Vorbild: Bereits 1939 wurden unter der Bezeichnung Sd.Kfz. 300 spezielle Minenräumwagen entwickelt. Das Konzept bestand darin relativ preiswerte Vollkettenfahrzeuge mit schweren Walzen Anhängern zu versehen, um freie Trassen in mit Minen versehenes Gelände zu schaffen. Auf das Stahl Chassis der ersten Ausführung mit der Bezeichnung B-I wurde ein einfacher kastenförmiger Beton Aufbau gesetzt. Nach Herstellung von ungefähr 50 Fahrzeugen erfolgte der Ausbau des Konzeptes unter der Bezeichnung Borgward B-II. Diese Variante besaß ein verlängertes Laufwerk mit nun vier Laufrollen, wodurch sich das Gewicht von ursprünglich 1,5 ton auf ca. 2,3 ton erhöhte. Als Antrieb wurde ein sechs Zylinder Borgward Motor Typ 6 M eingesetzt, der knapp 49 PS Leistung brachte. Das fahrzeug konnte manuell über einen mittig auf der Oberseite angebrachten Steuerknüppel und einem auf der rechten Außenseite angebrachten Geschwindigkeitsregler gefahren und gesteuert werden. Darüber hinaus war die Kontrolle auch über eine Fernsteuerung möglich, die in der Regel über einen Befehlspanzer I, Sd.Kfz 265 erfolgte. Um die Effizienz und Wirkung noch weiter zu steigern, wurden einige der Fahrzeuge mit einer Metallschiene an der Front ausgestattet, die nach Auffahren des Fahrzeuges auf ein Hindernis die selbständige Zündung einer im Fahrzeuginneren verstauten Sprengladung auslöste. Verwendung fand der Borgward B II bei der 1. und 2. Mienenräum-Abteilung I, wobei das Fahrzeug unter anderem auch im Sommer 1941 in der UdSSR eingesetzt wurde.
Bausatz: In logischer Konsequenz zum Borgward B-I, den die Firma Schatton Modellbau vor einigen Jahren zusammen mit dem Minenräumgeschirr als Resinbausatz veröffentlichte, gibt es nun auch den größeren Bruder, der in den Ausführungen B-II früh, spät oder als B-III gebaut werden kann. Wie man der klaren Bauanleitung entnehmen kann, unterscheiden sich die Varianten wie folgt:
Beim Bau des Modells habe ich mich für den Borgward B-II, früh entschieden. Alle Teile mit Ausnahme der Schiene für die späte Variante, die man sich gemäß einer im Bauplan enthaltenen Maßstabszeichnung selbst erstellen kann, liegen in grauem Resin gefertigt bei. Die Gussqualität ist ausgezeichnet. Man findet weder Luftblasen noch Verformungen und alle Details sind perfekt dargestellt. Als Besonderheit ist die Antenne für die Fernsteuerung zu erwähnen, die als Messingteil beiliegt.
Bau: Beim Bau folgt man am besten den Vorgaben des Bauplanes, gemäß dem man zunächst die komplette Unterwanne erstellt. Besonders positiv für die Stabilität der Wanne ist das Vorhandensein einer mittleren Trennwand, die man in entsprechende Führungsschienen einsetzt. Beim Anbringen der vorderen Getriebeblöcke ist auf deren korrekte Positionierung zu achten, da an beiden gemäß Vorbild kleine Schlaufen angebracht sind, die nach unten zeigen sollen. Um die Version B-II früh korrekt wiederzugeben muss mit Spachtelmasse, zum Beispiel Mr Surfacer 500, eine Betonstruktur aufgebracht werden. Nach dem Durchtrocknen der Schicht ist diese leicht anzuschleifen.
Im Heckbereich ist darauf zu achten, dass das Hecksegment sauber eingepasst wird. Eventuell auftretende Spalten sind mit Mr Surfacer zu schließen. Die erste Herausforderung ist dann das Anbringen der Lüftungsbleche. Um diese exakt zu positionieren benötigt man Zeit sowie eine ruhige Hand. Um die Bleche möglichst perfekt zu anzubringen, wird empfohlen sich die Positionen vorab mit einem Bleistift am Rahmen zu markieren.
