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Focke Wulf Ta 152 H-1

Italeri/Dragon/Trimaster - 1/48

Zur Geschichte: Die Ta 152 entstand aus einer Forderung des Reichsluftfahrtministeriums von 1942 zur Entwicklung eines Höhenjägers. Wie man deutlich erkennt, stammt sie von der Focke-Wulf 190 Familie ab, war jedoch in großen Teilen neu konstruiert. So besaß die H-Version einen stark gestreckten Tragflügel (Spannweite 14,44 m) einen verlängerten Rumpf (Länge 10,82 m) und eine Druckkabine. Als Antrieb diente der Jumo 213 E, der einen zweistufigen Lader besaß und der Maschine eine Höchstgeschwindigkeit von 746 km/h bei einer Gipfelhöhe von rund 13.500 m verlieh! Zusätzliche Methanol-Wasser- und Stickoxydul-Einspritzung erhöhten die Notleistung für kurze Zeit um bis zu 30% (Ethell).

Der Erstflug wird auf den 12. Juli 1944 datiert. Ab Januar 1945 wurden bei der III./JG 301 Umschulungen auf den neuen Typ durchgeführt. Aus Mangel an Flugzeugnachschub wurde die Sollstärke von 35 Maschinen nie erreicht und letztlich alle Maschinen und Flugzeugführer dem Stabsschwarm des JG 301 zugeordnet, Bei den Einsätzen erwies sich die neue Maschine als äußerst steigfreudig und sehr schnell. Sie kurvte auch enger als ihre alliierten Gegner. Ritterkreuzträger Ofw. Willi Reschke vom JG 301 äußerte sich über seine Maschine so: "Die Tank 152 war meine Überlebensversicherung in den letzten Tagen des Krieges" (Hermann) .

Prof. Kurt Tank, Konstrukteur der Ta 152 bestand wie üblich darauf, seine neue Schöpfung selbst zu fliegen. Beim Start mit einer der ersten Ta 152 H-1 in Hannover Langenhagen überraschten ihn "Indianern am Gartenzaun", vier P-51 stießen auf den Platz herab! Tank schob den Gashebel seiner Maschine vor bis in den Bereich der Notfall-Methanol-Wasser-Einspritzung und die Mustang-Piloten hatten das Nachsehen! (Ethell).

Mein Modell stellt die "Gelbe 1" des JG 301 in Alteno bei Luckau am 27. Januar 1945 dar. Die gelben taktischen Kennzeichen weisen auf die 11. Staffel des JG 301 hin. Bei diesem Geschwader wurden keine Werksnummern zu den taktischen Kennzeichen notiert, so dass die Maschine nicht einem bestimmten Produktionsort oder Piloten zuzuordnen ist (Hermann).

Der Bausatz ist eine Wiederauflage des Dragon-Bausatzes, jedoch ohne Ätzteile. Die benötigt man auch nicht wirklich, denn die Spritzgussteile sind ausnehmend filigran. Ich Dussel wusste es natürlich trotzdem besser und habe bei Eduard ein Zoom-Set gekauft. Davon ist kaum etwas zu verwerten, denn die Teile sind entweder nicht besser als der Kunststoff oder schlimmer noch, sie passen einfach nicht! Die Kunststoffteile sind dunkelgrau, haben wenig Grat und keine problematischen Auswerfermarkierungen oder Sinkstellen.

Zusammenbau: Im hervorragenden Cockpit habe ich einzig die Ruderpedale und die Gurte (Abb. 9, 10, 11) und zwei kleine Klappen (Abb.3) sowie Innenverkleidungen (Abb. 2) aus geätztem Metall verwendet. Das Instrumentenbrett erhielt einen zusätzlichen Sauerstoffdruck-Anzeiger und einige kleine Hebel (Abb. 1). Allerdings ist all der Aufwand nach dem Schließen des Rumpfes kaum noch zu sehen!

Leider ist bei der Neuauflage des Kits der Jumo 213 E nicht mehr enthalten, so dass im oberen Bereich des Fahrwerksschachtes gähnende Leere herrscht Immerhin soll man den doch vorhandenen Rahmen des Motorlagers einkleben, warum dann nicht auch gleich die beiden Motorträger, die sich auf Rahmen G finden aber als "nicht zu verwenden" markiert sind?? Ich habe es jedenfalls getan und gleich wirkt die Gegend viel weniger wüst (Abb. 15).

Die Fahrwerksschächte sind ebenfalls sehr ansprechend detailliert, erfordern aber etwas Sorgfalt beim Einpassen der Streben, da diese keine eindeutigen Positionierungen haben. Wenn man nicht genau hinguckt, passt der Oberflügel nicht drauf. Ich habe außerdem die Waffenläufe durch Messingröhrchen ersetzt und diese vor dem Zusammenbau trocken eingesetzt, um so weitere Anhaltspunkte für die Positionen der Teile zu erhalten (Abb.14)

Nachdem diese Hürde genommen war, kam es zur Hochzeit und im Gegensatz zu mehreren negativen Berichten erwies sich die Passform im Bereich Flügel-Rumpf-Übergang bei meinem Bausatz als völlig problemlos. Einzig im linken vorderen Bereich war etwas Spachteln angezeigt (Abb. 13).

Auch das Fahrwerk weiß zu gefallen, ich habe nur die Reifen etwas abgeflacht und an Felge und Fahrwerksbeinen Bremsleitungen aus 0,3 mm Silberdraht ergänzt (Abb. 11, 16).

