Vorbild: Bei den UB-I-Booten handelte es sich um sehr kleine Einhüllen-U-Boote für den küstennahen Einsatz. Durch Engpässe beim Bau starker Dieselmotoren zog sich der Bau der großen Flotten-U-Boote immer mehr hin. So wurden kleine Küsten-U-Boote entwickelt, die schnell zu bauen sein sollten. Für den Antrieb wurden 44-kW-Dieselmotoren von der Gebrüder Körting AG ausgewählt. Dieser Motor konnte schnell und in großer Zahl geliefert werden, da er ursprünglich für Schiffsbeiboote vorgesehen war. Die Ausrüstung mit nur einem dieser Dieselmotoren (neben einer E-Maschine) machte den Bootstyp störanfällig. Die Boote konnten in drei Teilen demontiert per Eisenbahn auf Spezialwagen zu verschiedenen Einsatzstandorten gebracht werden. Allerdings war das Verfahren zu zeitaufwändig, so dass UB 2 und alle später in Dienst gestellten Boote durch die Kanalenge an den britischen Sperren vorbei nach Flandern überführt wurden. Zudem hatten sie eine sehr kurze Tauchzeit von nur 22 Sekunden. Sie waren mit zwei Bug-Torpedorohren und einem 7,92-mm-MG 08 bewaffnet, das sich allerdings für die Untersuchung von Schiffen nach Prisenordnung als untauglich herausstellte, weil die Engländer selbst Segler gegen die U-Boot-Gefahr mit Geschützen ausstatteten. Mitgeführt werden konnten nur zwei Torpedos in den Rohren. Insgesamt wurden 20 Boote des Typ UB I gebaut. (nach Wikipedia)
Bausatz: Bei diesem Bausatz handelt es sich nicht um eine klassisches Polystyrolmodell, sondern um einen Mix aus 3D-Druck- und Resinteilen. In einem normalen Versandkarton ohne Deckelbild etc. befinden sich 3 PLA gedruckte Rumpfteile und 54 Teile aus Resin. Alles ordentlich eingetütet. Des Weiteren liegt noch die achtseitige, in schwarz/weiß gedruckte DIN A4-Bauanleitung bei. Sämtliche Bauteile sind sauber gedruckt/gegossen, weisen allerdings wenig Detailierung auf. Gerade bei den Resinteilen wäre sicher mehr möglich gewesen! Anderseits darf man aber nicht vergessen, dass dieser Bausatz von einem privaten Hersteller ist, der einfach nur eine Lücke bei U-Booten des Ersten Weltkriegs schließen will und das Ganze mehr als Hobby betreibt.
Fangen wir mal mit dem Rumpf an. Dieser wurde in drei Teilen komplett mit einem 3D-Drucker erstellt. Diese 3er-Teilung ergibt sich zwangsläufig aus der Höhenvorgabe des Druckers und Materials. Immerhin wird der gesamte Rumpf 39 cm lang. Die Schnittstellen sind so gewählt (nach alten Fotos in etwa korrekte Aufteilung), dass es auch möglich wäre, den Rumpf geteilt zu lassen, um wie in der geschichtlichen Einführung erwähnt, den Überlandtransport der sogenannten Flandern-Boote darzustellen.
Da es sich ja beim Rumpf um PLA handelt, gleich noch der Hinweis, dass ein Verkleben der Teile nur mit Sekunden- oder besser Zwei-Komponenten-Kleber möglich ist. Dies gilt auch für die Resinteile! Da PLA ja etwas wärmeempfindlich ist, sollte man besser nass schleifen. Für Trockenschliff eignen sich sogenannte Schleifschwämme ganz gut (eigene Erfahrung). Denn obwohl der Druck in feinsten Bahnen erfolgt ist, lassen sich feine Rillen nicht vermeiden, so dass auf jeden Fall verschliffen werden sollte.
Die Anbauteile aus Resin sind sauber geformt, wurden aber leider zu wenig detailliert. Hier sollte man beim Bau auf jeden Fall nacharbeiten.
Anleitung/Bemalung: Die Bauanleitung fällt leider eher spartanisch aus. Es werden zwar die einzelnen Teile als Bild gezeigt, aber nicht, wo sie genau zu platzieren sind. Hier ist man wohl oder übel auf Intuition oder historische Fotos angewiesen. Es wäre wünschenswert, wenn der Hersteller da noch mal nacharbeiten würde!
Die Flaggen sind mit einem Laserdrucker farbig auf Papier gedruckt. So kann man zwischen Österreich-Ungarn, Deutschem Reich und Bulgarien wählen.
Leider gibt es auch keine Farbangaben zum Boot. Vermutlich wurde aber ein sehr dunkles Grau (evtl. auch Anthrazit) für den unteren Teil des Rumpfes und ein helleres Grau für den oberen Teil incl. Turm verwendet. Das hier besprochene Modell wurde auf der Weser Werft gebaut, erkenntlich an den länglichen Flutschlitzen unterhalb des Oberdecks. Boote die auf der Germania Werft gebaut wurden, hatten eher runde Flutschlitze. Dies sollte man bei Recherchen zum U-Boot auf jeden Fall beachten!
Fazit: Ein sehr exotischer Bausatz. Für Liebhaber der Marine des Kaiserreichs unbedingt zu empfehlen. Da mit im Modellbau noch ungewöhnlichen Materialmix gearbeitet wird, sollte schon etwas Erfahrung beim Bau vorhanden sein. Auf jeden Fall ist es ein Modell, das sich bei entsprechender Sorgfalt sehen lassen kann.
Literatur: Harald Bendert, Die UB-Boote der kaiserlichen Marine 1914 - 1918, Mittler & Sohn Verlag
Weitere Fotos gibt es bei Wikimedia.
Jürgen Bellenbaum, Dallgow-Döberitz (Mai 2021)