Für das korrekte Ausrichten der Schwingarme liegt eine Montagehilfe bei. Sehr gute Idee! Man legt einfach die Wanne auf einen Montage Rahmen und stellt damit sicher, dass alle Schwingarme den Boden berühren. Der vorderste Schwingarm auf der rechten Fahrzeugseite ist gemäß Bauanleitung um ca. 1,5 mm zu kürzen, damit das Laufrad den korrekten Abstand vom folgenden Laufrad hat. Bei dem Laufwerk mussten einige der Öffnungen in der Wanne für die Schwingarme und auch bei den Laufrädern mit Bohrern mit entsprechendem Durchmesser nachgebohrt werden.
Nun folgt das Anbringen der Fahrzeugketten. Diese sind als größere Segmente enthalten und zeigen trotz der geringen Größe der einzelnen Kettenglieder absolut perfekte Details. Bedingt durch den Guss als Resinteile findet man jedoch an nahezu allen Öffnungen minimale Fischhaut, die eine relativ aufwändige Säuberung zur Folge hat. Dazu benötigt man neben einem scharfen und spitzen Bastelmesser auch eine ruhige Hand, Geduld und Zeit. Wenn ich mir allerdings überlege, wie lange man dafür brauchen würde, die Ketten aus einzelnen Gliedern zusammen zu bauen, bevorzuge ich ganz klar diese Alternative. Beim Zusammenfügen der Ketten sollte man das Leitrad mit dem kleine Schwingarm zuletzt anbringen, da man damit noch die Möglichkeit hat, die Kettenspannung optimal zu gestalten. Bei meinem Modell habe ich ein Kettenglied im unteren Bereich entfernt, wodurch die Kettenspannung relativ straff wurde und die beiden Leiträder minimal nach vorne ausgerichtet werden mussten.
Bevor man nun die Abdeckplatte aufsetzt, die bei korrektem Bau der Wanne auch ohne Klebstoff perfekt sitzt, sollte man den Heckbereich entsprechend dem Modellbau Tipp der 2020er Juni Ausgabe von ModellFan gestalten. Hier wird darauf hingewiesen im Fall von einsehbaren Innenbereichen von Fahrzeugen diese mit schwarzer Farbe zu lackieren und eine schwarze Platte direkt hinter der Öffnung anzubringen. Diesem guten Rat sollte man auch beim Borgward B-II folgen.
Alle nun folgenden Schritte, um die Details auf dem Fahrzeugdeck anzubringen sowie die Ergänzung des Auspuffs sind schnell umgesetzt. Beim Einsetzen der Messing-Antenne ist die Aufnahmeöffnung auf der Wanne noch etwas zu vergrößern. Bei meinem Modell habe ich noch eine kleine Flügelmutter unten an der Fassung ergänzt.
Damit war der Bau prinzipiell abgeschlossen, jedoch wollte ich noch entsprechend Fotos von Vorbildern die Fahrzeugnummer auf den Lamellen der Motorlüftung anbringen. Die Nummern waren anscheinend aus dünnem Blech gefertigt und wurden mittig am Heck angebracht. Die Nummer wurde aus dünnem Plastik erstellt und gemäß Vorbild befestigt.
Die Bemalung des Modells erfolgte mittels Panzergrau aus dem Tamiya Sortiment die mit Airbrush auf eine schwarze Grundierung aufgetragen wurde. Nach einem Washing mit hellgrauer Ölfarbe folgten Pin-Washes mit schwarzer verdünnter Ölfarbe und ein Dry-Brushing mit hellgrauer Farbe. Den Abschluss bildete dann die Behandlung mit braunen Pigmenten, um ein verstaubtes Modell darzustellen. Da die Fahrzeuge keine hohe Lebenserwartung hatten, sind Alterungsspuren, Kratzer und Glanzlicher auf Metallteilen auf ein Minimum gehalten.
Eine passende sitzende Figur aus dem Sortiment der Firma Evolution bildete den Abschluss des Bauprojektes, bei dem das Fahrzeug mit der Figur auf ein passendes Holzbrettchen mit entsprechender Plakette gesetzt wurden.
Fazit: Endlich wieder einmal ein Bausatz eines "Exoten", der eine weitere Lücke schließt. Trotz kleiner Größe ein anspruchsvolles Modell, wofür man jedoch schon über entsprechende Erfahrung im Bau von Resinmodellen benötigt.
Gert Brandl, Berlin (Juni 2020)