Ein Problemfall ist das Propellerlager, das, vermutlich wegen der fehlenden Motornachbildung, durch Abwesenheit glänzt! Da ich Propeller ganz gern drehbar halte (irgendeiner versucht immer dran zu drehen...), bohrte ich die Motorfront auf und setzte eine Propellerhalterung aus einem uralten Revell 1:72er Kit ein, die sich in der Grabbelkiste fand. Die Dinger haben den Vorteil, dass sie von vorn nach hinten schmaler werden und sich somit gut von vorn einsetzten lassen. Dieses Teil also schob ich über die Propellerachse, sicherte es von hinten mit einer kleinen Kunststoffscheibe und klebte es ein. Problem gelöst! Leider habe ich vor lauter Freude über das Gelingen vergessen, eine Aufnahme zu machen, sorry!

Der weitere Zusammenbau ging wie´s Brezelbacken. Das Pitot-Rohr wurde wieder durch Messingrohr und Draht ersetzt, die Ringantenne fand sich bei den Eduard-Ätzteilen. Schick ist die Nachbildung des Hauben-Gleitmechanismus, denn dadurch bleibt die Haube beweglich! Die Drahtantenne entstand wie immer aus 0,1mm Anglerleine, die Isolatoren bestehen aus mehreren Lagen aufgetupftem Holzleim.

Insgesamt stellt der Zusammenbau dem etwas erfahrenen Modellbauer also keine unüberwindlichen Hindernisse in den Weg.

Die Bemalung geschah wie bei mir üblich mit Gunze Hobby Colors, mit 25 bis 50% Gunze-Hobby-Color- Thinner vermischt in der Badger 100 bei feiner Düsenöffnung und ca. 1;0 Atü verspritzt. Der Innenraum erhielt einen Farbüberzug mit H32 RLM66 Schwarzgrau, die Fahrwerksschächte wurden in H70 RLM02 Grüngrau gehalten. Dann wurden mit Reifenschwarz H77 die Blechstöße vorschattiert. Die Unterseiten erhielten H417 RLM76 Hellgrau und Gunze Metal Aluminium. Das entspricht dem für FW 190 und Ta 152 postulierten W2-Schema zur Material- und Arbeitseinsparung (Deboeck, Larger, Poruba) (Abb. 29, 30). Die Oberseiten wurden mit H421 RLM 81 Braunviolett und H422 RLM82 Hellgrün getarnt.

Da die Farbgrenzen beim Original ziemlich hart sind, habe ich die Bemalungsanleitung um den Faktor 208% vergrößert, die Schablonen passend zugeschnitten und leicht schwebend mittels White-Tack-Kügelchen befestigt (Abb. 19). Anschließend habe ich die Innenflächen der Paneele mit der jeweiligen Tarnfarbe, vermischt mit ca. 20 % weiß aufgehellt. Dann wurde noch einmal die Tarnfarbe ohne Aufhellung leicht übergenebelt. Es folgte die obligatorische Versiegelung mit Future und nach 24 Stunden Durchtrocknen ein vorsichtiges Überschleifen mit Micro Mesh Schleifleinen Körnung 4000, um kleine Unebenheiten auszugleichen. Das gelb-rote Reichsverteidigungsband habe ich, statt das Decal zu verwenden lieber mit Gunze H414 Rot RLM23 und H413 RLM Gelb 04 gebrusht. Der Propeller erhielt einen Anstrich in H065 RLM 70 Schwarzgrün, wie in der Bemalungsanleitung angegeben und durch die Originalfotos bestätigt ohne Spirale.

Erst nachdem der Tarnanstrich fertig war, kamen mir Bedenken was den Farbton des Gunze H421 RLM 81 Braunviolett angeht. Zwar sind diese späten Defensiv-Farben lange Zeit umstritten gewesen, aber ich denke, dass mittlerweile anerkannt ist, dass diese Farbe definitiv einen Braunton hatte und nicht wie Gunzes Produkt eher grünlich aussah (Abb. 22 - 26). Für weitere Modelle aus dieser Zeit werde ich mich wohl bei einem anderen Anbieter nach RLM 81 umsehen müssen. Kann mir jemand einen Tipp geben? Wie ist es zum Beispiel mit RLM 81 bei den Acrylfarben von Model Master?

Alterung: Das Washing erfolgte wie gehabt mit wasserlöslichen Ölfarben von Goya, Elfenbeinschwarz und Siena natur gemischt, der Überschuss wurde mit Spülmittel-Wasser entfernt. Das Chipping wurde mit einem weichen Silberstift durchgeführt. Dann wurden noch mit MIG-Pigmenten Black smoke P023, African Earth PO38 und Ashes White PO22 mit einer Micobrush trocken Abgas- und Schmauchspuren aufgebracht.

Die Decals des Bausatzes sind dünn aber deckend. Sie ließen sich mit Mico-Sol recht gut der Oberfläche anpassen. Zum Schluss wurde alles mit seidenmattem Klarlack (10 Teile H20 matt plus 0,5 Teile H30 glänzend) versiegelt, dann wurden die Reifen und besonders abgenutzte Bereiche der Bleche noch zusätzlich mit H20 matt pur gebrusht.

Fazit: Dieser Bausatz ist trotz seines Alters ein echter "Knaller": Die Details sind beeindruckend, die Maße stimmen bis auf die Gesamtlänge, die einige Millimeter zu kurz ist, sehr gut mit dem Original überein! Wie man hört wird Dragon das Original jetzt wieder auflegen, hoffentlich diesmal mit Motor! Für den Bau habe ich etwa vierzig Stunden benötigt. Das Ergebnis ist den Aufwand wert!

Utz Schißau, Berlin (Januar 2009)

Literatur: