Bei Zielannäherung erkannte die Rakete eine Änderung des Magnetfeldes und zündete eigenständig den Sprengkopf.
Die Forschung und Entwicklung erfolgte bei der Forschungsabteilung für Flugabwehrwaffen EMW Peenemünde. Die ersten Prototypen (Serie W1) hatten vier große Flossen entlang des Schwerpunkts zur Erzeugung eines Auftriebs. Beim Serienmodell (Serie W5) war die Auftriebsfläche auf Grund einer Verbesserung des Funk-Steuersystems reduziert worden. Bei der letzten Version (Serie W10) war sie um 27 % kleiner, um wegen der Materialknappheit im letzten Kriegsjahr Produktionskosten einzusparen. Im Verlauf des Programmes Wasserfall C2 wurden ca. 50 Prototypen gebaut, wobei der erste erfolgreiche Start am 29.02.1944 stattfand. Gegen Ende Februar 1945 wurde das Programm zugunsten der V2-Rakete eingestellt.
Typ | Länge | Spannweite | Durchmesser | Geschwindigkeit |
W-1 | 7,45m | 2,88m | 0,9m | 2772km/h |
W-5 | 7,77m | 1,94m | 0,9 | 2736km/h |
W-10 | 6,13m | 1,58m | 0,7 | 2655km/h |
Das Projekt: Über den Lauf der Zeit habe ich mich bereits intensiver mit den Modellen Wasserfall C2 W1 und C2 W5 befasst, von denen ausreichend Informationsmaterial und sogar Originalfotos im Internet existieren. Bei der C2 W5 kann man sogar Fotos von Museumsexponaten finden, wobei mir nicht ganz klar ist, ob diese Raketen auch tatsächlich das ursprüngliche Modell wieder geben oder Abänderungen in der Museumswerkstatt erfolgt sind. Ganz anders aber sieht es bei der kleinen für die Serienproduktion angedachten VersionC2 W10 aus. Fotos existieren keine, aber es ist mir nach langer Recherche gelungen grobe Konstruktionszeichnungen zu aufzuspüren, auf dessen Basis ich das Projekt zunächst im Maßstab 1:35 umsetzen konnte und der Bausatz inzwischen von Customscale angeboten wird.
Per Zufall ergab sich vor ca. einem Jahr der Kontakt mit dem Modellbauer Lukas Raitmayr aus Österreich, der sich auf den Maßstab 1:16 spezialisiert hat und inzwischen eine interessante und umfangreiche Palette an Modellen und Bausätzen auf seiner Homepage "Fertigungswerk 16" anbietet. Daneben kann man von ihm auch auf Wunschmodelle anfertigen lassen. Beim Durchstöbern seiner Homepage fallen einem fast die Augen aus dem Kopf. Nach einem regen Mailverkehr haben wir uns letztendlich dazu entschlossen, die C2 W10 auch im Maßstab 1:16 umzusetzen.
Die Rakete: Für den Grundkörper der Rakete, der in diesem Maßstab doch eine stattliche Größe aufweist, wurde ein für mich neuer aber zukunftsträchtiger Weg beschritten. Lukas konstruierte zunächst die Rakete mittels 3D Zeichenprogramm 123D Design und druckte dann die Teile via Makerbot Drucker aus. Von diesen entstanden dann wiederum Silikon Formen, um die Raketenmodule in Resin abgießen zu können.
Die Zeichnung wurde mehrfach abgeändert, bis schließlich grünes Licht auf beiden Seiten gegeben werden konnte und anschließend der Formenbau begann, wobei der Aufwand und Materialbedarf an Silikon und Resin erheblich ist. Nach Erhalt der Resinteile habe ich diese zusammen geklebt, die Klebestellen verspachtelt und in mehrstündigen Schleiforgien geglättet. Anschließend erhielt das Raketenmodell mit feiner Tamiya Grundierung aus der Sprühdose eine erste Grundierung. Auf dem Foto ist erst bei direktem Vergleich mit einer entsprechenden Figur erkennbar, dass das insgesamt riesige Modell im original doch relativ klein war.
Nach einer ausreichenden Trockenzeit von mehr als 24 Stunden habe ich das Modell im Bereich der Fugen und an bestimmten Stellen mit einem Pre-Shading mit schwarzer Tamiyafarbe behandelt und dann in vorher festgelegten Bereichen Tamiya Weiß mittels Airbrush lasierend bemalt um noch das Pre-Shading erkennbar zu lassen. Bei der Lackierung hatte ich mich im Vorfeld für ein scharf abgegrenztes Dreifarbentarnmuster entschieden, das in dieser Form auch für die Vorgänger Version C2 W5 vorgesehen sein könnte. Im nächsten Schritt habe ich die weiß bleibenden Bereiche mit Tamiya Masking Tape entsprechend einer angefertigten Abdeckschablone abgeklebt und anschließend Tamiya Sandfarbe aufgesprüht. Auch hier versuchte ich lasierend vorzugehen, wobei aber noch zusätzliche Farbvariationen mit etwas aufgehellter Sandfarbe aufgebracht wurden. Danach habe ich erneut mit Masking Tape gearbeitet und schließlich grüne Tamiya Farbe aufgesprüht. Das Abziehen des Tapes ist immer ein spannender Moment, da ich leider schon mehrfach erlebt habe, dass Farbe unter die Maskierung dringt und dann hässliche Problemzonen erkennbar werden. Nicht aber in diesem Fall. Alle Farbübergänge waren perfekt und randscharf.
Nach einer erneuten Trockenzeit wurde die doch noch zu einheitliche Farboberfläche mit Washings und Pin-Washes zur Betonung von Details mittels Ölfarben und Öllasuren behandelt und das Ergebnis mit seidenmattem Klarlack versiegelt.
Der Startwagen: Wie bereits erwähnt, findet man zur Ausführung Wasserfall C2 W10 nur begrenzt Informationen. Dies betrifft insbesondere den entsprechenden Startwagen. Für die Ausführungen C2 W1 und C2 W5 habe ich freundlicherweise von einem Bastelfreund Kopien von originalen Blaupausen erhalten, die mein Herz höher schlagen ließen. Für die C2 W10 allerdings lag mir absolut keine Info vor. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, kreativ damaliges Vorgehen zu interpretieren. Ausgehend davon, dass bereits einige Startwagen für die C2 W5 existierten, musste nur noch ein entsprechender Adapter für die kleinere Rakete konstruiert und aufgesetzt werden. In diesem Fall habe ich auf das Angebot von Lukas verzichtet, die Teile im 3D Druck herzustellen, da ich möglichst alle Details auf Basis der Blaupausen auch im Modell umsetzen wollte. Nach Erstellung der Maßstabszeichnungen in 1:16 ging es an den Bau in herkömmlicher und bewährter Weise. Mittels Plastikprofilen habe ich zunächst den Rohrrahmen und das Mittelstück des "Startwagens S" gebaut. Im nächsten Schritt folgte der Bau des achteckigen Aufbaus, auf dem im Original die C2 W5 befestigt war. Besonders gelungen finde ich die Ergänzung der Handräder in den ovalen Öffnungen, mit dessen Hilfe die Rakete mit dem Startwagen verschraubt werden konnte, was für den Transport und das Aufstellen wichtig war. Kurz vor dem Start wurden die Schrauben gelöst. Im nächsten Schritt habe ich noch die Scharniere für die Anschubhilfen und deren Verbindungselemente am achteckigen Aufbau ergänzt und die vier "Eisenbahn" Räder angefertigt.
Der Startwagen: Für die Konstruktion des Zwischenstückes habe ich mehre Tage benötigt und das erste Konzept nach Bau verworfen. Letztendlich habe ich mich dann für eine Ausführung entschieden, die wesentliche Elemente des unteren Segmentes wiederholt und das Teil aber so gestaltet ist, dass es zum einen einfach auf dem Startwagen S aufgesetzt und wieder entfernt werden kann und zu anderen auch eine ausreichende Stabilität aufweist um die Rakete im Modell sowie im Original tragen zu können.
Zufrieden mit diesem Ergebnis habe dann noch die beiden Schiebehilfen aus Evergreen Rundprofilen angefertigt, die wie beim Original in passende Scharniere eingesteckt werden können und dann mit einer Zapfenkonstruktion am Mittelteil gesichert wurden. Im Internet existiert dazu ein sehr anschauliches Video auf You tube.
Im letzten Schritt erfolgte nach schwarzer Vorgrundierung die Bemalung mittels Airbrush in verschiedenen Grautönen. Nach dem obligatorischen Washing und Pin-Washing habe ich nur minimale Rostspuren ergänzt und Kanten mittels Trockenmaltechnik hervorgehoben.
Die Hochzeit: Nachdem beide Hauptgruppen fertig bemalt waren konnte sie miteinander verbunden werden und zeigen so nun eine theoretische Startkonfiguration der Flakrakete Wasserfall auf entsprechendem Starttisch.
Auf jeden Fall will ich daraus noch eine Vignette mit passender Figur bauen und den Starttisch auf zwei Schienen positionieren. Die ursprünglich dafür vorgesehene Figur fand ich dann aber zu langweilig und habe mir eine etwas freizügige Soldatin im InterNet bestellt, die einen Kick in das Thema bringt. Damit dies dann aber wieder stimmiger wird, und zum Thema Wehrmacht 46 passt, erhielt die Lady noch ein T-Shirt aus Magic Sculpt unter der Jacke.
Fazit: Für mich war das Ganze eine extrem reizvolle Herausforderung, mit deren Endergebnis ich sehr zufrieden bin. Die Wasserfall C2 W10 ist inzwischen inklusive 3D gedrucktem Startwagen aber mit vereinfachtem Zwischenstück als Bausatz oder Modell im Internet bei "Fertigungswerk 16" erhältlich.
Gert Brandl, Berlin (März 2018)