Als ich an einer Modellbauausstellung hörte, dass wieder einmal in 1:72 ein Bausatz einer Me-109, diesmal einer 109 G erscheinen soll, habe ich mich auf eine erneute Enttäuschung vorbereitet. Als dann in Modellzeitschriften und Modellbauforen die ersten Berichte über dieses neue Modell von AZ Model (Petr Muzikant)auftauchten, wurde ich noch skeptischer. Da wegschneiden, dort auffüllen, dem einen schienen die Tragflächen zu dünn, dem anderen die Motorhaube zu schmal und so weiter.
Als ich dann den Bausatz selber beschnuppern konnte, betrachtete ihn deshalbmit sehr kritischen Augen, war aber sehr angenehm überrascht. Ich fand gratfreie, exakt gespritzte Teile mit hervorragender Oberflächenstruktur vor für die sich kein großer Hersteller schämen müsste, und eine Unmenge von zusätzlichen Teilen um alle Varianten einer Gustav bis einschl. G-14 bauen zu können.
Dazu kristallklare, dünne Klarsichtteile und pro Modell bestens gedruckte Schiebebilder für mehrere Flugzeuge. Das ist zwar schön, jedoch wertlos solange die Form des Originals nicht richtig wiedergegeben wird.
Also her mit den Unterlagen, und Risszeichnungen. Davon gibt es jede Menge und viele davon (auch „werkseigene“) sind von der gleichen Güte wie die bisher erschienenen Modelle. Mit anderen Worten sie sind mit höchster Vorsicht zu genießen. Sogar in einem Handbuch der Me 109 K2 fand ich zwei verschiedene Angaben über die Gesamtlänge des Rumpfes. Für die stimmigsten Unterlagen halte ich die Zeichnungen im Buch „The Last Of The Eagles“ von J.R. Beaman jr. Die AZ Spritzlinge stimmen damit haargenau (bis auf eine Kleinigkeit welche inzwischen nach Angaben des Herstellers schon korrigiert wurde) überein.
Endlich gibt es also in 1:72 eine Me-109 G welche auch eine Bf 109 G ist, und die alle bisherigen Modelle, selbst namhafter Hersteller auch Fine Molds und Hasegawa, in den Schatten stellt. Damit soll aber nicht gesagt sein, dass die Bausätze der letztgenannten Hersteller unbrauchbar wären.
Die Passgenauigkeit des AZ Modells ist hervorragend. Es ist nur darauf zu achten dass der Kanzelboden etwas lockerer eingebaut wird, damit die Rumpfhälften nicht unter Spannung stehen der Rumpf im Kanzelbereich breiter wird und die Kanzel dann nicht mehr richtig passt.
Zusätzlich kann man das Modell noch mit Ätzteilen aufwerten. Das Modell ist auch so schon ausreichend detailliert, und eine weitere Detailierung wäre nur bei geöffneter Kanzelhaube sinnvoll.
Geht es also noch besser?
In 1:72 glaube ich kaum, bin mir aber der Tatsache bewusst, dass zahlreiche Experten meine Meinung nicht teilen werden. Es ist sinnlos darüber zu diskutieren, und auch darüber welche Unterlagen genauer sind. Ändern am Modell und dessen Qualität wird sich durch endlose ergebnislose Dispute nichts. Wem das Modell nicht gefällt der braucht es ja nicht zu bauen.
Trotz mehrerer Markierungsmöglichkeiten welche der Bausatz bietet, baute ich wegen einer ungewöhnlichen Tat des Olt. Franz Stiegler vom JG 27 dessen gelbe 2. (Näheres im Internet unter Franz Stiegler).
Petr Muzikant hat mir mitgeteilt, dass er zukünftig auf der Basis dieses Bausatzes vier weitere Me-109 Modelle herstellen wird und zwar drei unterschiedliche Me-109 G-10 Muster (Bauweise Regensburg, Wiener Neustadt-Diana und Erla) , und eine Me 109 K.
Man kann sich also freuen!
Dr.Peter Tuzin