Der Bausatz der He 60 stammt aus den Kindertagen der tschechischen Short Run Modelle. Meinen Kit bezog ich als "Flugzeug" Bausatz von der gleichnamigen Zeitschrift. Später wurde er dann noch einmal von Azur mit anderen Decals und Ätzteilen auf den Markt gebracht. Inspiriert wurde ich zum Bau dieses Modells durch die Ausgabe 12 der Flieger Revue extra. In dieser Ausgabe erschien ein Artikel über deutsche Bordflieger mit einem 3-seitigen Farbprofil der 60+I91und dazugehörigem Farbfoto. Die Farbgebung der Maschine war so attraktiv, dass ich mich umgehend zum Bau dieses eher üblen Bausatzes entschloss, obwohl ich eigentlich nur noch hochwertige Bausätze à la Tamiya bzw. Hasegawa bauen wollte.
Bauteile hatte der Bausatz ja nicht allzu viele, aber jedes Teil musste nachgearbeitet werden. Eine große Hilfe beim Bau war mir das Flugzeug Profil Nr.3, sowie die Typendokumentation in Jet&Prop 1/91, 2/91, 1/92 und 2/92 über die He 60. Zuerst wurden die Cockpits von Grund auf neu aufgebaut. Das hieß Sitze mit Gurten, Armaturenbretter aus einzelnen Armaturen von Airmodel, seitliche Hebel, Steuerknüppel sowie Drehring mit MG neu fertigen. Nach dem Zusammenkleben der Rumpfhälften und Ankleben der unteren Flügel war erstmal ordentliches Spachteln und Schleifen angesagt.
Danach ließ ich das Modell erst einmal ruhen und beschäftigte mich mit einem anderen Projekt, wohl wissend, dass der schwierigste Teil des Baus jetzt bevorstand. Und so war es dann auch. Für das Positionieren der Streben zur oberen Tragfläche gab es so gut wie keine Anhaltspunkte und die einzelne Strebe neben den N-Streben an der Tragfläche außen musste sowieso selbst gefertigt werden, da nicht vorhanden. Jetzt kam mir die individuell einstellbare Helling von Rai-Ro zur Hilfe, die ich seit einiger Zeit zuhause hatte, aber noch nie benutzte. Ohne diese Vorrichtung wäre mir die Montage wohl nicht gelungen.
Das nächste Problem stellten die Schwimmer dar, die überhaupt nicht zusammenpassen wollten. Nur mit massiver Gewaltanwendung gelang mir das Verkleben. Und dann wieder spachteln, spachteln… . Bei der Montage der Schwimmer half mir wieder die Helling, obwohl es auch mit dieser äußerst schwierig war alles genau ausgerichtet zu montieren. Aber dann war der unangenehme Teil des Zusammenbaues erledigt und alles sah eigentlich ziemlich ordentlich aus.
Sehr viel Zeit erforderte jetzt aber noch die sehr umfangreiche Detailierung. Diese möchte ich aus Platzgründen nur stichpunktartig ausführen:
Die meisten Details fertigte ich nur nach Fotos, wobei hier manchmal nicht alles genau zu erkennen war. Somit kann das eine oder andere Detail bisweilen nur annähernd stimmen. Bei der Detaillierung der Motoroberfläche entschied ich mich lediglich zwei Hutzen anzubringen. Auf Fotos war dieses Teil nirgends ausreichend gut zu erkennen, und Zeichnungen widersprachen sich oft erheblich. Mit MGs bewaffnet war diese Maschine meines Wissens sowieso nicht. Die Decals sammelte ich mir aus den Micro Scale Bögen 31 (deutsche Zahlen und Buchstaben 8,5 mm schwarz und rot) und 34 (dito, aber 10 mm) zusammen. Die Balkenkreuze stammen von Aero Master. Etwas schwieriger zu bekommen war das Staffelabzeichen. Bei dem Decalsatz von Esci über die Ar 196/ Bv 141 wurde ich dann schließlich fündig. Leider war das Wappen in Rot gehalten, hatte eine andere Form und keine schwarze Umrandung. Also blieb mir nichts anders übrig, als das Wappen von Hand umzukolorieren und mit einem schwarzen Rand aus Decalstreifen zu versehen.
Bei der nun anstehenden Lackierung des Modells entschied ich mich für die hellgraue Variante von RLM 63 und nicht für das Grau RLM 02, weil es mir für diese frühe He 60 stimmiger erschien und nach Fotos wohl eher richtig war, als das doch etwas dunklere RLM 02. Lackiert habe ich mit Gunze H 308. Nach dem Studium vieler Fotos entschloss ich mich bei den Schwimmern die Unterseite schwarz (Gunze H 77 Tire Black) und die Oberseite in silber (Alclad II White Aluminium) zu spritzen. Jetzt fehlte nur noch ein passender Platz zum daraufstellen.
Einen Teil des Kreuzers nachzubauen fiel aus naheliegenden Gründen weg, also blieb nur noch ein Slipwagen übrig. Auf Fotos ist eine ganze Anzahl unterschiedlicher Ausführungen von Slipwagen für die He 60 zu erkennen. Ich entschied mich zum Nachbau der Ausführung mit Zwillingsreifen, für die ich auch eine gute Zeichnung im Internet fand. Nach dieser Zeichnung und ein paar Fotos eines bereits gebauten Slipwagens baute ich das Modell aus Plastiksheet, Holz und Draht scratch nach. Obwohl der Aufwand für den Bau dieses Schwimmerflugzeugs ganz erheblich war, hat es sich wohl doch gelohnt, da es in dieser Lackierung sehr attraktiv ist und auf Ausstellungen von mir noch nie gesehen worden ist, so das man ein ganz und gar ausgefallenes Modell zu präsentieren hat.
Gerhard Schmalzl(Oktober 2020)